Braunanlage gesperrt, Bänke auf lange Bank geschoben

Diese zwei Meldungen sind zu wichtig, um sie bis zur nächsten Wochenschau vergammeln zu lassen. Denn nicht nur in Markranstädt litten heute Mensch und Natur unter der Hitze. Manche sogar vorher schon. Die Folgen sind höchst unterschiedlich und haben zu ersten Verlusten geführt. Alte Bäume verschwinden, neue Bänke kommen (vorerst) nicht hinzu.

Im Original klingt die Info so, dass heute die Grünfläche Ecke Zwenkauer/Lausner Straße gesperrt wurde. Wer aber jetzt diese Grünfläche unter Zuhilfenahme der gängigen Farblehre sucht, der hat schlechte Karten.

Alles vertrocknet oder zumindest dehydriert. Eine Braunfläche ist das, jawollja! Nur kann man das eben nicht so schreiben.

Nicht im Freistaat Sachsen und gleich gar nicht nur 75 Jahre danach. Obwohl die Folgen fast so aussehen wie damals. Bio-Ruinen wohin das Auge reicht.

Bis zur Fällung wegen Windbruchgefahr gesperrt.

Auf der Fläche befinden sich 22 Birken, von denen 16 so stark gefährdet sind, dass sie gefällt werden müssen. Durch die anhaltende Trockenheit sind diese abgestorben, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Sie müsse daher kurzfristig handeln, um der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen und somit mögliche Schäden von Leib und Leben abzuwenden.

Wie gesagt, eine Grünanlage hat der MN-Fotograf leider nicht gefunden, wohl aber die ehemaligen Birken. RIP. Man könnte, um Geld für die Kettensägen zu sparen, lediglich noch ein paar Wochen auf den nächsten Regen warten. Dann kann man die Strünke möglicherweise mit der Hand rausziehen.

Gemessen an der durchschnittlichen Lebenserwartung einer Birke, die bei ungefähr 20 Jahren liegt, ist es sowieso an der Zeit, dort was Neues hinzustellen.

Auf die lange Bank geschoben

Stadtmöbel zum Beispiel. Die würden sich auf der Braunanlage an der Lausner Straße sicher gut machen und vielleicht hat man ja bald welche dafür übrig?

Das Verwaltungsgericht Leipzig konnte sich heute im Verfahren Geppert gegen Markranstädt jedenfalls nicht zu einer Entscheidung durchringen.

Könnte auch an Corona gelegen haben. Zum Beispiel weil die jungen Referendare grade alle im Home-Office sind und deshalb niemand da ist, der dem Richter eine pfiffige Urteilsbegründung formuliert.

Aus diesem Grunde hat’s das hohe Gericht erst mal mit einem Vergleichsangebot versucht. Das macht man immer so.

Wenig sinnstiftend allerdings, da es das gleiche Angebot war, das die Stadt der Klägerin selbst schon mal vergeblich unterbreitet hat.

Damit zog sich die Anhörung hin wie ein Wrigley unterm Schuhabsatz. Die 155 Verhandlungsminuten (11 Uhr bis 13:35 Uhr) wurden lediglich von zwei zwanzigminütigen Verhandlungspausen unterbrochen, die gerade so fürs Pipi und eine Zigarette reichten.

Hat alles nichts genützt. Satirisch zusammengefasst: Beide Streithähne haben jetzt noch mal die Möglichkeit, dem Gericht schriftlich zu erklären, was Stadtmöbel sind.

Für die Klägerin sind es nämlich plötzlich Fahrradständer, für die Stadt nach wie vor Bänke und Tische. Es wird keine weitere mündliche Verhandlung mehr geben. Das Gericht fällt seine Entscheidung nach Beurteilung der neuerlichen Schriftsätze voraussichtlich im Oktober, obwohl der 11. 11. dem Vorgang angemessener wäre.

 

1 Kommentar

    • jabadu auf 12. August 2020 bei 23:28
    • Antworten

    Na das klappt doch. Es ist ohnehin vorgesehen, die „braune“ Grünanlage zu entfernen. So steht es im Bebauungsplan „Wohnen an der Zwenkauer Straße“. Durch das Fällen der Bäume soll attraktives Bauland geschaffen werden.
    Und zumindest einen Vorteil hat das Schließen. Das sonst übliche Alarmieren unserer Feuerwehr zum Wegräumen umgefallener Bäume, die die Stadt im Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht hätte fällen müssen, können wir sparen. Aber nur in diesem Fall.

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