Die Markranstädter Wochenschau (33)

Das wird diesmal eine echte Schau, diese 33. Markranstädter Wochenschau. Weil Busreisen in die Risikogebiete Pariser Bordelle nicht mehr möglich sind, fand unter der Woche eine Safari durch die Markranstädter Ortschaften statt. So richtig mit Bus und so. Nur der Verkauf von Rheumadecken und Kaffeemaschinen fehlte. Da sich die Reisegruppe nur aus Großkopferten des Landkreises rekrutierte, hat uns Rathaus-Sprecherin Heike Helbig aus der Not geholfen und die Eckpunkte für die Reportage samt Fotos geliefert. Wir verneigen uns in tiefer Dankbarkeit!

Offiziell nannte sich die am Donnerstag durchgeführte Safari „Besichtigungstour der LEADER-Projekte Südraum Leipzig“ und führte explizit zu den Markranstädter Projektstandorten.

Leader [engl.: Führer], dieser Begriff wurde von der EU nicht ohne Grund gewählt. Geht es doch darum, die patriotische Gesinnung der Ureinwohner zu fördern, indem man sie für die markanten Merkmale ihrer Heimat sensibilisiert.

Entsprechend waren auch nur Leader an Bord des Busses. So beispielsweise die Bürgermeister aus Groitzsch, Neukieritzsch und Rötha. Der Landrat hatte seine Gouvernante Gesine Sommer geschickt, die sich Tags zuvor von ihm noch per StandUp-Paddleboard über den Cossi rudern ließ.

Und natürlich war auch Jens Speaske als örtlicher Leader dabei, der wiederum Heike Helbig als Sekundantin mitgebracht hatte. Die fand schon die Idee einer solchen Tour ganz witzig: „Eine Reisebustour durch die eigene Heimatstadt – das öffnet tatsächlich noch einmal einen seltenen Rundblick auf die eigene Stadt.“

Start in Schkölen

Als Leader-Chefin im Rathaus kennt sie selbstverständlich auch die Hintergründe des Programms und weiß, dass „allein Antragsstellung und Abrechnung bei den Fördermitteln schon einen großen bürokratischen Aufwand und sicherlich auch einiges an Nerven kosten“. Aber die Mühe lohne sich und „die Ergebnisse stärken tatsächlich den ländlichen Raum und unsere Dörfer“.

Station 1 in der Schkölener Hunnenstraße. Früher trieb sich auf solchen Höfen Nutzvieh herum. Heute sind neue Konzepte gefragt.

Die erste Station der Reise befand sich in Schkölen. Bauernhöfe wurden früher so gebaut, dass das Viehzeug nicht raus konnte.

Die gleichen Eigenschaften sind bei städtischen Neubauern heute gefragt, damit von draußen niemand rein kann.

Nicht so in der Hunnenstraße 9. Die junge Familie, die mit ihren zwei Kindern aus Leipzig hierher zog, hat ihren Hof gern geöffnet. Sie wohnen jetzt über ein Jahr im neuen Heim und fühlen sich wohl auf dem Land. Und sie haben sich der Herausforderung gestellt, dem alten Hof wieder neues Leben einzuhauchen.

„Denn sie wissen, was sie tun“, könnte man sagen. Im Gegensatz zu anderen Neuankömmlingen auf dem Lande, die sich in den Parallelwelten ihrer weißen Wohnwürfelsiedlungen verbarrikadieren und quakende Frösche verklagen, hat diese Familie die ländliche Lebenskultur verstanden und aufgegriffen. Integriert!

Großlehna: Friseursalon

Station zwei der Reise wartete in Großlehna. Ein Friseursalon als Leader-Projekt. Die Eigentümer wohnen bereits seit über 20 Jahren in Altranstädt. Mit mit dem Kauf eines Gewerbegrundstücks und Mitteln aus dem Leader-Programm wurde der Traum vom eigenen Ladengeschäft in unmittelbarer Nähe zum trauten Heim nun wahr.

Auch geleadert: Kirche Altranstädt

Rein in den Bus und raus aus dem Bus, die nächste Station lauerte nur wenige Minuten weiter in Altranstädt. Im Leader-Projekt „Kirche“ sind unter anderem die Orgelempore und das Gestühl enthalten.

Aber auch die Mauer wurde saniert und da wurde es schon irgendwie witzig. Auf den alten, rostigen Zaunsfeldern wurden grüne Pigmentspuren gefunden. Deshalb fordert der Denkmalschutz, dass die Felder grün gestrichen werden. Die gefundenen Farbspuren deuteten auf ein richtiges grelles Grasgrün hin.

Ein visueller Anschlag auf das menschliche Augenlicht. Man konnte sich dann zum Glück auf eine dezentere Variante der Farbe Grün verständigen. Gewöhnungsbedürftig bleibt es.

Generationen in Lindennaundorf

Auf zu Station 4. Der Mehrgenerationenhof Lindennaundorf wächst. Geleadert wird hier der Ausbau der Scheune. In deren Erdgeschoss entsteht ein Veranstaltungsraum, denn der Hof hat sich gut im Ort integriert.

So nehmen sie jährlich am Lebendigen Adventskalender teil und gestalten einen Weihnachtsmarkt aus, den im vergangenen Jahr rund 600 Gäste besuchten. Darüber hinaus entstehen noch drei weitere Wohnungen, für die bereits Mieter gefunden wurden.

Dornröschenschlaf in Seebenisch

Die vorletzte Etappe der Reise führte die Leader-Gruppe zum Ortsbegegnungszentrum in Seebenisch. Hier hatten die erfahrenen Projektmanager zunächst den Eindruck, dass mit ihren Fördermitteln die Scharniere in den Fußwegen finanziert wurden. Das OBZ liege lediglich coronabedingt derzeit noch etwas im Dornröschenschlaf, hieß es als Erklärung. Beeindruckt war die Reisegruppe trotzdem – vor allem von der sympathischen ländlichen Ausstattung des Objektes.

Kreis in Schkölen geschlossen

Das Finale der Rundreise führte die Führer dann wieder nach Schkölen in die Hunnenstraße 36. Hier lag der Förderschwerpunkt im Bereich der Barrierefreiheit. Der Hof beeindrucke durch seine Liebe zum Detail, hieß es. So habe die Familie beispielsweise bei Ebay rund 14.000 gebrauchte Dachziegel gekauft, sie in mühevoller Handarbeit von alten Mörtelresten befreit und damit die historische und sanierungsbedürftige Scheune gedeckt.

 

1 Kommentar

    • Marc Ranzi auf 16. August 2020 bei 12:21
    • Antworten

    Wie mir scheint wurde hier in der transparentesten Stadt am See, zu Angaben der Reiseroute unseres Leadership, eine Station vergessen. Ich denke ich habe das Leadermobil an diesem Tag ebenfalls parkend im Bereich des Krakauer Teiches gesehen. Hatte erst gedacht es ist wieder ein Teil der Willkommenstour nach Markranstädt, aber bekanntlich soll ja Geißlerreisen keine Unterbringungstransporte mehr im Auftrag unserer Landkreisleader übernehmen. In guter Lallendorfer Tradition, nix genaues weiß man nicht und ansonsten reicht die Hälfte fürs Doppelte.
    Schönen Sonntag Euch.

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