Corona-Lockerungen: Die Inzidenz der Dioptrien pro Blumenstrauß

Seit gestern gelten neue Corona-Regeln. Einige Beschränkungen wurden gelockert (daher: Lock-down), andere verschärft (Lock-up) und wieder andere neu modifiziert (Lock-enwickler). Weil das jeder Ortsvorsteher für seinen Siedlungsbereich selber festlegen kann, gibt es in Markranstädt allerhand Verwirrung. Was gilt eigentlich bei uns und was muss ich beachten, wenn ich beispielsweise von Seebenisch nach Schkeitbar fahre? Ihre Markranstädter Nachtschichten klären auf!

Die einzige verlässliche Konstante ist zur Zeit die Maske. Wer hätte das gedacht? Allerdings gibt es auch hier einige Änderungen, mit denen wir unseren Info-Beitrag beginnen wollen.

Es dürfen nur noch solche Masken getragen werden, die von der Bundesregierung in einem aufwendigen, für die Hersteller unheimlich teuren Genehmigungsverfahren zugelassen wurden. Weil der Unterschied zwischen einer Strafmaske und einer zugelassenen Staatsmaske für den Laien kaum erkennbar ist, gilt die Faustregel: Nur die Bedeckungen mit Zuzahlung sind die echten!

Der Grund ist einleuchtend. Es geht um das Solidarprinzip. Um den Aufwand für die Zulassung (Testreihen an geimpften Nutten für parlamentarische Staatssekretäre, All-Inklusive-Urlaub in Risikogebieten für Abgeordnete etc.) refinanzieren zu können, muss der Bundesbürger mit einer Zuzahlung von zwei Euro herangezogen werden.

Wir alle sind Henry Maske

Lassen Sie sich nicht davon täuschen, dass jegliches FFP-Zertifikat fehlt und die gleichen Masken im Internet nur 75 Cent kosten. Es geht hier um das Gemeinwohl und Maskenhersteller gehören nun mal auch zur Volksgemeinschaft.

Das war der verständliche Teil der neuen Regeln. Kompliziert wird’s bei der Frage, was nun seit gestern speziell in Markranstädt gilt. Das ist wirklich nicht einfach zu verstehen und fordert die ganze Aufmerksamkeit des homo marcransis.

Blumen und Bücher

Irre: Blumenhändler dürfen seit gestern wieder Bücher lesen, aber Buchhändlern ist es weiterhin verboten, im Blumenladen Literatur anzubieten. Zumindest so lange sie im Umkreis von 12,3 Kilometern (Achtung, Lockerung! Vorher warens 15.) keine Verwandten im eigenen Haushalt haben, deren Inzidenz höher als die ISBN-Nummer des jeweils angebotenen Buches ist.

Friseuren ist es in Markranstädt ab sofort wieder erlaubt, zu frisieren. Allerdings dürfen sie nur Kunden bedienen, die einen negativen Corona-Test vorweisen können, der nicht älter als die TÜV-Plakette des Frisierstuhles ist. Ausnahmen gelten lediglich für Kunden, die einen Blumenhändler kennen, der Verwandte in einem Landkreis hat, in dem Buchhändler Selbsttests vernehmen dürfen.

Kosmetikstudios zählen weiterhin zu Anbietern körpernaher Dienstleistungen. Daher ist alles, was sich in einem Abstand von weniger als 8,5 Zentimetern zum Kunden abspielt, weiterhin untersagt.

Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Wer unter Kurzsichtigkeit leidet und eine Brille trägt, kann beim zuständigen Gesundheitsamt eine Ausnahmeregelung beantragen. Liegt der Quotient aus Dioptrienzahl und Inzidenzwert des Landkreises an drei aufeinanderfolgenden Tagen unter 0,68 Becquerel, darf der Kunde bedient werden.

Körpernah bildungsfern

Was Schulen angeht, konnten sich weder Bundesregierung noch Länder, Landkreise oder Gemeinden auf eine Einigung einigen. Weil der Begriff Schule bereits aus dem deutschen Sprachwortschatz verschwunden ist, muss für dieses urzeitliche Bildungsrelikt erst eine neue Definition gefunden werden.

Bis dahin gilt, dass Schulen geöffnet haben. Es sei denn, sie wurden geschlossen. Dann dürfen sie nur von den Hausmeistern geöffnet werden.

Schluss mit lustig!

Kneipen, Restaurants und Gaststätten können, ebenso wie Konzertsäle, Theater und Kinos weiterhin geöffnet bleiben. Wie bisher jedoch lediglich zu Zwecken des Durchlüftens. Aber das ist ja immerhin schon ein Schritt hin zur Normalität.

Harte Restriktionen gelten seit gestern hingegen an einigen Arbeitsplätzen. Betrieben, in denen Arbeit Spaß macht, wurde wegen Verdachts der Wehrkraftzersetzung das Privileg der Systemrelevanz entzogen. Das Rathaus sei aufgrund aktueller Entwicklungen grade noch drum herum gekommen.

Es sei den Bürgern in diesen harten Zeiten, in denen das Volk an Entbehrungen gewöhnt werden müsse, nicht mehr zu vermitteln, dass einige Wenige noch in den Genuss von Freude kommen dürften. Das mit der Arbeit betreffe sowieso nur noch eine Minderheit.

Sport vor Ort

Bliebe zuletzt noch ein Blick auf den Freizeitbereich. Sport ist in Markranstädt nur noch Menschen unter 40 erlaubt, in Räpitz und Großlehna liegt die Obergrenze bei 44 Jahren und in den restlichen Ortschaften bei 48 Jahren.

Hier appellieren RKI und BND auch an die Vernunft der Bürger. Menschen über 50 sollten aus gesundheitlichen Gründen generell auf Sport verzichten.

Die einzige Ausnahme bildet Göhrenz. Damit dort überhaupt jemand Sport treiben kann, wurde die Altersgrenze auf 85 hochgelegt. Bedingung: Es ist stets ein Rollator mitzuführen und es sind nur kontaktlose Sportarten mit maximal acht Personen aus vier Haushalten erlaubt.

Ausnahme: Eine neunte Person darf teilnehmen, wenn sie aus einem Landkreis kommt, in dem der Buchhandel pro 8,6 Quadratmeter Ladenfläche nicht mehr als drei Blumensträuße pro 10 negativ getesteter Kunden verkaufen darf.

Nicht für alle unverständlich

Sie sehen: Wenn man sich einmal damit beschäftigt hat, ist es gar nicht so schwer, sich auf die neuen Umstände einzurichten. Allerdings nur so lange man in Markranstädt bleibt. Ab Dölzig (Landkreis Nordsachsen), Lützen (Sachsen-Armut), Leipzig (Leipzig) oder Kitzen (Pegau) gelten schon wieder ganz andere Regeln.

Selbst wenn es in einigen dieser Regionen gar kein Corona gibt, ist dort das Tragen einer Maske mitunter trotzdem vorgeschrieben, oft aus nachvollziehbaren ethischen Gründen.

Wir werden uns dran gewöhnen und wer die richtigen Ideen hat, kann aus der Situation sogar Profit schlagen. Früher gabs zum Beispiel so Jahreskalender, in denen dann auch immer die Ferienzeiten in den einzelnen Bundesländern abgedruckt waren.

Einziger Wehrmachtstropfen

Die Markranstädter Nachtschichten haben gestern ein Patent auf einen ebenso umfangreichen Tageskalender angemeldet, in dem jeweils aktuell sämtliche Corona-Regeln in allen 2054 Städten Deutschlands präsentiert werden. Macht 365 Stück á 3,50 Euro pro Jahr mal 80 Millionen Bundesbürger … wir sind Self-made-Billiardäre!

Einziger Wehrmachtstropfen: Wir haben wegen der fälligen Vorab-Provision keine Chance, bei der Bundesregierung die Zulassung als offizielles Kalendarium durchzukriegen. Aber die sind seit dem Deal mit den Masken ohnehin erstmal alle im Urlaub.

 

6 Kommentare

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  1. Traumhaft zusammengefasst.
    Wer dabei nicht irre wird, macht was falsch 😉
    Aber erklärt mir mal einer, wie das mit den steigenden Inzidenzen bei fallenden Infektionszahlen geht? Sowas ist mir in Leipzig aufgefallen, nun auch anderswo…., hab´s wohl nicht so mit Mathe ;))
    Aber hat ja was gutes, die WeLT schrieb gerade, dass 3 % weniger gestorben sind, als letztes Jahr im Februar, Was ist das nur für eine grauenhafte Pandemie .))) , und der Altmeier stoppt nun alle Coronahilfen, weil Betrüger im großen Stil abgezockt haben, Satire vom Feinsten!
    Ich fürchte, so langsam bekommt ihr Konkurrenz. :)))

    1. Stimmt. Forscher haben herausgefunden, das zirka 10% der Meisten um fast 5% weniger husten,
      auch seien im Vergleichszeitraum nur so wenige gestorben, wie es auch neue Tote gab.
      Diese Trendwende stimmt optimistisch, aber bitte nicht gleich wieder übermütig werden und in die Hand niesen.

        • Närrin auf 10. März 2021 bei 18:33
        • Antworten

        Ich bin nicht übermütig, aber Leben ist im allgemeinen tödlich.
        Wäre nur schön, wenn alles mal Relationen bekommt.
        Leben heißt was anderes, als das, was wir hier gerade völlig übertrieben tun müssen/ sollen.
        Das momentan hat was von Knast, von Vegetieren- ich hab nichts verbrochen, hab das auch nicht vor und doch werde ich entrechtet und weggesperrt, mit Ausgang, also Hafterleichterung im Fachjargon? Ich bin Erwachsen und habe das Recht, nach Verfassung, mich verwahrlosen zu lassen, ob Ihnen das schmeckt oder nicht- so ist es.
        Wie sieht das denn das Jugendstrafrecht- mhm, die darf man nicht einsperren, werden es aber im Kindesalter schon, mal nachdenken bitte 😉

        1. Das Kinderbergwerk Kairo ist wegen Corona vorübergehend geschlossen.

      1. Bei den Überlebenden sind wir schon bei einer umgekehrt reziproken Vulnerabilität von 140 Prozent.

    2. Muss das nicht Infektienzen und Indizionszahlen heißen?

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