Vom Stadtradeln, einem Blitz-Bauamt und jeder Menge Kleinholz

Versprochen ist versprochen. Darum reichen wir Ihnen an dieser Stelle noch ein paar Höhepunkte der letzten Tage nach, die es unter all den dramödiantischen Nachrichten nicht auf den Bildschirm der Markranstädter Nachtschichten geschafft hatten. Einzig die ungeklärte Sachlage über die Nutzung der Parkplätze am Aldi-Markt müssen wir Ihnen noch schuldig bleiben. Die hochkochenden Seelen der Anrainer werden aktuell noch mit den Gefriertruhen im Frostregal runtergekühlt.

Beginnen wir mit einer außerordentlich positiven Botschaft. Das oft und viel, nicht selten auch zu Unrecht gescholtene Bauamt der Stadt hat in der vergangenen Woche Großes geleistet!

Noch zu Wochenbeginn wurde die MN-Leserschaft mit der Pressmitteilung beruhigt, dass der Zugang zur Bushaltestelle an der Schmiede in Lindennaundorf bis spätestens Ostern so hergestellt wird, dass die behindertengerecht ertüchtigte Haltestelle von Behinderten auch erreicht werden kann.

Da hat der geschulte homo marcransis natürlich nur wieder so weit gedacht, dass das Jahr dieses ominösen Osterfestes ganz bewusst verschwiegen wurde. Allerdings hat er diesmal mit dieser Vermutung voll daneben gelegen. Das Bauamt hat sich quasi selbst überholt ohne sich einzuholen.

Bauamt wieselflink

Nur drei Tage nach der Mitteilung und damit bereits vier Wochen vor Ostern war die Tat vollbracht. Und nicht nur der Zugang zur Anlegestelle des ÖPNV wurde begradigt, befestigt und gepflastert, sondern der Wartebereich ist auch noch überdacht!

Übrigens, weil sowas heutzutage nicht selbstverständlich ist: Sogar der Baum in der Einflugschneise durfte stehenbleiben.

Das biblische Mysterium der österlichen Auferstehung wurde damit 2000 Jahre später durch ein ganz weltliches Wunder getoppt.

Entsprechend euphorisch waren dann auch die Reaktionen der Anrainer. Das Spektrum reichte von Ausrufen wie „Jo is de heit scho Ostern?“ bis hin zu „Tolle Leistung und Dankeschön ans Rathaus!“

Nicht ganz so froh, aber am Ende auch nicht ganz so schlimm wie befürchtet, stellte sich auch ein Vorgang im Park am Stadtbad dar. Dort kam es im Bereich des Jugendclubs vor einigen Tagen zu optisch wirkungsvollen Forstarbeiten. Das gestapelte Gezweig, Geäst und Gestämm ließ zunächst großflächige Rodungen erahnen.

Zumindest zum Teil konnte das Rathaus diese Befürchtungen entkräften. Um die Interims-Kita am Stadtbad aufstellen zu können, wurden demnach 15 Meter Thujahecke entfernt. Verluste in den Reihen dieser Monokultur sind im Stadtbild durchaus verkraftbar.

Ich und mein Holz

Weiterhin seien sieben verschiedene Nadelgehölze entfernt worden. Dieser Akt sei genehmigungsfrei, teilt die Stadtverwaltung mit. Eine Pflicht zur Ersatzpflanzung bestehe, im Gegensatz zu einem Ahorn im Hofbereich, nicht. Der musste wegen eines Pilzbefalles gefällt werden.

Eine entsprechende Ausgleichspflanzung sei noch in diesem Jahr vorgesehen. Nach Rückbau des Interimsbaus im Jahr 2023 / 2024 soll zudem eine geordnete Gestaltung und Begrünung der Außenfläche erfolgen.

Markranstädt soll sich in diesem Jahr am Stadtradeln beteiligen. Das jedenfalls sieht ein Antrag vor, den die Fraktion SPD/Grüne in den Stadtrat eingebracht hat. Ziel dieser Aktion ist es, an 21 aufeinanderfolgenden Tagen so viele Kilometer wie möglich mit dem Drahtesel abzuschrubben.

Möglich, dass Stadtrat Tommy Penk die Inspiration dazu aus Markkleeberg mitgebracht hat, wo das Stadtradeln inzwischen schon zu einer festen Institution geworden ist. Allerdings ließ Penks Vortrag vorm Stadtrat nicht nur einige Fragen offen, sondern erzeugte solche auch.

Hinsichtlich der Kosten, Teilnehmergebühren oder gar zu gewinnender Preise blieb der Wissensdurst der übrigen Volksvertreter vorwiegend ungestillt. Aber zwei wesentlich wichtigere Argumente kamen gar nicht erst auf den Tisch.

Auf fremden Satteln

So führte Tommy Penk beispielsweise an, dass rein statistisch 80 Prozent der Bundesbürger ein Fahrrad besitzen würden. Was runtergerechnet auf Lallendorf also auch annähernd auf die Markranstädter zutreffen müsste.

Gut möglich, dass das so ist. Also das mit den 80 Prozent. In Markranstädt allerdings lautet die Gleichung wohl eher, dass sich 80 Prozent der Fahrräder in fremdem Besitz befinden. Und genau an dieser Stelle beginnt das Problem mit dem Stadtradeln für die restlichen 20 Prozent.

Um ihre abgeradelten Kilometer glaubhaft nachweisen zu können, müssten sie ihre Drahtesel mit Kilometerzählern ausrüsten, die es bekanntlich nur noch in Form kleiner Fahrradcomputer gibt. Mit dieser Sonderausstattung aufgewertet, ist es dann allerdings nur noch eine Frage von Minuten, bis auch diese 20 Prozent persönlicher Fahrräder neue Besitzer gefunden haben.

Das mit dem Stadtradeln ist eine wirklich gute Idee. Wie gesagt, in Markkleeberg ist es schon zu einer Tradition geworden und wird dort als gesellschaftliches Event zelebriert. Das wäre Markranstädt auch zu wünschen, allerdings sollten vorher die Stellschrauben der Sicherheit nachjustiert werden. Und zwar deutlich, am besten gleich mit einem armstarken Drehmomentenschlüssel.

Ansonsten könnte es passieren, dass zwar die Zuschauer am Straßenrand zahlenmäßig an die Glanzzeiten der Friedensfahrt erinnern, aber eigentlich nur deshalb gekommen sind, um ihr einst entwendetes Eigentum wiederzuentdecken.

 

4 Kommentare

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    • Doppelrömer auf 9. März 2021 bei 9:41
    • Antworten

    Na endlich, und sehr gut! Positivnachrichten von und über Markranstädt bei OT Lindennaundorf und Bauamt in der Scheinpresse. Qualitätspresse wasche bitte nochmal nach. Braucht’s bloß abzuschreiben. Fahrradfahen ist auch toll, aber, gibt es keine radelnden Männer in M? Die haben bestimmt auch ein hübsches Lächeln und frisierte Haare.

    1. Stimmt: Es ist nicht alles schlecht. Grade in Frankenheim nicht, wo es auffällig oft brennt. Verfolgt man die Einsatzberichte, muss die Feuerwehr da jetzt jedesmal zweimal ausrücken. Wahrscheinlich hat’s der Eine nicht so mit dem Brandstiften und es klappt jedesmal erst, wenn der andere zum Feuerzeug greift. Aber das wird schon noch. Es ist noch kein Brandmeister vom Himmel gefallen.

  1. Stadtradeln…toll, dass nach leipzig, Markkleeberg und vielen andern deutschen Städten nun auch Markranstädt teilnehmen möchte. Insider wissen, dass dies kein Radrennen um Plätze auf dem Siegerpodest ist, sondern eine Aktion für jedermann mit guten Gedanken und messbaren Werten zum Umweltschutz. Der Erfolg kommt allen zugute, die Belohnung besteht im Spaß und persönlichem Fitnesszuwachs. Außerdem konnten sich Teilnehmende bisher Bonuspunkten bei ihrer Krankenkasse abholen.
    Wenn Markranstädt dazu ein Extrabonussystem für Radfahrende für das Einkaufen in dörflichen Tante-Emma-Läden einzuführen gedenkt, könnte ja auch diese Idee etwas Rückenwind bekommen.
    Und dass ohne Belohnung offenbar gar nichts läuft, dafür gibt es leider aktuell große Vorbilder!

    1. Also ob Markranstädt daran teilnehmen MÖCHTE, ist noch nicht raus. Die Diskussionen der Abgeordneten schienen eher von so einer Art MUSS getrieben. Auch die Frage nach den Kosten (Teilnehmergebühren) konnten nocht beantwortet werden. Aber vielleicht kann man die mit der GEZ für die Übertragung der Tour de France verrechnen?

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