Der Aufstand der Biodiversen

Das passiert, wenn man seine Mitarbeiter nicht an der kurzen Leine hält. Einmal losgelassen, fangen sie an, selbstständig zu denken. Und was kommt dabei raus? Völlig verblendet von den Herzkranzgefäßen Annalena Baerbocks wandeln sie plötzlich auf grünen Pfaden. Was Jabadu, Georg Deimler und Pici Formes diese Woche von ihren Reportage-Safaris mitbrachten, war jedenfalls vorher nicht abgesprochen und behandelt trotzdem das gleiche Thema. Alle drei treibt die Sorge um den Zustand der Markranstädter Umwelt. 

Georg Deimler ist bei seinen Rundreisen durch die Markranstädter Latifundien auf ausgedehnte Flächen abgegraster Steppenlandschaft gestoßen.

Kannte man den extensiven Anbau der als „Psychopathenrasen“ gefeierten Kurzgraskulturen bislang vorwiegend aus den Vorgärten rund um die weißen Wohnwürfel neubürgerlicher Siedlungen, werden seit einiger Zeit zunehmend auch öffentliche Flächen von diesen Neobioten befallen. Da plötzlich funkte eine Nachricht Hoffnung in die Welt.

LVZ vom 13. April: Frohe Botschaft nur für Leipzig.

LVZ vom 13. April: Frohe Botschaft nur für Leipzig.

„In Leipzig wächst jetzt ‚Langgras‘, eine Initiative gegen das Artensterben“, hat Deimler festgestellt. Doch seine Freude über eine Ausbreitung des Gewächses erhielt beim Blick auf die Markranstädter Flur einen herben Dämpfer.

„Markranstädt tut das Gegenteil, hat schon am 30. März einer Grünfläche gegenüber dem Hopfenteich in Frankenheim einen Kurzhaarschnitt verpasst“, klagt er über die Missachtung des Verbots zur Erbringung körpernaher Dienstleistungen mitten in der Pandemie.

Noch bevor es hier für Insekten was zu entdecken gab, wurde die Wiese am Frankenheimer Hopfenteich entblüht.

Noch bevor es hier für Insekten was zu entdecken gab, wurde die Wiese am Frankenheimer Hopfenteich entblüht.

„Aber wenigstens für’s Artensterben war die Aktion erfolgreich“, hat er dann doch noch einen Grund zum Frohlocken gefunden.

Ähnlich wie aufblühende kreative Köpfe des Bürgertums, werden auch die Blüten der Pflanzen geköpft und die gesamte Gesellschaft noch vor der Geschlechtsreife auf fünf Millimeter über dem Mutterboden gestutzt.

Die Insekten arbeiten sich indes an der Bestäubung urbanen Felsgesteins in den Schottergärten der weißen Parallelwelten ab.

Genau in einer solchen Population ist auch Jabadu fündig geworden.

Anfangs hatte er sich noch darüber gewundert, dass die Streitlust der Verteidiger eines Grünstreifens in der Ranstädter Mark so abrupt nachgelassen hat.

Die weißen Tauben sind müde. Höchste Zeit, dass sich auch die Ureinwohner mal für unser aller Umwelt einsetzen.

Die weißen Tauben sind müde. Höchste Zeit, dass sich auch die Ureinwohner mal für unser aller Umwelt einsetzen.

Noch vor Jahresfrist hatten sie dort unter Zuhilfenahme ökologischer Argumente sogar ein großindustrielles Küchenkartell in die Flucht geschlagen.

Tauben sind müde

Und jetzt ignorieren sie mit geradezu stoischer Gelassenheit sogar die staatlich legitimierte Rodung in Sichtweite ihrer Terrassen.

Die ganze Welt blickt auf die Abholzung der südamerikanischen Regenwäler. Nördlich der Bahnlinie sterben die Gehölze hingegen einen einsamen Tod.

Die ganze Welt blickt auf die Abholzung der südamerikanischen Regenwäler. Nördlich der Bahnlinie sterben die Gehölze hingegen einen einsamen Tod.

„Das ist der Beweis, dass es den Anrainern nördlich der Bahn noch nie um private Interessen ging“, kombiniert Jabadu messerscharf. Schließlich könnten alle anderen Markranstädter ihren Grünschnitt ebenfalls hinter der Front des geretteten Grünstreifens deponieren. 

Heimische Rohstoffe für das neue Biomasse-Kraftwerk Kulkwitz?

Heimische Rohstoffe für das neue Biomasse-Kraftwerk Kulkwitz?

Und was die aktuelle Abholzung in der Ranstädter Mark angeht, könnten ja ruhig auch die Ureinwohner mal protestieren. Die Großküchenvertreiber haben genug gekämpft. Die weißen Tauben sind müde.

Ein ganz anderes Umweltproblem hat sich unserer Edelfeder Pici Forma an die Absätze ihrer High Heels geheftet.

Beim Gassigehen hat sie festgestellt: „In Markranstädt ist die Hundesteuer nach Ausbildungsstand des Hundes gestaffelt. Selbst für einen Hund ohne Schulabschluss zahlt man gegenüber Leipzig weniger als die Hälfte. Für einen Hund mit Abitur liegt man gar nur noch bei einem Drittel.“

Kein Hund mit Abitur kann diesen Hinweis lesen. Oft nicht mal studierte Herrchen.

Kein Hund mit Abitur kann diesen Hinweis lesen. Oft nicht mal studierte Herrchen.

Aber Pici weiß auch: Selbst studierte Hunde müssen mal kacken. Das Problem mit den Plastiktüten kommt deshalb immer wieder genauso hoch wie die Wurst aus dem Darm. Auf der Suche nach einer Lösung kam Pici Formes über die Nahrung des Hundes zu dessen Nahrungskette und damit folglich auf Katzen.

Nicht jedes Stück Schokolade, das spielende Kinder in den Sandkästen unserer Stadt finden, hat ein Hund dort deponiert. Eher die allerwenigsten, wie aufmerksame Eltern anhand einer Geruchs- oder Geschmacksprobe leicht feststellen können.

Die Spuren verraten: Katzen sind fies. Sie kacken in den Sand und schieben es auf die Hunde.

So fies können Katzen sein: Kacken in den Sand und schieben es auf die Hunde.

Bevor der homo marcransis schon das reflektorische Gekreische nach einer Katzensteuer zu hören glaubt, holt uns Pici Formes auf den Boden der Tatsachen zurück und warnt: „Niemals wird eine Luxussteuer dazu eingesetzt, ihren Zahlern das Leben zu erleichtern. Auch Sand aus reinem Gold im öffentlichen Katzenklo wäre den Katzen das, was den Hunden der Kotbeutelspender ist: Vollkommen egal.“

Der Beweis für diese Aussage steht an den Rändern der Wege. Die von Steuergeldern teuer bezahlte Architektur der Hundetoiletten ist eine Fehlplanung in Reinkultur. Mit 1,20 Metern über Grund kann dort nicht mal eine Deutsche Dogge entspannt ablaichen und dann sind die Klos auch noch ständig mit Plastetüten verstopft.

 

8 Kommentare

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  1. Na da bin ich platt: Eine Rückschau und Vorschau in Einem! Vergangene Artikel der Aufmerksamkeit des Marcransis (richtig geschrieben?) finden es nochmal in den Focus. Ist in der Qualitätspresse eher selten- eben wie in der Politik. Was kümmert`s schon der Schnee oder Geschwätz von Gestern? In Markranst ist das Anders. Da kommen längst unduftende Haufen, nicht wachsendes Grün und nördlicher Gemeinsinn „…unsere Gartenabfälle sind für Alle da…“ eben auch nach langer Zeit wieder in die Aufmerksamkeit. Erinnerung an Gestern- selten geworden- wohl wie auch Traditionen pflegen? Wer „Hip“ ist: Aso weg mit den Haufen und „selbst ist der/die/das Kompostiermarcransis vom/im Entstehungsörtchen. Danke Georg, danke Jaba- danke Pici, Erinnerungen sind Werte!

    1. Traditionen pflegen … muhaha. Genau das passiert ja. Blumenbeete treten in Reih‘ und Glied an, Rabatten fassen Fuß auf der Erde – breit, in Kolonnen, das Gras wird auf DIN-Höhe getrimmt. Fast möchte man rufen: „Siiiillgestanden! Diiiiie Augen … zu!“

  2. 1. Großes Lob den unbekannten Gestaltern des bunten Frühlingsblumenbeetes an der Bahnschranke neben dem ehemaligen Schrankenwärterhaus!
    2. Der offensichtlich frisch gereinigte südliche Feld- /Fußwegrand der Siemensstraße zwischen Edison- und Celsiusstraße (wo mal das Protonentherapiezentrum gelpant war) schreit förmlich nach einer Wildblumenaussaat.
    Bei Annalena Berbock u. Co. gibt es geeignete Samenmischungen für Feldränder, die andernorts schon seit Jahren üblich sind.
    Wie wäre es mit einer Bürgeraktion „Markranstädt blüht auf“? Auch auf vielen anderen Miniflächen (Baumscheiben bei Straßenbäumen, Wegränder öffentlicher Wege usw.) ließe sich problemlos ein Insektenfutterangebot und gleichzeitige Augenweide für Menschen schaffen.
    Wie schön wäre es, wenn z.B. die beiden breiten, sonnigen, wegbegleitenden Rasenstreifen durch den Hoßgraben zu Blühwiesenstreifen würden und Kinder u. Erwachsene dort Schmetterlinge beobachten könnten!
    Und neben Rossmann, zu den erträmten Stadtmöbeln, noch ein Hochbeet mit Blühpflanzen?

      • Georg Deimler auf 26. April 2021 bei 12:08
      • Antworten

      Heidi hat recht. Es gibt so viele öffentliche Flächen die Blühendes gebrauchen könnten.
      Aber die Regierung von Markran’s hat noch nicht genug diskutiert, den erst mal lange darüber reden und dann vielleicht auch mal was ändern – das ist Demokratie.

      Die UN musste 2019 erklären, das von ihrem 20 jährigen Artenschutzprogramm nicht ein einziger Punkt umgesetzt wurde. Also, die Regierung von Markran’s ist genauso gut/schlecht wie die UN. Ist das jetzt lobenswert oder nicht?
      In der Zwischenzeit entstehen immer mehr steinerne Vorgärten, in der Pappelallee ist erst wieder einer dazu gekommen.
      Der Leipziger Zoo gliedert diese „Steinernen Landschaften“ jetzt seinem Himalaya-Bereich als Außenstellen an. Ob dort auch Schneeleoparden angesiedelt werden sollen, war nicht zu erfahren.

      Da fiel mir ein lustiger Liedtext von Reinhard Mey aus dem Jahr 2003 in die Hände. Mit der ersten Liedzeile sollten sich alle auf die kommende Jahreszeit vorbereiten.
      „Wenn der Sommer kommt, hilft nur die Flucht ins Zimmer. Irgend ein Depp mäht irgendwo immer.“
      Als ich das hörte, dachte ich gleich an unseren Nachbarn und das er bald jede Woche einmal seinen Panzer T 34 aus der Garage holt und damit dann zwei Stunden über seine Rasen rollt.
      Mit diesem Lied werden verschiedene Menschen angesprochen. „Halmvernichter“, „Gänseblümchenkiller“, „Heckenscharfrichter“, „Motormäherwüterich“, „Zweitacktstinker“, „Gräserausrotter“, „Pflanzenhenker“.
      All diese schimpfenden Worte treffen natürlich für die versteinerten Vorgarten-Anleger nicht zu.

      1. Das mit dem Himalaya-Bereich im Zoo ist schon wieder Geschichte, weil damit die ethnische Minderheit des Yeti in seinen Gefühlen verletzt wird.

      • Träumer auf 27. April 2021 bei 23:11
      • Antworten

      Hallo Heidi, ich fress einen Besen, wenn Deine Idee mit dem Hochbeet in Kombination mit den Stadtmöbeln in der Leipziger Str. Verwirklichung findet. Das dortige Unternehmen wird es sich nicht nehmen lassen, aus der Not eine Tugend zu machen.
      Es hat doch schon mal geklappt: in den Nachtschichten gab’s mal eine Vision zur Beantragung eines Ehrenbürgerrechts und schwuppdiwupp ging im Rathaus dazu ein Antrag ein.
      Wollen wir Wetten? Wenn das Beet aufgestellt ist, übernehme ich Pflege und Gießen für das erste Jahr. Wer wettet dagegen? Was muss der Verlierer machen?
      Die MN unsere Ideenschmiede 😉

      1. Den Besen sollten Sie aber ziemlich zeitnah fressen, weil sonst jemand damit angeflogen kommen und Sie mit Ihrer Gießkanne vom Areal jagen könnte. Fragen Sie mal die Möbelträger…

    1. Also, welche Samenmischung jetzt von Annalena Baerbock favorisiert wird, weiß sicher nur sie selbst. Was Markranstädt angeht, scheint die Gürtelrose zur Blume des Jahres zu werden.

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