Der Holzmichel ist da!

Bevor man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, sollte man für Durchblick sorgen. In Markranstädt schnurren zur Zeit die Kettensägen auf Hochtouren. Bevor die dabei gewonnenen Scheite als Brennholz für die Gerüchteküche verfeuert werden, wollen wir mal kurz etwas Klarheit in die Rauchschwaden bringen.

Man könnte die Rechnung auf folgende Formel bringen: Bei der Bekämpfung des Klimawandels muss Platz für nachwachsende Rohstoffe geschaffen werden. Aber ganz so einfach lässt sich die Sache nicht auf einen Nenner bringen.

Da ist zunächst einmal die Anpflanzung in der Möwengasse. Weil die 15 Silberweiden mit ihren flachen Wurzeln zu Schäden auf den Gehwegen und in angrenzenden Grundstücken sorgten, kündigte die Stadt deren Fällung an. Die Aktion ist bereits abgeschlossen.

Was allerdings nach brachialem Holzeinschlag klingt, ist in der Praxis eher sowas wie Kindermord. Die erst vor knapp sechs Jahren gepflanzten Strünke hätte man auch abknicken oder rausziehen können. Es war eine seinerzeit von wenig Weitsicht gezeichnete Fehlpflanzung, die da anno 2014 vorgenommen wurde.

Nur noch ein paar Stumpfreste deuten im Augenblick darauf hin, dass hier mal Bäume standen. Bald sollen hier junge Winterlinden stehen.

Kahl geschorene Möwengasse.

Und so liest sich die Pressemeldung der Stadt fast wie eine Rochade beim Markranstädter Fernschach. „…um weitere Schäden zu vermeiden, müssen die Bäume leider getauscht werden“, heißt es aus dem Rathaus.

Noch im Frühjahr sollen entsprechende Ersatzpflanzungen vorgenommen werden. Dafür sind diesmal Winterlinden vorgesehen, deren Wurzeln sich erst in tieferen Schichten ausbreiten, wie die Stadtverwaltung informiert.

Fast in Sichtweite und damit auch in Hörweite der Kettensägen geht’s dann gleich in den Höhenlagen des Pappelwaldes weiter. Hier allerdings unter Federführung des Staatsbetriebes SachsenForst. Die Aktion steht unter der Überschrift: „Umfangreiche Holzernte- und Verkehrssicherungsmaßnahmen“

Hier sollen noch im Februar umfangreiche Holzernte- und Verlehrssicherungsmaßnahmen beginnen.

Erntezeit im Pappelwald.

Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass insbesondere die kranken und trockenen Bäume am Wegesrand zunehmend eine Gefahr für Spaziergänger und Waldbesucher darstellen.

„Aufgrund der Trockenheit der vergangenen drei Jahre ist das Risiko herabfallender Äste und Umstürzen von Bäumen stark gestiegen“, teilt Oliver Franke von SachsenForst mit. „Um Erholungssuchenden weiterhin einen sicheren Aufenthalt im Wald zu gewährleisten, werden auf rund 3000 Meter Wegelänge Sicherungsmaßnahmen durchgeführt.“

Im Gegensatz zu den Fällarbeiten in der Möwengasse kämen hier starke Maschinen zum Einsatz, welche die dicken und zum Teil trockenen Pappeln sicher zu Boden bringen, heißt es in der Mitteilung. Deshalb wird darauf hingewiesen, dass es aus Sicherheitsgründen zeitweise zu Einschränkungen und Sperrungen von Wegen im gesamten Pappelwald komme.

Mit zeitweisen Einschränkungen und Sperrungen von Wegen im gesamten Pappelwald sei zu rechnen.

Mit zeitweisen Sperrungen ist zu rechnen.

Der Wald befindet sich seit 2016 im Eigentum der Stadt Markranstädt. Schon damals war klar, dass das Alter und der Zustand der Bäume perspektivisch einen Waldumbau erforderlich machen.

In einer aktuellen Mitteilung aus dem Rathaus heißt es dazu, dass die Stadt bestrebt ist, dafür Fördermittel zu akquirieren und das Thema in der kommenden Haushaltsplanung zu berücksichtigen.

Bürgermeisterin Nadine Stitterich präzisiert: „Aufgrund der derzeitigen Corona-Pandemie muss die Stadt jedoch verantwortungsvoll mit den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln um gehen. Wir dürfen unseren städtischen Haushalt nicht überfordern und müssen die Erfüllung unserer Pflichtaufgaben gewährleisten.“

 

4 Kommentare

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    • jabadu auf 27. Februar 2021 bei 21:48
    • Antworten

    Na, für die Baumpflege wird schon hier und da etwas Geld eingeplant. Etwas. Von den 90 Jahrgangsbäumchen 2008 sind inzwischen so um die Hälfte klaglos eingegangen. Gefahr geht von denen nicht mehr aus und der Weg nach Kulkwitz wird sicher nicht gesperrt.
    Einzige Kosten bisher, an alle Bäumchen wurde eine Erkennungsmarke genagelt. Zum Trost wurden die vielleicht an die Hinterbliebenen der nicht mehr lebenden Jahrgangsbäume übergeben.
    Und die Restlichen. Die mickern so für sich hin und sind mit Geld auch nicht mehr zu retten.

    1. Ist doch ein alter Hut. Schon Friedrich Schiller sagte: Die Axt im Haus erspart den Holzfäller.

    • Bürger auf 26. Februar 2021 bei 10:50
    • Antworten

    TOLL.
    Da kommt dann demnächst die Ausgangssperre oder die Sperre für Parks, Spielplätze und Grünanlagen, weil der Stadt das Geld für die Baumpflege fehlt? Hat man das bei den vielen Pflanzungen vergessen zu planen?
    Hatte nicht der alte BM den Prinz-Eugen-Park schon gesperrt?
    Ich hoffe sehr, das da nun mal losgelegt wird, es ist schon bald Nistzeit.

    PS: Geld für BM-Assistenten haben wir ja, wie es scheint, und auch für überteuerte KiTa- und Schulbauten. Ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt ;))

    1. Sind wir nicht alle irgendwie Schelme?

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