Die Partie wird so langsam sexy

Der vierte Zug der Markranstädter hat die Jury vor eine harte Zerreißprobe gestellt. Fünf Optionen wurden eingereicht. Zwar fielen drei davon dem demokratischen Mehrheitsprinzip zum Opfer, aber die zwei verbliebenen Varianten lagen stimmenmäßig gleichauf und teilten damit das schwarze Lager. Die Frage der Stunde lautete demnach: Läufer oder Springer auf e7?

Der Brettmonarch hat es in seinem Kommentar sehr gut beschrieben: Teamgeist ist gefragt und da muss man sich auch mal zähneknirschend einem Zug beugen, den man selber nicht ausgeführt hätte.

Am Ende hat sich die Jury der Macht des Bürgertums gebeugt und dann doch den schwarzen Läufer auf e7 dahinziehen lassen. Allerdings nach wie vor in der Überzeugung, dass der schwarze Rappe dort besser aufgehoben wäre.

Am Ende gleicht es sich aber irgendwie aus, denn auch unser vorangegangener Zug des Pferdes auf f3 wurde von der mitspielenden Gemeinde mit mancherlei Kopfschütteln honoriert. Lange Rede kurzer Sinn: Der schwarze Läufer zieht heute von f8 auf g7, basta!

Den Ruhm dafür kann sich diesmal ein neu eingestiegener Mitspieler einstreichen. Der Brettmonarch rechtfertigt den tollkühnen Vorstoß wie folgt: „Mutig deshalb, weil es weder Angriff noch Verteidigung ist, aber viele kreative Entwicklungsmöglichkeiten für beide Fälle schafft.

Ein schachlicher Hedge-Fonds sozusagen: Was man damit hat, weiß man erst, wenn man ihn braucht.“

Wir haben uns heute den halben Nachmittag um die Ohren geschlagen, um eine Strategie zu entwickeln, die es uns erlaubt, bei unserer Strategie zu bleiben. Normalerweise schreit diese Stellung ja geradezu nach einer Rochade.

Aber dazu ist es aus unserer Sicht noch zu früh. Es sind Stand heute erst 95 Tage um und auch die Stellenausschreibung läuft noch. Da kann man nicht einfach schon mit einer personellen Umstrukturierung Tatsachen schaffen, noch dazu am Stadtrat vorbei.

Wir warten mit dieser Option also bis nach dem kommenden Donnerstag, wenn die Insassen der vierten Etage dazu ihre Meinung im Ratssaal abgegeben haben.

In der Zwischenzeit vertrauen wir fest auf die gegenderte Kraft der Landwirtschaftenden und schicken unseren Bauern von e4 zum Stänkern auf e5.

Mit diesem offensiven Akt selbstbewusster Landnahme dringen wir nicht nur in die Spielhälfte des Gegners ein, sondern sichern damit wichtige Quadratmeter zum Bau eines eigenen Freibades. Plan B sozusagen. Man kann ja nie wissen, wie’s mal kommt.

Schwarz ist am Zug und damit haben Sie bis Sonntag 15 Uhr Zeit, eine strategische Gegenoffensive zu planen. Nicht vergessen: Eine zündende Ansprache sollte Ihrem Vorschlag beiliegen, um den Zug gegenüber den anderen Alternativen das entsprechende Gewicht zu verleihen.

 

9 Kommentare

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    • Samoht auf 28. Februar 2021 bei 10:39
    • Antworten

    Sehr seltene Konstellation. Die konservative Mitte Markranstädts hat dem Spiel ihren Stempel aufgedrückt. Aber alleine werden die das nicht schaffen. Pappelwald-Umbau, die Schaffung neuer Stellen, die Streichung alter Stellen, ein Kita-Interim so herstellen, dass daraus eine Dauerlösung wird, Stadtmöbel aufstellen, ein Bad sanieren ohne es zu sanieren usw. Hier muss eine fraktionsübergreifende Strategie her, bei der man auch die Kräfte am äußeren Rand mitnimmt. Lassen wir also die noch unentschlossen herumstehenden Kräfte auf Rechtsaußen erste Kampferfahrungen sammeln und schicken sie ins Feld.
    Bauer von a7 auf a5.

    • Brettmonarch auf 28. Februar 2021 bei 10:27
    • Antworten

    Bauer d7 d5
    Der Zug ist alternativlos. Das Impfzentrum heißt nicht umsonst so, es befindet sich in der Mitte. Also da, wo gerade die meisten Bauern anstehen. Wenn sie geimpft sind, bekommen sie dann Privilegien. Zum Beipiel sich anderen Figuren so weit nähern zu dürfen, dass sie sie schlagen können.

    • MATTscher auf 26. Februar 2021 bei 10:42
    • Antworten

    Bauer d7 d5

    Wir versuchen, eine diplomatische Lösung des Konfliktes herbeizuführen und aktive Kampfhandlungen zu vermeiden. Deshalb belegen wir Weiß auf dem Feld d5 mit einem Embargo und schicken im Rahmen eines humanitären Auslandseinsatzes den Bauern von d7 dahin.. Das verschafft uns Zeit, eine Lösung für die Besetzung der benachbarten Krim auf e5 zu finden.

    1. Vorschlag für die Lösung Ihres Konflikts: Auf e5 hat Weiß einen Radiosender. Wenn Sie den besetzen, haben Sie einen Grund. Die modernere Variante wäre, wenn Sie behaupten, dass Weiß auf e1 Chemiewaffen produziert. Ein paar Beweisfotos sind schnell gefakt und sind Sie auf der Siegerstraße. Wenn Sie sich aber weiterhin an den Russen ein Beispiel nehmen, wirds eng auf dem Brett. Wo wollen Sie die ganzen Gefangenen unterbringen?

  1. Das Feld e5 hatte ich eigentlich für den Gaul gedacht und jetzt macht es sich ein Bauer auf dem Sitzmöbel bequem. Ich habe überlegt, den Störenfried zu bekämpfen, aber ich bin nicht so. Weil heute die Sonne scheint setzte ich Bauer b5 auf b4.

    1. Hätten Sie mal lieber bis heute gewartet. Ohne Sonne sieht die Sache nämlich schon ganz anders aus. Graue Wolken wohin das Auge reicht. Ihr Bauer ist wahrscheinlich auch kein Bauer, sondern ein Hausmeister. Sowas opfert sich leicht.

    • Wiki1302 auf 25. Februar 2021 bei 7:04
    • Antworten

    Moin allerseits
    Frage: Ist das abgebildetes Schachbrett das vom Fernschach?
    Wenn ja, dann steht der in Text beschriebene schwarze Läufer nicht auf g7 sondern auf e7.
    Ich hoffe es ist ein Schreibfehler oder der Herr schlug mich mit Blindheit

    Schönen Tag noch

    1. Nein, nur der Adler hoch droben ist vom Schach. Der Rest des Motivs ist eine Szene aus dem Einzelwettberwerb beim Synchronschwimmen. Aber trotzdem danke für det Tag, er war wirklich schön.

        • Boris Spasski auf 26. Februar 2021 bei 18:22
        • Antworten

        So etwas kann ganz schnell passieren wenn man grübelnderweise mit einem Whiskyglas in der Hand mehrere Runden um das Schachbrett dreht.

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