Die Leiden der Nichtinfizierten

Die dieswöchige Rückschau steht ganz im Zeichen des Coronavirus. Deshalb wollen wir die noch schnell rausschießen, bevor selbst mit satirischen Mitteln nicht mehr darüber geschrieben werden darf. Die Deutungshoheit gehört seit Mittwoch schließlich allein der Bundesregierung und ihren in unverbrüchlicher Freundschaft verbündeten Waffenbrüdern von Presse, Funk und Fernsehen.

In Markranstädt sind Wissenschaftler jetzt auf ein besonderes Phänomen dieses Virus gestoßen. Selbst Menschen, die (noch) nicht infiziert sind, zeigen seltsame Veränderungen und schlimme Symptome.

Co-Infizierte nennt man sie. Um das zu beschreiben, stellen wir uns mal folgende fiktive Geschichte vor.

In einer Markranstädter Kita wird eine Betreuerin covid-positiv getestet. Die Kindergärtnerinnen leiten den üblichen Meldeweg ein, informieren das Gesundheitsamt und warten auf Anweisungen von dort. Die allerdings kommen nicht.

Wer mit wem und warum?

Der ausbleibende Aktionismus wiederum alarmiert Eltern, die sich besorgt an das Gesundheitsamt in Borna wenden.

Dort erfahren sie, dass man da gar nichts davon weiß. Erschüttert vom mutmaßlichen Querdenken und vor allem Querhandeln der Kita-Besatzung, wird diese daraufhin mit allerlei Verbalien belegt, die nahelegen, dass Corona selbst bei Nichtinfizierten das Sprachzentrum im Hirn angreift.

Fake-News per Buschfunk

Buschfunk im Behördendschungel: Das Kita-Team muss die Öffentlichkeitsarbeit fürs Gesundheitsamt übernehmen.

Buschfunk im Behördendschungel: Das Kita-Team muss die Öffentlichkeitsarbeit fürs Gesundheitsamt übernehmen.

Noch während die im Erzieherzimmer Verbarrikadierten über Verteidigungsmaßnahmen nachdenken (Selbstschussanlagen und Wachtürme fallen aus, weil Helikopter-Eltern aus der Luft angreifen. Also Zimmer-Flak aufstellen?), einigt man sich darauf, den Vorgang als „Buschfunk“ herab zu deeskalieren.

Ein Parlamentär überbringt daraufhin eine entsprechend abgefasste Note an die Belagerer. Darin heißt es, dass das Gesundheitsamt Borna möglicherweise deshalb nichts vom Corona-Fall weiß, weil es gar nicht das für die Kita zuständige Gesundheitsamt ist.

Dies befände sich in Grimma und deshalb sei nicht auszuschließen, dass der berittene Herold noch mit der Depesche von Grimma nach Borna unterwegs oder mit Covid-Infektion schon tot vom Pferd gefallen ist.

Nicht unerwähnt lässt die Kita-Besatzung, dass sie selbst gern wissen würde, wie es weitergehen soll. So nach vier Tagen könnte man das eigentlich erwarten. Um das zu erfahren, ruft sie noch einmal im Gesundheitsamt an und weist auf die Dringlichkeit hin. Das ist wichtig bei solchen Bagatellfällen wie Covid 19.

Weil aber trotzdem noch immer nichts kam, werden Kita-Team und Träger nun selbst aktiv und organisieren die Betreuung für die darauf folgende Woche hygiene- und infektionsgerecht um. Dann kommt das Wochenende und am Montag der Start in die neue Woche … mit einem weiteren Corona-Fall.

Jetzt endlich kommt die Sache ins Rollen – nach fast 7 (in Worten: sieben!!!) Tagen und unmittelbar nach Bekanntwerden einer zweiten infizierten Person (diesmal ein Kind), wird das Gesundheitsamt offenbar sensibler und sendet eine Botschaft nach Markranstädt, die den besorgten Eltern auch gleich kundgetan wird.

Die Freunde ist groß und entsprechend euphorisch klingt auch der Tenor: „Wir wurden heute Nachmittag endlich vom Gesundheitsamt kontaktiert“, jubeln die Empfänger der Depesche am 16. 11. Immerhin wird darin auch bestätigt, dass das positive Ergebnis der Mitarbeiterin schon am 10. 11. vorlag.

Ja gut, was soll’s. Sowohl die Mitarbeiterin als auch das jetzt infizierte Kind haben sich laut Gesundheitsamt mindestens zwei Tage außerhalb der Einrichtung aufgehalten, weshalb es höchst unwahrscheinlich sei, dass „sich das Virus auf direkte Kontaktpersonen der Einrichtung ausbreiten konnte.“

Es bestehe deshalb laut Aussage der Sachbearbeiterin im Gesundheitsamt keine Veranlassung, die Einrichtung zu schließen und Mitarbeiter sowie Kinder in Quarantäne zu setzen.

Inzwischen hats zwar schon weitere Personen erwischt, aber endlich kehren sich die Behörden mal von dieser ewigen Schwarzmalerei ab. Vier-fünf Infizierte, okay. Aber deshalb muss man doch nicht gleich den ganzen Laden schließen. Schreibt doch lieber über die Mehrheit der weit über 90 Prozent Nichtinfizierten, ihr Querdenker und Corona-Leugner von der Qualitätspresse.

Ende gut, alles gut

Na bitte, alles gut! Offenbar haben sich da ein paar Eltern von der Panikmache in den Medien anstecken lassen und überreagiert. Man sieht’s ja schon an den Masken, mit denen die rumlaufen. Auch die Kita-Besatzung ist auf die mediale Berichterstattung reingefallen und erlag dem Irrglauben an das Urvertrauen, wonach im Ernstfall seitens der Behörden schnell reagiert wird.

Das tun die auch, aber nur dann, wenns wirklich wichtig ist. Nicht wegen so ein paar Viren.

Kranke Albträume

Wenn man diese wirklich rein fiktive Geschichte mal so auf sich wirken lässt, kommt einem das Problem mit dieser Corona-Pandemie plötzlich so klein vor. Ja geradezu dankbar müsste man sein, dass es sie überhaupt gibt!

Es gibt so viel schlimmeres Elend auf dieser Erde. Man könnte zum Beispiel Kita-Mitarbeiterin sein. So richtig abgefahren als zerfledderter Spielball zwischen besorgten Eltern und überforderten Behörden, deren einziges Ansinnen darin besteht, ihre eigene Rolle der Bedeutung durch Verbote und Untersagungen zu rechtfertigen.

Sogar mit der Öffentlichkeitsarbeit respektive der Kommunikation mit den Eltern lassen sie die Alleingelassenen allein. Okay, was können die schon sagen, wenn sie nichts wissen?

Corona-Koller

Ja, nee, zum Glück alles frei erfunden, nur reine Spekulation. Das sind die Alb-Träume, die man so hat, wenn man den ganzen Tag im Home-Office sitzt und nicht mehr weiß, ob der letzte Anruf noch Realität oder schon Einbildung war.

Die E-Mails, die noch auf dem Monitor leuchten, sind bestimmt auch bald verschwunden. Spätestens nächsten Sommer, sagt Bundeskanzler Drosten.

 

2 Kommentare

    • Ramina auf 23. November 2020 bei 19:12
    • Antworten

    War kein böser Albtraum, sondern Realität.

    1. Welchen Teil der Story meinen Sie? Den realen oder den fiktiven?

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