Die Markranstädter Wochenschau (22)

Damit Sie die Möglichkeit haben, Ihr kontaktarmes Pfingstfest rechtzeitig auf die beschränkten Veranstaltungen abzustimmen, haben wir die Wochenschau diesmal einen Tag vorgezogen. Gerade die Markranstädter Vereine haben sich nämlich allerhand einfallen lassen, wie man getrennt dennoch zusammen feiern kann. Apropos Vereine und feiern: Herzlichen Glückwunsch an den SSV Markranstädt zum Aufstieg in die Sachsenliga!

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Für viele Vereine ist Pfingsten die Zeit, in der die Publikumssaison eingeläutet wird. Weil sowas in diesem Jahr inquisitorisch verfolgt wird, haben sie sich Alternativen ausgedacht.


Berg goes to Prophet

Das traditionsreiche Räpitzer Pfingstbier hätte in diesem Jahr seine 40. Auflage erlebt und entsprechend mondän war das Programm gestrickt. Sogar ein Umzug durchs Dorf war geplant. Aber wegen der Corona-Regelungen dürfen jetzt nicht mal Maien ausgetragen werden.

Doch die findigen Räpitzer Pfingstburschen haben eine Alternative entwickelt und die klingt so:

Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt… Wir können in diesem Jahr nicht allen eine Maie bringen aber wir können eine große Maie für alle aufstellen. Diese soll unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen auf dem Festplatz in Räpitz aufgestellt werden. Sie soll ein Symbol der Hoffnung sein, dass bald wieder unbeschwertere Zeiten kommen und wir nächstes Jahr dann unser 40. Pfingstbier feiern können. Die Maie grüßt im Namen der Pfingstmädchen und -burschen aus Räpitz alle Einwohner und auch unsere Freunde in Kitzen, Meuchen, Zitzschen, Großgörschen und überall, wo man den alten Brauch des Maien-Austragens pflegt und wünscht allen frohe Pfingsten.


Mühlenfest goes online

Auch der Heimatverein Frankenheim-Lindennaundorf musste sein traditionelles Mühlenfest – immerhin das inzwischen zweitgrößte Volksfest in Markranstädt – anno 2020 absagen. Zur Trauerbewältigung, als Trost, zur Aufrechterhaltung der Besuchertreue und Schaffung der Vorfreude auf das kommende Jahr, hat der rührige Verein jetzt aber zwei Videos online gestellt.

Den virtuellen Besucher erwarten Impressionen vom Mühlenfest 2019 und der Film „170 Jahre Lindennaundorfer Bockwindmühle“.


Döhlen goes to Hollywood

Nach der Verschiebung des traditionellen Tanzes in den Frühling haben die Döhlener Volksfestfreunde jetzt den neuen Termin für das anstehende 58. Döhlener Volksfest bekanntgegeben.

Es soll am Wochenende vom 25. bis 27. September unter dem Motto „Doehlen goes to Hollywood“ stattfinden. Details zum Programm will der Verein rechtzeitig veröffentlichen, verspricht aber für den Sonnabend schon mal „eine Super-Show mit Mega-Überraschungen“.

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Beim männlichen homo marcransis heißt es, dass die Glocken mit zunehmendem Alter länger werden als der Strick. Da wünschte sich wohl so mancher Zeitgenosse einen Kirchturm im Schritt. Bei dem können die Glocken, wenn sie ausgedient haben, einfach durch ein lieblicheres Geläut ersetzt werden.

Das soll jetzt endlich auch an der Markranstädter Stadtkirche geschehen. Die einstigen Bronzeglocken wurden im letzten Weltkrieg konfisziert, weshalb sich das Markranstädter Ohr seit 1952 an das Geschepper von Klangstahl gewöhnen musste.

Glockengeheimnis gelüftet

Anlässlich der Feierlichkeiten zum Jubiläum „500 Jahre St. Laurentiuskirche“ hielt der Glockensachverständige Roy Kreß einen sehr interessanten und informativen Vortrag zur Geschichte der Markranstädter Glocken. Wegen der Corona-Beschränkungen konnte er nicht öffentlich stattfinden und wurde wieder aufgezeichnet.

Garniert mit zeitgenössischen Dokumenten und Fotos gibt Kreß darin nicht nur einen bemerkenswerten Einblick in die historischen Zusammenhänge, sondern stellt am Ende auch den aktuellen Planungsstand für das neue Bronzegeläut vor.

Ganz nebenbei wurde in seinem Vortrag auch so manches Rätsel gelüftet. Wussten Sie beispielsweise, wo die nach dem Krieg noch erhalten gebliebene kleine Glocke (immerhin sieben Zentner schwer!) verblieben ist? In diesem Video erfahren Sie es.

Petition abgeschmettert

Nach anderthalb Jahren und „weit nach dem Ablauf der Befristung der Anordnung vom 16.09.2014 über Tempo 30 in Markranstädt“ hat der Sächsische Landtag auf seiner 7. Plenarsitzung über die Petition mit 1.239 Unterzeichnern aus Markranstädt ablehnend entschieden. Darüber informiert die AG Verkehrslärm, von der die Petition initiiert wurde.

AG-Chef Burkhard Schmidt war von der Effizienz des vorangehenden Vetos im Landtag regelrecht geplättet. „Die Abstimmung darüber dauerte keine zwei Minuten!“ Das war selbst für Landtagsverhältnisse eine deutliche Geschwindigkeitsüberschreitung.

Die AG kritisiert weiter, dass die Abgeordneten über die Petition unvollständig und nicht richtig informiert und keinerlei wissenschaftliche oder medizinische Erkenntnisse einbezogen wurden. Hingegen sei bereits in der Überschrift festgelegt worden, dass der Petition nicht abgeholfen werden könne.

Die AG Verkehrslärm lege das Thema „Tempo 30 km/h-Entfristung“ nunmehr ad acta. „Durch die verschleppte Petitionsbearbeitung ist die Befristung abgelaufen und die Verkehrsbehörden haben die Wiedereinführung von Tempo 50 km/h schon ohne reale Prüfung vorgenommen“, so Burkhard Schmidt.

Reset im Outdoor-Game

Nicht alle Lockerungen nach dem Corona-Modus kamen in Markranstädt gut an. Das lag aber weniger an den Lockerungen selbst als an den Möglichkeiten, sie nutzen zu können. Kaum waren die Spielplätze wieder zugänglich, waren auffällig viele Geräte und Anlagen verschwunden.

Das führte mangels rechtzeitiger Kommunikation fast zwangsläufig zur Geburt von herrlichsten Verschwörungstheorien. Das Klettergerüst als Covid19-Opfer und so. Noch bevor sich die Gerüchte als Pandemie ausbreiten konnten, kam das Rathaus dann aber mit der Begründung rum.

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Demnach mussten wegen fehlender Verkehrssicherheit auf dem Piratenspielplatz in der Karlstraße und dem Spielplatz in der Lilienthalstraße Geräte demontiert werden.

Am „Abenteuerkonzept Piraten“ an der Karlstraße werde aber festgehalten. Die defekten Geräte sollen dort durch einen Rutschenturm und eine Schaukelanlage ersetzt werden. In der Lilienthalstraße soll ein maritimer Holzspielplatz mit Rutsche, Schaukel und weiteren Geräten entstehen.

Pro Jahr seien für Investitionen in diesem Bereich 30.000 Euro vorgesehen. In diesem Jahr werden diese Mittel fast vollständig in die Erneuerung der beiden Anlagen fließen, teilt der Fachbereich mit. Darüber hinaus werden jährlich 20.000 Euro für Reparaturen und 3.200 Euro für den TÜV ausgegeben. Insgesamt gebe es in Markranstädt und den Ortschaften 24 Spielplätze.

Lockerungen bei Busreisen

Während sich die Reiseveranstalter und Busunternehmen sachsenweit noch in Protesten erschöpfen, werden in Markranstädt längst Nägel mit Köpfen gemacht. Trotz Corona-Krise floriert hier das Geschäft mit Busreisen und auch ansässige Hoteliers müssen sich über mangelnde Buchungen nicht beklagen.

Allen geltenden Beschränkungen zum Trotz fuhren am Donnerstag wieder zwei gut besetzte Reisebusse am Hotel in Markranstädt vor (Foto). Hier ist wohl endlich mal ein Dank an den Landkreis fällig, der die Ströme so steuert, dass nur die Stadt am See profitiert, während Einrichtungen in anderen Städten wegen ausbleibender Gäste schließen müssen.

Datenspende via Handy

Wo wir gerade bei Corona sind: Haben Sie schon mal auf Ihr Handy geschaut? Unter dem Menüpunkt „Einstellungen“ erfahren Sie bei „Google“ unter „Benachrichtigungen“, was sich in dieser Woche in Ihrem Speicher so alles getan hat, ohne dass Sie gefragt wurden.

Die große Koalition aus Vaterland und Google war mal so frei, uns den Aufwand für die Installation der Corona-App abzunehmen. Und damit wir das nicht als verschwörungstheoretischen Spam abwählen können, wurde zugleich eine Sperre eingebaut, damit wir diesen sprudelnden Datenquell nicht löschen können.

Kleiner Tipp: Wenn Sie Bluetooth ausschalten und ihren Standort deaktivieren, muss die Bundesregierung weiterhin informelle Mitarbeiter hinter Ihnen her schicken. Ein lustiger Spaß für Freunde von langen Mänteln und Sonnenbrillen unter Schlapphüten, die durch Zeitungslöcher Ihre sexuellen Vorlieben zur Kenntnis nehmen.

Doch selbst für systemtreue Linienpatrioten, die sich zur Immunisierung gegen Corona gern per Bluetooth orten lassen, dürfte die App ein Geschmäckle haben. Sogar wenn man auf der Straße geblitzt wird, hat man mehr Rechte.

Egal ob die Mutter auf dem Beifahrersitz fläzt oder einem die Sekrtärin während der Dienstfahrt bei Tempo 120 einen bläst – der Mitfahrer wird auf dem Blitzerfoto stets unkenntlich gemacht. Das hilft Ehen retten und sorgt für sozialen Frieden im Land.

Anders bei der Corona-App. Wenn da die Gattin die Information bekommt, dass sie in Quarantäne muss, weil ihr Mann vorgestern um 22:45 Uhr (offiziell war er auf einem Symposium) mit einer positiv getesteten 25-Jährigen zusammen war, wärs zumindest für ihn besser, wenn er gleich an Covid 19 eingeht. In diesem Sinne, liebe Leserinnen und Leser: Bleiben Sie gesund!

 

8 Kommentare

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    • markranster auf 30. Mai 2020 bei 20:52
    • Antworten

    Na Klasse! Was nutzt denn eine App, die mich benachrichtigen kann, wenn ich
    mich in der Nähe einer Person aufgehalten habe, die Covid-19 hat oder hatte,
    wenn diese Person selbst gar nicht weiß, daß sie jemals Covid-19 infiziert ist bzw war und keinerlei Symptome zeigt aber den Erreger weitergeben kann!

    • Ein nachdenklicher Mensch auf 29. Mai 2020 bei 16:25
    • Antworten

    Wie sagte doch der allseits geschätzte bayrische Ministerpräsident Söder TV? „Man müsse die ‚Unvernünftigen‘ verpflichten, um die Vernünftigen zu schützen “ „Allein auf Freiwilligkeit zu setzen, funkfioniere nicht“ (Quelle Münchner Merkur online 29.5.2020 12.27) – alle haben es gehört und kein Politiker hat widersprochen! Die Installation des Corona-Trojaners auf unseren Handys macht es überdeutlich: Zustimmung? Datenschutz? Freiwilligkeit? Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern…. Demokratie? War gestern.
    Ich weiß nicht, wovor ich mehr Angst haben soll: vor der Brutalität der Durchsetzung bestimmter ‚Maßnahmen‘ oder der Naivität von 2/3 unserer Bevölkerung , die das gut finden. Da werden Menschen mit Polizeigewalt festgehalten – nicht etwa, weil sie Mörder oder Vergewaltiger sind- nein, weil sie ‚Hygieneregeln‘ mißachtet haben. Solche Bilder erinnern mich fatal an den Herbst 1989 (mit allen bekannten Folgen). Ich halte das, was hier grad läuft, für HÖCHST gefährlich! Für uns, die Gesellschaft und die Demokratie ohnehin.

    • Bernd Hollwitz auf 29. Mai 2020 bei 11:12
    • Antworten

    Also mir kam der Lachkrampf beim Motto „DOEHLEN GOES TO HOLLYWOOD“!
    So ein richtiger Aerosol – Stoß war das 🙂 :):)

    • Der Seebenischer auf 29. Mai 2020 bei 5:56
    • Antworten

    Pfingstbier
    Schade, ich dachte wenn die Pfingstburschen die Maien horizontal statt vertikal austragen, bliebe ja ein Mindestabstand von einer Maie gewahrt. Nun gut, schade.
    Die haben es scheinbar schon im Rausch 2019 nicht bis zu mir geschafft, ich fürchte, ich bekomme nun 2021 3 Maien.
    Schön das solche Traditionen erhalten bleiben, deshalb trotzdem mein Dank an die Pfingstburschen, an alle anderen Vereine und Euch, MN, die ihr darüber berichtet.

    • Das kleine Arschloch auf 28. Mai 2020 bei 23:39
    • Antworten

    Also mal was Positives,
    auch wenn ich jetzt für manche ein Arschloch bin:
    Herrlich das die 30er Zone weg ist!
    30kmh fahren, das fühlt sich in etwa so kurzweilig und spektakulär an wie einen ganzen Samstag lang mit einem Zeugen Jehovas mitlaufen und an jeder zweiten Klingel selber mal drücken dürfen.

    1. Schade, dass du als Autolenkender nur ans Gas geben denkst. Sicher müssen deine Kinder nicht über die Zwenkauer Straße gehen, um z.B. den Spielplatz Krakauer Straße zu erreichen.
      Ganz einfach durch die Erhöhung der Geschwindigkeit auf 50km/h wurde der Bremsweg deines Autos im Gefahrenfall einfach mal um acht Meter verlängert. Das kannst du auch beim Glauben an die Zeugen Jehovas nicht ändern. Das ist so. Das hast du ja in der Fahrschule gelernt. Mit anderen Worten, läuft dir ein unaufmerksames Kind bei 30 unmittelbar vor dein Auto hat es vielleicht die Chance heil davon zu kommen. Bei 50 wirst du einen Treffer erzielen. Ist doch mal was Positives.

  1. Das waren nicht die ersten Busse seit Corona und es werden nicht die letzten sein,
    Sicher gibt es dafür Ausnahmegenehmigungen und -Regelungen, wie gefühlt für alles, was mit den Flüchtlingen zu tun hat, vom Baugesetzbuch angefangen. Das Geschäft floriert, wie man sehen und vor allen abends und nachts hören kann.
    Ich frage mich langsam, ob die Zimmer bei den schon anwesende 139 genannten Leuten ausreichen werden. Es könnte aber auch sein, das es nur die Band war, die die Flüchtlinge während der Krise täglich mit Konzerten versorgen will.
    Mich, als Nachbar begeistert der Reiseverkehr in der Form weniger, da die Rechnung an alle geht, nur nicht an die Gäste- das soll dann für Aufschwung sorgen- aha, genau mein Humor.
    Mir wäre dringend etwas Ruhe schön, so nach dem Ramadan, aber das wäre sicher undemokratisch, 169 zu eins oder zwei oder drei… oder 100 Nachbarn.
    (Meines Wissens sollte es lt. Landrat keine weiteren Zuweisungen für die GU Markranstädt geben während Corona. Spielt diese Aussage in der selben Liga wie Anfang 2016, als die GU erst nach vollständigem Durchlaufen des Baugenehmigungsverfahrens zur Nutzung freigegeben werden sollte, jedoch Monate vorher bereits eine Belegung stattfand?)

    Vielleicht sollte man mal im Stadtrat nachfragen, was da so los ist und was das die Stadt kostet, nur zum Vergleich und zur Information. Sollte doch transparent sein, hat man uns versprochen 😉

    • mark ranzi auf 28. Mai 2020 bei 20:08
    • Antworten

    Einfach nur noch erbärmlich was hier abläuft. Als Schutzmaßnahme werden die eigenen Bürger in Deutschland eingesperrt wie in dunkelsten Zeiten. Während die Grenzen geschlossen sind kann weiter Jeder der das Wort Asyl im Ganzen sprechen kann in dieses Land einreisen. Die Massen die schon hier sind hängen weiter in irgendwelchen Unterkünften auf Steuerzahlerkosten fest. Weder erfolgen Abschiebungen der Abgelehnten in ausreichendem Maß noch werden die Bleibeberechtigten in Wohnungen untergebracht.
    Mir scheint aus der Notsituation in 2015 ist ein gewünschter Dauerzustand geworden.
    Wo ist der groß angekündigte Soziale Wohnungsbau? Nichts ist hier im Landkreis passiert. Dieses völlig absurde Objekt mitten in einem Wohnviertel besteht immer noch und treibt die Anwohner in den Wahnsinn. Aber dem Landrat und den handelnden (oder auch nicht handelnden) Personen scheint es ja so Recht zu sein. Einen freut es auf jeden Fall, wenn er sich auf Kosten der Allgemeinheit die Taschen vollstopfen kann.
    Wie gesagt erbärmlich der Irrsinn der hier abläuft.

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