Wie sagte schon Schiller? Der Starke ist am mächtigsten allein!

Die Vorbereitungen zum vorfristigen Sanierungsbeginn des Markranstädter Stadtbades sind von den Mitgliedern des Fördervereins und zwei Fraktionen des Stadtrates offenbar zutiefst missverstanden worden. Wie es scheint, war man dort mit dem Trugschluss schwanger gegangen, dass es sich um Vorbereitungen für den bevorstehenden Start in die Badesaison handelt. Drei Tage brauchten die Verdutzten, um die seit 2013 verstaubten Rohre für einen angemessenen Ehrensalut zu laden.

Möglicherweise hätte sich der Bürgermeister die Info von der Absage der Badesaison noch ein paar Tage verkniffen, wenn da nicht schon frisches Wasser im Becken gewesen wäre.

Zumindest die Vorstellung, dass nach der Nominierung einer der Gegenkandidaten seiner Freude mit einem Sprung vom Drei-Meter-Brett auf den nackten Beton Ausdruck verleiht, hat schon eine gewisse Verheißung. So hart schlägt man nicht mal nebenan im Tennisclub auf.  Beckenbodentraining sagt der Mediziner dazu.

Aber vom nackten Beton zurück zur nackten Realität. Offenbar hat die Kommunikation zwischen dem paramilitärisch aufgestellten Kommandostab am Markt und den in ständiger Alarmbereitschaft stehenden Elite-Einheiten aus der vierten Etage in letzter Zeit ein paar Lücken.

Nach der Botschaft über den Ausfall der Badesaison in der Diva hatte zuerst der Förderverein Stadtbad Markranstädt e.V. seine Worte wiedergefunden. Und weil der Bürgermeister nicht mit ihm kommuniziert hat, kommuniziert der Förderverein nun auch nicht mit dem Stadtoberhaupt, sondern stellt seine Fragen öffentlich.

Quiz-Show mit gleichen Fragen

So zum Beispiel die nach dem Grund der Nichteröffnung oder warum man davon erst aus der Presse erfuhr. Der Verein sei „über eine solche Verfahrensweise entsetzt“, zumal der Bürgermeister auch noch Vereinsmitglied sei.

Keine 24 Stunden später hatte sich auch die Markranstädter CDU gefasst. Dieses Mehr an Zeit hatte denn auch ein wesentliches Mehr an Fragen zur Folge. Elf an der Zahl. Sie reichen von den Kosten der Instandsetzung für den Saisonstart über Personalkosten, die Kosten für das Ablassen des frischen Wassers und den Aufwand für die Ersatzmaßnahmen am Kulki bis hin zu der Frage, wie es um die Zukunft der Imbiss-Betreiberin im Stadtbad stehe, die ebenfalls via Presse von ihrem neuen Lebensentwurf erfahren haben soll.

Sozusagen als Verlängerung mit Elfmeterschießen hat die CDU als Nummer 12 auch jene Frage aufgegriffen, die sich in den sozialen Netzwerken als Kernfrage des Volkes herauskristallisiert hat.

„Die CDU fragt sich, warum in anderen Gemeinden in Sachsen die Freibäder zur gleichen Zeit öffnen – mit Hygienekonzept und Abstandsregeln – und in Markranstädt alle Bürger spontan ausgeschlossen werden“, heißt es im Schreiben der Christdemokraten.

Allianz oder Alliierte?

Die bekamen unmittelbar danach auch Schützenhilfe von der gegenüberliegenden Seite der Ratstafel. In einer öffentlichen Anfrage zeigte sich die Fraktion SPD/Grüne ebenfalls erstaunt darüber, dass neuerdings via Tageszeitung informiert wird und stellte ihrerseits sieben Fragen an den Bürgermeister.

Der Krater vom ehemaligen Laden in der Zwenkauer Straße wäre auch eine kostengünstige Alternative. Einfach Folie rein, Wasser auffüllen und fertig.

Vor acht Jahren noch hätte man solch gemeinsame Vorstöße – gerade im Vorfeld anstehender Bürgermeisterwahlen – als Beginn einer (un)heiligen Allianz gedeutet.

Heute aber ist das anders. Die ehemals großen Volksparteien haben inzwischen so viel Zuspruch aus dem Volke verloren, dass man sie in solche Entscheidungen wie die Schließung eines Bades nicht mehr einbeziehen muss.

Und weil sonst keiner da ist, dem man die Verantwortung dafür überlassen kann, muss der Bürgermeister dann eben die Entscheidung alleine treffen.

Wie Schiller schon sagte

Wozu auch sollte er bitteschön vorher in der Tafelrunde mit völlig branchenfremden Laien wie Ärzten, Handwerkern, Rechtsanwälten oder Rentnern über die technischen Planungsdetails eines Stadtbades diskutieren? Wie Schiller schon sagte: Der Starke ist am mächtigsten allein.

Dass da auch Fragen kommen, war ja klar. Aber wie immer, denkt der homo marcransis sowieso viel zu kleinkariert und rückwärtsgewandt. Immer nur Kosten, Kosten, Kosten.

Das Denken des Optimisten

Der geschulte Optimist hingegen schaut nach vorn und stellt nicht die Frage, was das Ablassen des frischen Wassers wieder kosten mag, sondern er erkennt die wahren Chancen dieser Vision!

Bei den vielen Bränden, von denen Markranstädt in letzter Zeit heimgesucht wird, ist es doch ein geradezu von Weitsicht und Genialität geprägter Plan, durch die Nichteröffnung des frisch befüllten Stadtbades eine gigantische Löschwasserreserve von rund 1,9 Millionen Litern für die Feuerwehr freizulenken.

Mit den Problemdenkern aus dem Stadtrat im Entscheidungsgremium wäre ein solch mutiger Husarenstreich völlig undenkbar gewesen.

Man möchte den ewiggestrigen Meckerfritzen zurufen: Warte nur bis dein Haus brennt, dann fragst du nicht mehr nach den Wasserkosten!

 

4 Kommentare

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  1. Der Bürgermeister „merkelt“ – also entscheidet das mal alleine, heisst das.
    Der will wohl Kanzler werden oder Landrat?
    Sollte das nicht demokratisch beschlossen werden und zumindest die Beteiligten einbezogen werden?
    Aber er hat sicher die Vorlage des Landratsamtes von 2015 benutzt – klagt doch dagegen, jetzt ist es entschieden, Punkt.
    Also mein Verständnis für solche einsamen Entscheidungen ohne Beteiligung ist längst am Ende.
    Das scheint seit ein paar Jahren in Mode zu sein, über alle Köpfe hinweg zu entscheiden.
    Meine Kinder hocken zusammen in der Schule in Zimmern,aber Freibad geht nicht, das verstehe wir will, wir nicht.

    Den MN Dank für die schön verpackten Infos, die LVZ stellt ja alles hinter die Schranke +, ganz unsatirisch auch noch.

    • Marc Ranstetter auf 28. Mai 2020 bei 10:48
    • Antworten

    Es gäbe da zwei weitere Problemlösungsansätze. Erstens, die Schwarzen und die Rotgrünen erklären, dass sie den Bürgermeister von der strafrechtlichen Verantwortung befreien und sie selbst diese Verantwortung übernehmen. Zweitens, das Wasser im Becken kann abgepumpt und den Durst leidenden Bäumen in der Stadt zugute kommen. Dann wären Kosten, für die sonst kein Geld da wäre sinnvoll umgelenkt. Ansonsten ist die Fragerei alles nur Wahlkampfgetöse ohne Kreativität.

  2. …. von mir Frage 13: Warum saniert man ein Sommerfreibad im Sommer? Auf den alpinen Skipisten beginnt man doch auch nicht im Winter bei Bodenfrost, die Fundamente für den neuen Skilift auszuheben.

    Das zur Verfügung stehede Budget ist selbst bei mittelmäßig guter Planung innerhalb von 2,5 Monaten verbaut, ist ja nun kein Berliner Flughafen. Mitte September begonnen, wäre das Ende November erledigt.

  3. Und sogar hier ist zwischen den Zeilen eine weitere mutige Wahrheit versteckt. Offenbar traut nichtmal der Bürgermeister der Polizei zu, den Feuerteufel aus der Lützner Straße endlich zu fassen. Darum schon im Vorfeld die weitere Bereitstellung von 1,9 Millionen Litern Löschwasser. Das ist ein weiser Entschluss.
    Lach mich weg 🙂 🙂 🙂

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