Die Markranstädter Wochenschau (49)

Das Comeback des Jahres und ein Fest für Kabarettisten auf dem ganzen Globus: Er ist wieder da! Der schwarze Bürgerrechtler Adolf Hitler hat unter der Woche in Deutsch-Südwest die Wahl zum Landrat gewonnen. So schräg kannst du als Satiriker gar nicht denken. Urplötzlich steht damit der Wiederanschluss Namibias ans Deutsche Reich zur Disposition.
Zwar werden sich die Beitrittsverhandlungen noch eine Weile hinziehen, weil derzeit vor allem die Gesetze zur Reinhaltung der Rasse scheinbar unüberbrückbare Differenzen aufweisen, aber der designierte Propagandaminister Armin Laschet stimmt das deutsche Volk bereits vorausschauend auf kommende Entbehrungen beim härtesten Weihnachten seit dem letzten Kriege ein.
Während hierzulande sogar schon die Kontakte rationiert werden, soll Polen die NATO bereits um Amtshilfe zur militärischen Sicherung grenznaher Rundfunksender ersucht haben.

Da kann Markranstädt mit seinen lächerlichen fünf Reichsbürgern natürlich nicht mithalten. Schauen wir also auf die Randnotizen, die Lallendorf in der 49. Woche auf den Manuskripten der Weltgeschichte hinterließ.

Zunächst wollen wir einen Blick auf das lokale Bildungswesen werfen. Hier sollen jetzt mit einer originellen Idee die Hubschrauber der Helikopter-Eltern endgültig zum Absturz gebracht werden.

Eine Initiative hat sich unter dem Motto „bunt & schick – Schulwege in Strick“ auf die Fahnen geschrieben, die Schulwege der Kids mit selbstgestrickten Wegweisern zu markieren. Soll so ähnlich funktionieren wie die Notenspur in Leipzig.

So ungefähr soll's mal aussehen auf den gestrickten Schulwegen.

So ungefähr soll’s mal aussehen auf den gestrickten Schulwegen.

Dazu braucht die Initiative aber Unterstützung. Vor allem Wolle und Strickerinnen sind gefragt. Wir haben das Projekt mal unters Mikroskop gehalten und berichten in der kommenden Woche darüber. Was jetzt schon gesagt werden kann: Die Idee ist originell und sympathisch.

VHS von zu Hause

Die Erwachsenen haben es da leichter, um an Bildungsangebote ranzukommen. Sie müssen das Stück vom Parkplatz bis zum MGH nicht mal mehr laufen. Dank Corona kommt die Volkshochschule jetzt zu den nach Wissen lechzenden Markranstädtern in die Wohnzimmer.

Schaut man in diesen Tagen auf die neue Internetseite der Volkshochschule Landkreis Leipzig, findet man zahlreiche attraktive Online-Kurse als Antwort der Bildungsstätte auf die erneuten Einschränkungen durch die Pandemie.

„Nach den Erfahrungen des Frühjahrs wurde das Online-Kursprogramm erneut deutlich ausgebaut, mit dem die Vhs ihre Teilnehmer sozusagen direkt im heimischen Wohnzimmer abholt“, sagt Fachbereichsleiter Frank Hartmann.

Es umfasse Fotografie-Kurse, Bewegungs- und Entspannungsangebote, kaufmännische Weiterbildungen und sogar Mathematik-Kurse zur Abiturvorbereitung.

Die VHS kommt ins Wohnzimmer.

Die VHS kommt ins Wohnzimmer.

Insbesondere im Fachbereich Sprachen werden Grund-, Aufbau- und Fortgeschrittenenkurse in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch angeboten. Expertenvorträge und Online-Diskussionen runden das Angebot ab.

„Damit bietet die Volkshochschule eine breite Palette interessanter Online-Alternativen um den persönlichen Bewegungsdrang sowie den Bildungshunger zu stillen oder auch Teilhabe und Diskussion aktueller Themen zu ermöglichen“, ist Hartmann überzeugt. Mehr Informationen gibt’s per Klick auf die VHS-Grafik (rechts oben) und auf der Internetseite www.vhs-lkl.de.

Bunter Bahnhof in Lehne

Auch den Bahnhof in Großlehna wollen wir in den nächsten Tagen mal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Dort tut sich nämlich was.

Nein, keine Angst, er stürzt nicht ein. Noch bevor die Deutsche Bahn für den Streckenabschnitt Großlehna eine Tempo-30-Zone ausrufen musste, damit das Gemäuer im Fahrtwind des ICE nicht endgültig kollabiert, hat sich für das Anwesen eine neue Perspektive gefunden.

Zurücktreten von der Bahnsteigkante und staunen!

Zurücktreten von der Bahnsteigkante und staunen!

Ein Dojo soll hier entstehen. Genauer gesagt, das „Dojo Bushido no tetsudo-eki“. Da schrillen bei den vom Musikantenstadel verwöhnten Großlehnaern sicher allein schon beim Begriff „Bushido“ alle Alarmglocken.

Deshalb gleich mal die entwarnende Erläuterung, bevor sich eine Bürgerwehr gegen bevorstehende Clan-Kämpfe im Rapper-Milieu gründet. Ein Dojo [jap.: Ort des Weges] ist quasi ein Trainingsraum, in dem japanischen Kampfkünsten nachgegangen wird. Bushido bedeutet „Weg des Kriegers“ und „no tetsudo-eki“ lässt sich sinngemäß mit „Strecke aus Eisen“ übersetzen.

Über den groben linguistischen Nuckel gezogen, entsteht in Großlehna also ein Ort für japanische Kampfkunst am Fahrkartenschalter. Oder noch einfacher, ein

Dojo im Bahnhof

Und weil Bahnhöfe in Deutschland grundsätzlich von Schmierfinken besprüht werden, hat sich Judo-Trainer und Dojo-Chef Mike Forster gedacht, dass er das gleich selber in Auftrag gibt. „Wenn schon besprühen, dann richtig!“

Kunst am Bahnhof: "Wenn schon besprühen, dann richtig."

Graffiti-Kunst am Bahnhof Großlehna: „Wenn schon besprühen, dann richtig.“

Also hat er die Mauern des Bauwerkes grundiert und ein paar angesagte Künstler aus der Szene nach Großlehna geholt. Und was die da in den letzten Tagen aus der Dose gezaubert haben, während Forster das Innenleben des Baukörpers entkernt hat, wird in der Tat allmählich ein Hingucker.

Wenn das Kunstensemble fertig und die Farbe getrocknet ist, treffen wir uns mit dem Samurai von Bahnsteig 1 und werfen mal einen schärfenden Blick auf das interessante Projekt.

Die frohe Botschaft für den zweiten Advent

So viel zur zurückliegenden Woche, der fünftletzten in diesem Jahr. Sie können das Wochenende mit dem zweiten Advent übrigens ganz entspannt genießen. Landrat Adolf Hitler hat gegenüber der Weltpresse verlauten lassen, dass er nicht nach globaler Herrschaft strebe.

Es gibt sie also noch, die guten Nachrichten in dunklen Corona-Zeiten.

 

2 Kommentare

    • Emil H. auf 7. Dezember 2020 bei 12:51
    • Antworten

    Narrenhände beschmieren Tisch und Wände.
    Künstlerhände verschönern triste Wände!

    Gefällt mir, macht das Leben bunter!

    1. Na ja, so allgemein kann man das sicher nicht sagen. Für manche Künstlerhände wäre es besser, wenn sie beim Taschenbillard bleiben.

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