Die Maskenpflicht ist da: Wo Sie noch welche bekommen können

Ab morgen ist in Sachsen das Vermummungsverbot aufgehoben. Oder anders gesagt: Per Corona-Schutzverordnung ist das Tragen einer Mund-Nasenbedeckung (MNB) in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Einzelhandelsgeschäften Pflicht und im übrigen öffentlichen Raum dringend empfohlen! Spätestens jetzt wird’s für alle die eng, die dieses textile Utensil bislang ehern ignoriert haben. Damit Sie sich nicht den Slip Ihres Partners über den Kopf ziehen müssen, haben wir für Sie recherchiert, wo Sie in Markranstädt noch MNB’s bekommen können.

Die Nutzer von Bahn und Bus werden aufatmen. Für sie ist der Montagmorgen stets eine große nasale Herausforderung.

Wer montags mal einen unter Raga, dem sogenannten Rachengammel, leidenden Sitznachbarn neben sich hatte, dessen Faulgase der sonntäglichen Gartenfete ungefiltert in die Fahrgastzelle ausgeschnarcht wurden, der weiß einen tiefen Zug aus der Biotonne zu schätzen. Und wir reden noch nicht mal von einem vereiterten Zahn oder was das Leben sonst noch so an Aromen zu bieten hat.

„made in markranstädt“

Doch auch die passiven Opfer dieser biochemischen Angriffe müssen ab morgen MNB tragen. Das heißt, der Bedarf ist quasi über Nacht sprunghaft gestiegen. Andererseits weiß man aber auch, dass die Nachfrage das Angebot weit übersteigt. Was tun?

Nun, was die Leute draußen in der Bundesrepublik tun können, wissen wir auch nicht. Ist uns aber auch egal. In Markranstädt, dem Nabel unserer Welt, gibt es jedenfalls (noch) Möglichkeiten, sich mit MNB’s zu versorgen.

Heiße Nähmaschinen im MGH

So ist das Team im Mehrgenerationenhaus inzwischen auf 8 (in Worten: acht) Näherinnen angewachsen. Zeitweise hatten sie Reserven von über 800 Stück produziert. MGH-Koordinator Michael Unverricht hatte schon befürchtet, dass wegen der heiß gelaufenen Nähmaschinen die Brandschutzordnung des Objektes überarbeitet werden muss.

MNB’s sind kein Klopapier. Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen.

Kurzum: Zur Zeit verfügt das MGH noch über eine Reserve von rund 250 Masken, die am Montag ab 9 Uhr dort an die Bevölkerung ausgegeben werden. Parallel arbeiten die acht Näherinnen natürlich permanent an der Produktion von ausreichend Nachschub. Dennoch weist Unverricht darauf hin: „Die Abgabe erfolgt natürlich nur so lange der Vorrat reicht.“

Zwar erfolgt die Abgabe kostenlos, aber die fleißigen Näherinnen im MGH würden sich trotzdem über eine Anerkennung ihrer Leistungen freuen. Gern auch in Naturalien.

Denn damit könnte zugleich ein drohender Engpass in der Lieferkette überwunden werden. „Wir brauchen dringend noch Gummibänder“, bittet Micha Unverricht, „um den Leuten was hinter die Ohren zu geben.“ Auch über Stoff würde man sich freuen, es muss allerdings Baumwollstoff sein.

Im Team der MGH-Näherinnnen befinden sich übrigens nicht nur reifere Damen. „Wir haben sogar jugendliche Verstärkung bekommen“, freut sich Unverricht. Eine junge Gymnasiastin nutze die schulfreie Zeit, um sich aktiv einzubringen und lege dabei so viel Engagement an den Tag, dass sogar manch erfahrene Zwirnschaffende kaum mithalten könne.

Die Maskenballerinas

Ein paar hundert Meter Luftlinie weiter, hinter der Bahnstrecke im Norden der Kernstadt, hat sich derweil eine weitere Maskenmanufaktur etabliert. Hier betreibt Maskenballerina Renate Röder gemeinsam mit Alice Claus eine Nähstube. Gemeinsam haben sie schon unzählige MNB’s produziert und damit unter anderem die Stadtverwaltung, Arzt- und Physiotherapiepraxen oder die Verkäuferinnen von Edeka ausgestattet.

„Maskenballerina“ Renate Röder war die erste Markranstädterin, die den Engpass erkannt und sich schon vor Wochen an die Nähmaschine gesetzt hatte.

Die Materialkosten deckt die findige Seniorin über Fördermittel eines Mikroprojektes. „Der ursprünglich darin definierte Zeitanteil ehrenamtlicher Arbeit ist allerdings längst weit überschritten“, sagt sie. „Wer also unsere Arbeit wertschätzen möchte, darf seinen Obolus gern in den Briefkasten der Abholadresse stecken oder uns mit einer anderen Geste eine kleine Freude machen.“

Da die Nähstube der Maskenballerina unterschiedliche Modelle fertigt und die Auswahl per Wühltisch wegen der Kontaktbeschränkungen nicht möglich ist, hat sich in den vergangenen Wochen ein individueller Vertriebsweg als erfolgreich erwiesen.

„Die Bestellung erfolgt über meine E-Mailadresse roeder.rena@web.de. Ich schicke als Antwort ein Foto mit Auswahlmustern oder, wenn die alle sind, die aktuell mögliche Stoffauswahl.“ Dazu erbittet sie Angaben zur Bestellmenge, differenziert nach Herren, Damen, Kindergrößen (Kinder mit Altersangabe).

„Mit der Fertigmeldung wird die Abholadresse mitgeteilt und die Abholzeit vereinbart. Wir beiden Näherinnen teilen uns die Arbeit, so dass es auch eine weitere Abholadresse geben kann, je nachdem, wer den Auftrag bearbeitet.“

Alice Claus unterstützt Renate Röder. Beide fertigen auf Kundenwunsch, individuell und zudem unterschiedliche Modelle.

Das klingt etwas komplizierter als die reine Abholung beispielsweise im MGH, dafür ist hier die Modellauswahl breiter gefächert und das gesamte Angebot individueller auf die Kunden abgestimmt. Zudem ist jeder Lieferung ein Feedback-Schein beigefügt.

Hier können die Träger nicht nur ihre positiven Erfahrungen rückmelden, sondern den Maskenballerinas auch Verbesserungsvorschläge mitteilen. „Aufgrund dieser Rückmeldungen und Erfahrungen konnten wir die Masken in den letzten Wochen immer wieder ein Stück verbessern“, freuen sich Renate Röder und Alice Claus.

Liebe MN-Leser: Wir können natürlich alle gern über den Sinn oder Unsinn solcher Masken philosophieren, was vor allem dem satirischen Unterhaltungswert zugute kommt. Aber Tatsache ist, dass die Dinger ab morgen Pflicht sind und wir alle froh sein können, dass es in unserer Stadt so fleißige (und vorausschauende) Näherinnen gibt.

Und solche MNB’s sind ja nicht nur gegen Corona gut. Gerade jetzt, in Zeiten des Home-Office, verwahrlosen viele Menschen regelrecht in ihrer Einsamkeit vorm heimischen Computer. Wenn dann am Freitag bei der Videokonferenz noch immer das gleiche Unterhemd wie am Montag vor der Webcam sitzt, wird auch der Chef dafür Verständnis haben, wenn er im Hintergrund den Partner mit Gesichtsmaske durchs Bild flitzen sieht.

 

3 Kommentare

    • Maskenballerina auf 19. April 2020 bei 20:53
    • Antworten

    Und wo bitte sind die Kontaktdaten der anderen markranstädter Masken-Nähstuben über deren Existenz ich mich gefreut habe?
    Wie kann man in Kontakt zur Altranstädter Nähgruppe kommen?

    1. Gute Frage. Aber an wen könnte man sie richten?

      Zu uns haben leider nur die Maskenballerinas aus der Ranstädter Mark und die Nähbrigade aus dem MGH Kontakt aufgenommen. Wir haben hier weder die Zeit noch die Verpflichtung, uns die Informationen mühsam zusammenzusuchen. Jeder kann sich gern melden, das ist bekannt.
      Und was Großlehna respektive Altranstädt angeht… na ja … wie bereits die (nicht vorhandenen) Feedbacks des jüngsten Beitrages über das grüne Klassenzimmer gezeigt haben, werden die MN dort eh nicht gelesen oder stehen auf dem gesellschaftlichen Index. Deshalb wird man die fehlende Information dort sicher auch nicht nicht vermissen.

        • Maskenballerina auf 23. April 2020 bei 21:23
        • Antworten

        Zur Erklärung und bitte keineswegs als Kritik an den MN, die in besonderen Zeiten einen unersetzlichen, wichtigen Dienst für uns alle tun, wofür ihnen aufrichtiger Dank gebührt:
        Hintergrund meiner Frage ist die E-Mailanfrage eines älteren Ehepaares aus Altranstädt, die nur für sich selbst gleich 10 Masken bestellen wollten, was die Kapazität unseres 2er Nähteams im unausgewogenen Übermaß belastet.Wir nähen im 2er Team ununterbrochen und mit hohem Engagement schon seit mitte März, machen hier ständig in den Kommentaren Werbung zur Sinnhaftigkeit des Masken Tragens und wenn es dann wirlkich aktuell wird, geht das egoistische Hamstern los. Ich war bemüht, sie an die ortsansässige Nähgruppe umzuleiten und hatte auch hier die Kontaktdaten erwartet, deren Veröffentlichung mir von offizieller Seite angekündigt worden war.
        Es scheint offenbar recht schwierig zu sein, den BM-Wahlkampf aus den dringend gemeinsam zu lösenden Problemen der Coronakrise herauszu halten, was mich von Tag zu Tag nachdenklicher macht.

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