Mit einem Paukenschlag endete heute das monatelange Tauziehen um die neue Stadtmöblierung in der Leipziger Straße. Ohne Tamtam und großes Aufsehen präsentiert die Stadtverwaltung dem erstaunten Publikum seit einigen Stunden auf der Rathaustreppe, worum es es die ganze Zeit eigentlich geht. So funktioniert proaktive Öffentlichkeitsarbeit! Es handelt sich um die Sitzgruppe „Reiner Calmund“. Bei der Auswahl hat sich die Stadt allerdings nicht nur von deren Schönheit inspirieren lassen.
Noch während Fernsehen, Rundfunk und Presse bereits an der vierten Staffel des Markranstädter Möbeldramas knaubeln, sorgte die Stadt nunmehr für Erleuchtung.
Erstmals bekamen damit auch die Journalisten zu sehen, worüber sie, von keiner Ahnung getrübt, seit Wochen eigentlich berichten: Sessel und Tisch aus russischem Teak, bezogen mit hauchzartem Rattan aus einer rumänischen Autowerkstatt.
Es handelt sich um eine sorgfältig ausgewählte Sitzgruppe, die alle Merkmale moderner Stadtmöbel in sich vereint. Gefertigt aus nachwachsenden Rohstoffen, bietet sie für die Fridays-for-future-Generation keinerlei Angriffspunkte und ist auch vandalismussicher.
„Um so einen Sitz zu zerstören, müsste schon eine Hundertschaft Jakedumas anrücken“, sollen gut informierte Kreise im Rathaus gehört haben.
Um Graffitis vorzubeugen, wurden die Möbel bereits mit vorinstallierten Brandings versehen. „Da ist kein Platz mehr für Schmierereien“, wirbt der Hersteller und verspricht: „Durch das aufgebrachte Logo (EUR) winken der Stadt sogar zusätzliche Werbeeinnahmen von der Europäischen Zentralbank.“
Eine Win-Win-Situation, welche die ohnehin schon spottbillige Investition zum führenden Wirtschaftsfaktor auf der Leipziger Straße macht.
8 Kommentare
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Da sieht man mal wieder, welchen Respekt die Stadtverwaltung vor den MN haben muss, dass sie weder Kosten noch Mühen scheut, um ein geeignetes Sommerloch-Bewältigungs-Thema zu finden. Frei nach dem Motto: Liefern wir Ihnen mal eine Steilvorlage, da die Folgen nicht abzusehen wären, wenn die MN-Investigativguerilla erst mal ihre unterforderten Rüssel tief in die Lallendorfer Kommunalsuppe versenkt…“
Kann man eigentlich den Vorrednern/Schreiber nur beipflichten.
Und natürlich wieder voll ins schwarze getroffen liebes MN-Team B R A V O
Ich weis nur noch nicht ob ich Lachen oder Weinen soll ob diesem Themas?
Und verkneife mir auch nun eine Stellungnahme zu G+B
Das Hartz-IV-Chaiselonge wurde geschickt etwas höher entworfen, damit der Betrachter am Ende nicht noch darauf käme zu denken der Bürgermeister selbst sässe hin wieder darauf, vielmehr solle man sofort merken: Wie selbstlos! Kann selbst das Möbel nie nutzen und denkt doch stets nur ans Volk.
Selten so gelacht.
Weiss man auch noch, was der Spaß gekostet hat?
Autor
Der Spaß bei den Markranstädter Nachtschichten ist (noch) völlig gratis. Das Aufstellen der Stadtmöbel war … umsonst 🙂
Dankeschön.
Einladend ist es ja.
Mal eine Islam-Rapperparty dort feiern, damit das Lebensgefühl im Rathaus mal erfasst wird?
3x hoch den Daumen! Warum nicht gleich so? Jetzt noch einen Trinkwasserspender bei den Wasserwerken beantragen und die Damen einladen mit spitzenverzierten nostalgischen Sonnenschirmen á la Hainaer Strand vorm Rathaus Platz zu nehmen.
Dann kann der BM täglich,gemeinsam mit dem Pressefotografen,zu Feierabend die Markranstädter „Miss Sommer 2019“ küren und zum Winteranfang gibt es im Rathaus eine Fotoschau mit erwärmendem Sommerrückblick.
Bis der Brunnen sprudelt sollte es natürlich zur Überbrückung ein Piccolöchen geben))
Köstlich wie immer! Danke! Weiter!