Ein Dank, der mehr wiegt als jeder Orden

Wenn Uniformträger geehrt werden, dann geschieht das meist im Rahmen von höherer Stelle befohlener Anlässe. Beispielsweise am Tag der Volkspolizei, wenn für einen mehr oder weniger verdienstvollen Freund und Helfer mal wieder die Zeit für eine Beförderung ran ist. Ganz selten sind hingegen Momente, in denen sich normale Bürger ganz außerhalb offizieller Anlässe feierlich bedanken. So wie am Mittwoch im Markranstädter Rathaus, das nur zwei Tage zuvor Schauplatz einer Festnahme wurde, die in die Geschichtsbücher der Stadt eingehen könnte.

Jo, das war mal ein Ereignis mit Herz für zwei Polizisten mit Herz. Der Frankenheimer Ortsvorsteher hat dazu sogar sein sicheres Homeoffice verlassen, um sich persönlich bei unseren beiden Bürgerpolizisten zu bedanken.

Polizeioberkommissar Thomas Wedhorn hatte zwei Tage zuvor mit Polizeihauptmeisterin Elke Barthold in einer spektakulären Aktion den Feuerteufel von Frankenheim dingfest gemacht. Spektakulär heißt in diesem Fall allerdings nicht, dass der Festnahme eine wilde Schießerei vorangegangen ist.

Vielmehr war es wirklich so, dass der mutmaßliche Täter von ganz allein im Rathaus vorstellig wurde. In Frankenheim sei man ihm nicht mehr wohlgesonnen, begründete er seine Bitte um ein neues Dach über dem Kopf. Den Rest dieses Highlights deutscher Kriminalgeschichte würde der Satiriker so erzählen:

Mit hinhalten und zutexen

Während scheinbar endlos das gesamte städtische Kataster angemessener freier Gründerzeit-Villen gewälzt wurde, liefen im Raum nebenan die Drähte zum Büro der Bürgerpolizisten heiß. Minuten später schlugen diese im Rathaus auf, hatten aber ein Problem.

Einen Grund, den 36-Jährigen festzunehmen, gab es (noch) nicht. Also lief Wedhorn zur Höchstform auf und machte dem Mann in Manier eines Immobilienmaklers mangels freier Loft-Wohnungen eine Zelle in der JVA schmackhaft.

Zimmerservice, Catering, regelmäßige Reinigung der Klamotten, Air-Condition, lückenlose Video-Überwachung des gesamten Areals, fließend warmes Wasser und Westfernsehen rund um die Uhr – wer könnte da schon widerstehen? Als der Interessent schon ungeduldig fragen wollte, wo er unterschreiben soll, zog Wedhorn den entscheidenden Joker.

Das Etablissement könne der Fackelmann nur beziehen, wenn er zuvor seine Anspruchsberechtigung nachgewiesen habe und dazu müsse er Wedhorn eine stichhaltige Begründung liefern, warum sich der Frankenheimer in seinem Wohnort verfolgt fühle.

Aktivierung der Stammzelle

Was dann folgte, nennt man bei Polizeiruf 110 wohl ein astreines Geständnis. Mitten im Rathaus, ganz ohne Folter, LSD, Rumgebrülle oder Lampe ins Gesicht strahlen. Der Geständige ist sogar von ganz allein mit zum Auto gegangen und ließ sich anstandslos in die U-Haft chauffieren. Ein Lehrbeispiel für erfolgreiche Führung eines Verhörs.

Nur Minuten später ging die Kunde in Frankenheim wie seinerzeit bei Wilhelm Busch bereits von Tür zu Tür.


Kurz, im ganzen Ort herum
ging ein freudiges Gebrumm.
“Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei
mit der Übeltäterei!”


Die Erleichterung darüber ist so groß, dass sich Ortsvorsteher Jens Schwertfeger am Mittwoch auf die Socken machte, um sich im Namen der Einwohner Frankenheims bei Elke Barthold und Thomas Wedhorn für die schnelle und unorthodoxe Reaktion auf die gebotene Chance der Festnahme persönlich zu bedanken.

Ortsvorsteher Jens Schwertfeger (Mitte) bedankt sich im Namen seiner Einwohner bei Polizeihauptmeisterin Elke Barthold (l.) und Polizeioberkommissar Thomas Wedhorn (r.).

Und weil die Gelegenheit einmal so günstig ist, will sich auch das Team der Markranstädter Nachtschichten den Lobreden anschließen. Höchste Zeit, denn das muss auch mal gesagt werden: Wer immer den Begriff „Bürgerpolizisten“ erfunden hat, muss dabei Elke Barthold und Thomas Wedhorn vorm Auge gehabt haben.

Bodenständig, mit Ohr und Verständnis für die Anliegen der Leute, korrekt, präsent, freundlich, autoritär nur wenn’s sein muss und wirklich mit Herz für Markranstädt – es ist tatsächlich ein Dream-Team, das sich den Respekt der Bürgerschaft ehrlich verdient hat.

Kritikern, die das anders sehen, möchten wir zurufen: Es sind keine bis an die Zähne bewaffneten Cops, von denen wir erwarten dürfen, dass sie ein SEK ersetzen und Markranstädt im Alleingang aufräumen. Es sind Bürgerpolizisten. Das sind sie wirklich.

 

12 Kommentare

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    • Echter Markranstädter auf 19. März 2021 bei 17:06
    • Antworten

    Die Frankenheimer sind erleichtert: Jetzt ist die Kernstadt wieder krimineller Hot-Spot! Aber vielleicht kann man schon mal ein paar Nachbarzimmer in der JVA reservieren, wenn das uniformierte Dream-Team gegen die Vandalen in M. erfolgreich sein wird. Habe dazu auch eine Idee: Bei Krenz im Keller liegen betimmt noch ein paar abgebaute Selbstschußanlagen herum. Diese können mit Paint-Ball-Munition, Dämmerungsschalter und Zeitschaltuhr bestückt und entlang der Seepromenade an noralgischen Punkten installiert werden. Am nächsten Tag braucht das Markranstädter SEK nur noch die Pigmentierten aus dem Stadtbild zu entfernen und zu ihrer all-inclusiven Unterkunft zu begleiten. Das Aufatmen wäre überall hörbar!

    1. Das SEK würde am nächsten Tag feststellen, dass die Paintball-Anlagen von der Stromversorgung getrennt wurden und die Zielgruppe damit ihre Handys aufgeladen hat.

    • Tilo Lehmann auf 19. März 2021 bei 8:54
    • Antworten

    Tja CvD: Nur zwischenmenschlich… direkt… unter Bürgern… im eigenen Heimatdunstkreis… und da auch ohne Aber… (manchmal)

    1. Also haben sie Euch die letzten Instinkte des DDR-Unrechtsstaates noch nicht ganz ausgetrieben?

  1. Ich hatte mit den beiden (zum Glück) noch nie was zu tun. Aber gesehen habe ich sie schon oft und stimme zu, dass sie absolut sympathisch rüberkommen. Noch zwei von der Sorte und 24/7 im Einsatz, wäre das für Markranstädt ein Hauptgewinn. Mit der gegenwärtigen Lösung einer Niederlassung, die die meiste oder zumindest die entscheidende Zeit der Woche als Briefkastenfirma existiert, ist allerdings nicht viel mehr drin als Sympathiepunkte zu sammeln und ab und zu mal einen sich selbst stellenden Täter einzukassieren.
    Ich fände es schön, wenn diese Laudatio dazu beitragen würde, dass man in Dresden ein Einsehen hat und Markranstädt etwas mehr Rückendeckung gibt.

    1. Dresden ist für Markranstädt gar nicht zuständig! Auf dem Globus von Sachsen liegt Markranstädt bereits am Rande von Sachsen-Armut. Wenden Sie sich mit Ihrem Anliegen direkt an Reiner Hasselhof in Magdeburg. Bei der Gelegenheit könnten Sie ihn auch gleich mal nachfragen, wie es mit den Corona-Impfungen um Markranstädt bestellt ist. Die haben uns offenbar vergessen.

    • Tilo Lehmann auf 18. März 2021 bei 8:22
    • Antworten

    Beitrag MN und Heimatverein: Hier widerspiegelt sich das reale Leben der Bürger! Ohne wohlgeformte Worte, ausnahmsweise nicht MN- Satire. Aber ehrlich! Danke, und Danke allen beteilgten Helfern… . Den nicht zur Täterfamilie gehörenden Geschädigten: Wir heimatverbundenen Bürger wissen um die Not und das Leid. Wo unbürokratische Hilfe gegeben werden kann: Einfach ansprechen…

    1. Okay, das Angebot nehmen wir gerne an. Also: Wo in Europa gibts unbürokratische Hilfe?

    • Jens Schwertfeger auf 17. März 2021 bei 18:09
    • Antworten

    Ja, Wilhelm Busch kannte wohl schon unser Frankenheim. Sein Vers wurde hier im Ort allermunden bestätigt. Wir sind sehr dankbar und froh, dass diese Brandserie nun ein Ende hat. Hoffentlich bleiben wir alle zukünftig davon verschont.
    Ja, ein herzlicher Dank ging heute an die Markranstädter Polizisten. „Sie haben ja nur ihre Pflicht getan“… wird vielleicht mancher sagen. Aber die Art wie dies geschah ist schon außergewöhnlich, mit Ruhe und Besonnenheit. Aber die Polizisten sind nicht die Einzigen, denen großer Dank gebührt. Das Vorspiel begann schon in der Stadtverwaltung. Auch hier waren sich die Mitarbeiter des besonderen Augenblicks, beim Vorsprechen, beim Hilfeerflehen des Brandstifters bewust. Alle haben an einem Strang gezogen. Herzlichen Dank daher auch an die Mitarbeiter der Stadtverwaltung.
    Und weiter gehts mit den notwendigen Danksagungen. Danke an alle Feuerwehrkameradinnen und Kameraden für nächtelange Einsätze, Danke an alle die die Schäden beräumen mussten und müssen, auch an der Stadtbeleuchtung, die eines komplett neuen Schaltschrankes bedurfte. Danke an alle Frankenheimer, die seit Wochen nachts patrouillieren um schnellstmöglich alarmieren zu können, wenn der rote Hahn wieder einmal im Dorf sitzt.
    Und meine Gedanken gehen natürlich an alle Geschädigten dieser Brandserie.

    1. Alles gesagt. Keine weiteren Anträge, Euer Ehren!

      • Deimler auf 18. März 2021 bei 19:08
      • Antworten

      Warum soll nicht jemand, der seine Arbeit mit Besonnenheit und Ruhe erledigt, dafür ein Dankeschön bekommen, auch wenn es seine Pflicht ist?
      Finde ich großartig. Der Polizist, dein Freund und Helfer. So, wie ich es mir gern vorstelle.

      Nur heute oder morgen ist der Zündler wieder raus. Wie geht es dann weiter? In paar Wochen, Anklage durch die Staatsanwaltschaft, Gerichtsverhandlung, Urteil, Haft und wieder zurück. Zwischendurch taucht auch noch sein Schatten aus dem Knast auf. Alles beginnt von vorn.

      Notwendig ist eine nachhaltige Lösung, für die gefährdeten Bürger und auch für die Feuerteufel.
      Wer diese Lösung auf den Weg bringt, verdient ein großes Dankeschön.

      Entschuldigung für die fehlende Satire.

      1. Aber wieso denn? Satire war doch reichlich dabei. „In paar Wochen, Anklage durch die Staatsanwaltschaft, Gerichtsverhandlung, Urteil, Haft und wieder zurück.“ Besser können wir es auch nicht.

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