Ein Markranstädter Experiment: Was glauben Sie … zu sehen?

Manchmal fragen sich Menschen, warum Satire trotz des ernsten Hintergrundes so lustig ist. Nun, es liegt an der Perspektive, aus der man eine Situation betrachtet. So verhält es sich auch mit Bildern, in denen Betrachter völlig andere Dinge entdecken als andere Menschen. Meist bestehen sie aus einem Chaos kompliziert verlaufender Linien, die am Ende unter der Rubrik „optische Täuschung“ landen. Jetzt aber haben zwei Markranstädter ein ganz einfaches Bild entwickelt und weisen in einem Experiment nach, dass wir selbst es sind, die sich oft auf die falsche Fährte begeben – nicht nur bei der Betrachtung von Bildern, sondern auch im wahren Leben.  Machen Sie einfach mal mit. Und lassen Sie sich nicht täuschen: Auch wenn Jürgen Wummel und Michael Zemmrich in ihren Versuchsaufbau einen Bibel-Psalm eingebaut haben, müssen Sie nicht unbedingt an Gott glauben, um sich selbst zu täuschen. Es funktioniert ganz ohne ihn, das können Sie glauben.

Liebe Leserinnen und Leser,

bitte nehmen Sie an einem kleinen Experiment teil und schauen Sie sich das obenstehende Titelbild an. Was sehen Sie? Bitte lesen Sie jetzt diesen Text nicht weiter, sondern notieren Sie sich bitte, was Sie sehen…

Was haben Sie aufgeschrieben und beschrieben? Einen schwarzen Punkt, der wie ein Tropfen aussieht? Oder eine große weiße Fläche, in deren Mitte ein kleiner, schwarzer, tropfenförmiger Punkt zu erkennen ist?

Wir Menschen neigen dazu, das zu sehen, was uns ins Auge springt. Und so binden sich unsere Gedanken oft an etwas, was sie in ihren Bann schlägt, und vernachlässigen das Umfeld. So klein ist der schwarze Punkt. Und so groß die weiße Fläche. War sie Ihnen in Ihren Notizen eine Erwähnung wert? War sie vielleicht sogar für Sie die Hauptsache?

Im Psalm 31 heißt es: „Gott auf dich vertraue ich. Sei mir ein starker Fels… Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“

Der weite, weiße Raum geht manchmal verloren. Weil wir Menschen unsere Aufmerksamkeit wie einen Scheinwerfer auf das richten, was uns sofort auffällt, was uns herausfordert.

Dabei wird es uns schwer, wahrzunehmen, was uns hält und stärkt. Siebzig Prozent der täglichen Gedanken der Menschen sind negativ geprägt und bestimmen unsere Wahrnehmung.

Besonders machen Umstände zu schaffen, die nicht verändert werden können. Das negative Denken hat erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden, es macht machtlos. Denn die Gedanken, die wir am häufigsten denken, die nähren die Seele am meisten.

Es ist nicht gleichgültig, womit wir unsere Seele füttern. Dabei ist der gut gemeinte Hinweis „Denke positiv“ oft eine Überforderung, denn das setzt eine Leistung voraus, die mitunter eben gerade nicht erbracht werden kann. Sich hingegen in das Vertrauen fallen zu lassen, dass Gott „meine Füße auf weiten Raum“ stellt, das ist eine Chance. In schweren Situationen die einzige.

Bewusst auf etwas zu sehen, was Kraft gibt – nicht auf den sehr auffälligen dunklen Punkt zu schauen, sondern die viel größere weiße Fläche wahrzunehmen – das schenkt Lebenskraft. Den Schweinwerfer also umzuschwenken, weg von dem dunklen Punkt hin zu einer weiten Fläche, die eigene Ressourcen leuchten lässt.

Der Beter des Psalm 31 ringt um eine einzigartige Ressource. Er ringt um Gott. Er gibt seinen Herausforderungen nicht den Platz Nummer eins. Immer wenn wir Menschen den Blick unserer Seele weiten und Beängstigendes relativiert wird, gewinnen wir wieder Selbstvertrauen und Freude am Leben. Möge uns diese Kraft geschenkt werden – trotz allem.

Ihr Dr. Jürgen Wummel und Ihr Pfarrer Michael Zemmrich

7 Kommentare

Zum Kommentar-Formular springen

    • Xt'Tapalatakettle auf 12. September 2023 bei 17:18
    • Antworten

    Der Tropfen auf das heiße Bein…

    • Inilein auf 2. September 2023 bei 22:10
    • Antworten

    Immer, wenn einem der schwarze Punkt wieder alle Kräfte raubt, sollte man sich das vor Augen führen. Könnte hilfreich sein.

    1. Kommt drauf an, in welchem Zustand man sich das betrachtet. Bei der letzten MN-Sitzung haben sich die Punkte ab 3,4 Promille mit sich selbst multipliziert. Schwer, da noch was Weißes zu sehen, echt.

    • Samoht auf 2. September 2023 bei 17:25
    • Antworten

    Zwar Satire-Light, aber der Kern ist gut. Sollte man wirklich drüber nachdenken. Ist in der Realität allerdings schwer, zumal sich das Verhältnis zwischen schwarzen Punkten und weißer Fläche im Alltag immer mehr zugundsten der Punkte entwickelt. Kann man sich schöndenken oder nicht.

    1. Ob das Bild dadurch attraktiver wird, wenn man sich die weiße Fläche grün schöndenkt?

    • Elly auf 2. September 2023 bei 15:07
    • Antworten

    Dankeschön

    1. Wird weitergereicht an den Schöpfer … des Wummelbildes 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.