Ein Wochenende mit vielen Überraschungen

Als die ganze Zeit die Sonne schien, war Lallendorf wie ausgestorben. Am Wochenende fing es an zu regnen und schon kam Leben in die Bude. Vor allem bei den Vereinen hat sich allerhand getan. Und der Wahlkampf hat auch schon erste lustige Scheingefechte entbunden. Aber beginnen wollen wir den Rückblick aufs Wochenende mit einer alteingesessenen Neubürgerin.

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Die wurde aus der Nähe von Göttingen vom Oldtimerverein wieder nach Hause gebracht. Michael Pippig hatte die alte Bandsäge, die einst in der Markranstädter Fabrik seines Großvaters Paul Trommer hergestellt wurde, dort entdeckt und dem Besitzer abgekauft.

Flugs machten sich Andreas Bürger, Uwe Bratfisch, Gerd Döbel und Werner sowie Matthias Lorbach auf den Weg, um das Teil abzuholen. Kann ja nicht schwer sein, wenn die Formalitäten vor Ort schon erledigt sind.

In Niedersachsen angekommen, wollten die fünf Markranstädter und Michael Pippig aber ihren Augen nicht trauen. Mit der Maschine wurde noch emsig gesägt.

Zurück in Markranstädt, wo sie geboren wurde: Bandsäge der Maschinenfabrik Paul Trommer.

„Die war voll im Einsatz, durch den Raum flogen Sägespäne“, berichtet Bürger später, nach der Rückkehr. Also erst mal Stecker ziehen (an der Maschine, nicht beim Besitzer!), abkühlen lassen und dabei die weitere Vorgehensweise planen.

Viele Überraschungen

Die Palette, auf der die Maschine vor Urzeiten angeblich in die Scheune geschoben wurde, musste auf geheimnisvolle Weise gewachsen sein. Rein habe sie einwandfrei gepasst, meinte der Eigentümer. Für den Rückweg nach draußen war sie plötzlich zu breit – oder die Tür zu schmal.

Stolz wird die Abdeckung mit dem Typenschild präsentiert, das so eine Art Personalausweis der Maschine ist.

Also wurde das schwere Teil per Flaschenzug angehoben und der Anhänger rückwärts drunter gefahren. Dann gings zurück nach Markranstädt. Zweieinhalb Stunden später dann die nächste Überraschung bei der Ankunft.

 

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Bürgermeister Jens Spiske habe „über dunkle Kanäle“ von der Aktion erfahren und als der Transport in die Hugo-Ruppe-Straße einbog, winkte er schon mit einem Kuvert. Darin 150 Öcken „Benzingeld“. Weil sowas in Wahlkampfzeiten bei Amtsinhabern kritisch beäugt wird, wies er ausdrücklich darauf hin, dass er den Betrag aus der privaten Haushaltskasse abgeknappst hat.

Zum Glück hatte Spiske etwas Zeit, sich auf dem Heimweg zu überlegen, wie er das seiner Frau beibringt. Die hatte er nämlich zu Hause gelassen, damit sie das traute Heim bewachen kann. Eine Lehre aus den Geschehnissen vom Vortag.

Da war Familie Spiske in Großlehna unterwegs und hat erste Wahlplakate an die Laternenpfähle gehängt. Dokumentarisch begleitet wurde dieses Vorhaben von Anwohnern, auf deren Fotos man mitunter noch die Gardinen erkennt.

Bei Spiske tanzt der Bär

Aber auch das Team der CDU-Aufhänger war nicht untätig. In der Straße angekommen, in der Spiske wohnt, entdeckten sie, dass das Heim verlassen und damit die Stunde für eine besondere Überraschung gekommen war.

Was*n Spaß: Gleich vierfach grüßt Peter Bär vor Spiskes Einfahrt. Aber der Amtsinhaber konterte ebenfalls mit Humor.

Bei ihrer Rückkehr wurden die Spiskes vom gesamten Spektrum wahlwerbender Druckerzeugnisse des Widersachers begrüßt. Ein vierstöckiger Bär beim Tanz an der Laternenstange sozusagen.

Das Händereiben und die schelmische Freude bei der Installation dieses Kunstwerkes sind fast spürbar. Toller Gag – so macht Wahlkampf auch für die Spaß, die nur zum Zuschauen und Konsumieren verdammt sind.

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Aber auch Jens Spiske ließ sich in Sachen Humor nicht lumpen. Postwendend programmierte er seinen Status bei Whatsapp in Richtung CDU und ließ wissen:

Also da kannste als Wähler nur sagen: Bitte mehr davon und genau so locker bleiben!

Vom Oldtimerverein über die Politvereine nun zu den Fußballvereinen. Gestern stand mit dem Pokalspiel zwischen dem SSV Kulkwitz und Blau-Weiß Großlehna nach langer Corona-Pause nicht endlich mal wieder einfach nur ein Spiel auf dem Plan, sondern gleich ein Markranstädter Derby!

Trotz Niederlage hatte Großlehna Chancen. Hier knallte die Nille an den Pfosten.

Für die Macht von der A9 stand die Begegnung allerdings unter keinem guten Stern. Schon am frühen Morgen ereilte Blau-Weiß die erste Hiobsbotschaft. In der Nacht hatte man den Vereinsanhänger geklaut! Die Diebe hätten das Tor zum Sportplatz aufgebrochen, die Wegfahrsperre beseitigt und seien mit dem Hänger davongefahren, teilte Blau-Weiß per Facebook mit.

Zwar besteht eine gewisse Hoffnung, dass man den Anhänger irgendwann auf einem Lützener Parkplatz wiederfinden könnte und so an eine kleine Tradition angeknüpft wird, trotzdem bittet der Verein, die Augen nach diesem Anhänger mit dem Kennzeichen L-ZC 5949 offenzuhalten.

Kulkwitz eine Runde weiter

Das Pokalspiel ging dann für die Großlehnaer da weiter, wo die letzte Nacht aufgehört hatte. Kaum war die Partie richtig angepfiffen, stands auch schon 2:0 für Kulkwitz. Mehr Treffer bekamen die rund 30 Zuschauer dann allerdings nicht mehr zu sehen, auch wenn die Hausherren die gute alte Tradition aus der Vorsaison fortsetzten, den Gegner mit zunehmender Spieldauer stärker zu machen.

Unterm Strich wars kein schlechtes Wochenende in Markranstädt. Man konnte an der frischen Luft allerhand erleben, trotz des Regens.

 

3 Kommentare

    • Michael Pippig auf 31. August 2020 bei 15:38
    • Antworten

    Hallo,

    „Herzlichen Glückwunsch an den rasenden Reporter“.

    Ein lebendiger und humorvoller Artikel, der einen guten Abriss der Rückhol-Aktion der großen Bandsäge gibt.

    Ich, als Enkel des damaligen Firmeninhabers, bin sehr stolz, dass diese Maschinen -bis heute- noch in einer kleinen Stückzahl ihre Funktion erfüllen.

    Mit dieser, und der bereits in 2019 zurückgeholten Maschine der „Paul Trommer Maschinenfabrik Markranstädt“, ist vielleicht ein Beitrag zu dem geplanten Museum erfolgt.

    Viele Grüße
    M. Pippig

    1. Vielen Dank Herr Pippig, über diesen Kommentar wird sich nicht nur der angesprochene „rasende Repüorter“ freuen.

      Zwischen Ihnen und Ihrem Großvater liegen sozusagen zwei Generationen. Zum Glück für uns. Ihr Kommentar gibt auch Hoffnung für viele andere Markranstädter, zeigt er doch, dass die wesensbestimmenden Markranstädter Gene im Laufe der Zeit verkümmern können und aus dem homo marcransis durchaus ein netter, höflicher Mensch werden kann, der sogar über die Gabe verfügt, sich bedanken zu können.

      Noch ist die Evolution beim überwiegenden Teil unserer Leser nicht so weit vorangeschritten, aber vielleicht kommt Dank Ihres Kommentars ein Nachdenkprozess in Gang? Zumindest dafür sind die biologischen Voraussetzungen hier gegeben.

      Also, vielen Dank auch von unserer Seite und bis zum nächsten Projekt.

  1. Herrliche Humoreske das mit dem Wahl-Wettbewerb. Wahl-KAMPF geht mir so wie so gegen den Strich. Da kämpfen wohl möchtegerne „Meister der Bürger“ wollende oder werdende gegen die Wähler oder gar gegeneinander? Mein Empfinden: Brauchen wir nicht. Denn bitte nicht vergessen: Flotte Späße und nichts dahinter merken die Wähler… 7 Jahre garantiertes Steuergeld empfangen zu dürfen ist eine ernste Sache- und die Ergebnisse rechnet die Wählerschaft ab…

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