Eingemeindung: Wie Markranstädt der Stadt Leipzig eine Abfuhr erteilt

In letzter Zeit wurden die Befürchtungen immer lauter, dass Markranstädt auf eine Eingemeindung in die Stadt Leipzig zusteuert – oder zugesteuert wird. Die Markranstädter Nachtschichten haben deshalb die letzten Tage genutzt, um sich auf die Suche nach Indizien für dieses Gerücht zu machen. Das Ergebnis ist eindeutig: Alles Quatsch! Sowas wie Markranstädt würde Leipzig allein schon deshalb nicht haben wollen, weil man dann in der Messestadt sozusagen gleich zwei Eisenbahnstraßen und auch noch zwei Zoos zu verwalten hätte. Hier drei Ereignisse aus den zurückliegenden Tagen, die das eindeutig belegen.

Die Botschaft steckt schon im Begriff: Es herrscht Wahlkampf und damit ist Markranstädt traditionell Kriegsgebiet.

Was derzeit ab Einbruch der Dämmerung in Lallendorf los ist, hat in diesem Jahr aber eine ganz neue Qualität erreicht. Hier wird nicht mehr gelabert und gleich gar nicht übt man sich im gepflegten Austausch von Meinungen oder Argumenten. Es wird gekloppt, was das Zeug hält.

Schlachtfeld Weststraße: Der Grund dieses Angriffs gibt Rätsel auf, denn die SPD hat gar keine Erziehungslager in ihrem Programm stehen.

Schlachtfeld Weststraße: Das passiert, wenn keine der Parteien die Errichtung von Erziehungslagern im Programm hat.

Ein Blick auf das, was in den Straßen der Stadt von den Wahlplakaten übrig ist, macht dem Phänomen der „Wahlverdroschenheit“ alle Ehre.

Wahlverdroschenheit

Zum Glück herrscht woanders Krieg und Deutschland hat die Chance genutzt, seinen Schrott der Ukraine anzudrehen. Nicht auszudenken, wenn Lallendorfer Militaria-Sammler die Fronten vor Ort aufrüsten könnten.

Achtung! Nachdem am Kreisel in der Leipziger Straße die Ampel ausgeschaltet wurde, hat Vorfahrt, wer von rechts kommt.

Achtung! Nachdem am Kreisel in der Leipziger Straße die Ampel ausgeschaltet wurde, hat Vorfahrt, wer von rechts kommt.

Okay, ein Blick in die Historie zeigt, dass man auf allen Seiten auch früher schon nicht zimperlich war.

Während die Bolschewiken sogar heute noch stolz darauf sind, dass die Arbeiterfahne ihre Farbgebung einst durch Menschenblut erhielt, zählte es bei der SA zu den schlagfertigsten Argumenten, wenn man bei Wahlveranstaltungen mindestens einen Bierkrug auf dem Schädel des politischen Gegners zertrümmerte. Und das war erst der Anfang.

Reden und überzeugen scheint heute ebenso unmöglich wie zuhören und sich überzeugen lassen – und sei es nur zu einem Kompromiss oder einer Geste des Verständnisses. Aber mit wem auch sollte man reden?

Recycling der Kasperköpfe

Die sich heute nach Gesprächen und einer zivilisierten Streitkultur zurücksehnen, waren 2015 in Dresden oder Leipzig selbst nicht bereit, mit Demonstranten, Andersdenkenden oder einfach nur von Angst getriebenen Menschen zu sprechen. „Wer Pack sät, wird Sturm ernten“, heißt bei Erzengel Gabriel im 4. Buch Siegmar.

Und so sieht es in diesen Tagen in Markranstädt aus, wie es in diesen Tagen in Markranstädt aussieht: Jede Menge zerrissenes Papier. Hier könnten sich allerdings mal die Jüngsten gesellschaftlich einbringen. Wenn sie in den Kitas die zerfetzten Plakate einweichen und Pappmache draus machen, ließen sich daraus herrliche Kasperköpfe herstellen. Recycling in reinster Bedeutung des Wortes.

Das neue Stadtbad

Auch ein Zustand, der Leipzig im Falle einer Eingemeindung schlecht zu Gesicht stehen würde, ist der barrierefreie Zugang zum Bahnhof.

Vorerst nur eine Vision: Wenn erst der Fahrstuhl da ist, kann das Wasser mit ihm nach oben transportiert werden.

Vorerst nur eine Vision: Wenn erst der Fahrstuhl da ist, kann das Wasser mit ihm nach oben transportiert werden.

Am Mittwoch war er nicht einmal für Nichtbehinderte erreichbar. Grund waren offenbar die zwei Wochen zuvor in der Unterführung zelebrierten Mäharbeiten. Die haben die Pflanzen derart geschwächt, dass ihre Wurzeln kein Wasser mehr aufnehmen können. Den Rest hat der Regen am Mittwochmorgen erledigt.

Eigentlich eine Steilvorlage für den Wahlkampf. Die Kritiker des von der Stadt co-finanzierten Fahrstuhls könnten mit dem Argument mundtot gemacht werden, dass man dann zum Abschöpfen des Wassers keine Menschenkette mehr bilden muss, sondern die vollen Eimer mit dem Lift nach oben fahren kann. Oder besser noch: Einfach den Elevator im Erdgeschoss öffnen, das Wasser reinfließen und oben wieder raus lassen. Aber das ist alles noch Zukunftsmusik.

E-Mobilität ausgeträumt

Die Technologie des kabellosen Aufladens von E-Fahrzeugen soll aus Polen stammen. Jetzt auch am Markranstädter Markt möglich.

Die Technologie des kabellosen Aufladens von E-Fahrzeugen soll aus Polen stammen. Jetzt auch am Markranstädter Markt möglich.

Eine andere Zukunftsvision ist in Markranstädt allerdings schon ausgeträumt. Kurz nach dem Start ins Elektro-Zeitalter ist es in Lallendorf nicht mehr möglich, sein E-Auto an einer öffentlichen Ladesäule aufzutanken. Nachdem vor drei Wochen alle zehn E-Zapfhähne in der Siemensstraße gekappt wurden, traf es jetzt auch die in der Schulstraße stationierte letzte Tankmöglichkeit. Wer CO2-frei in die Zukunft reisen möchte, muss es jetzt wohl den Amish-People in den USA gleich tun und sich Pferde zulegen.

Technik von gestern: Wo sich die roten Punkte befinden, baumelten in der Siemensstraße einst Ladekabel in der Gegend herum.

Technik von gestern: Wo sich die roten Punkte befinden, baumelten in der Siemensstraße einst Ladekabel in der Gegend herum.

In Anbetracht der wegen des verzögerten Glasfaserausbaus steigenden Zahl von Brieftaubenzüchtern sowie der sich an Wahlplakaten vergehenden Hornochsen und Rindviecher droht sich Markranstädt auf diese Weise zu einem Zoo zu entwickeln. Aber auch den hat Leipzig schon, also besteht hinsichtlich einer Eingemeindung wirklich keine Gefahr.

6 Kommentare

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  1. Nun beteiligt sich sogar schon der Regen an Zerstörung und Verschmutzung. Wenigstens den könnte man ja mal angemessen bestrafen. Der Schmierfinken und Zerstörer wird man ja nicht habhaft.
    Oder ist das Wasser ein Wink mit dem Wassereimer und es soll den reinwaschen, der Zug, Rad und Füße zur Fortbewegung nutzt?

    • Jens Spiske auf 23. Mai 2024 bei 13:53
    • Antworten

    Treffender kann es nicht beschrieben werden. Danke.

    1. Dann haben wir entweder beim Ausdenken der Geschichten was falsch gemacht oder sind mit unserer Phantasie nur rein zufällig in die Nähe der Realität gelangt. Sie wissen ja: Satire ist stets frei erfunden. Wahr wird sie erst später.

        • simsalabim auf 23. Mai 2024 bei 22:30
        • Antworten

        Das Leben in Lallendorf ist aktuell satirisch kaum zu toppen. Gut das MN so am Puls der Zeit bleibt.
        Vielleicht reicht es demnächst für eine weitere Kleinkunstbühne. „Kabuf“ am See wird erweitert umd „Lachen in vollen Zügen“ im Schwimmbad am Bahnhof. Das wäre dann eine Location mit Dach, die bei Regen nutzbar ist. Und das Genussamt kann man bestimmt für das Catering gewinnen.

        1. Selbst wenn alle genannten Voraussetzungen passen würden, wäre das Unterfangen zum Scheitern verurteilt. Wie allein anhand der Zahl der Kommentare zu erkennen ist, interessiert ein solches Programm weder die aktuellen Hauptdarsteller aus der Politik, noch das potenzielle Publikum aus dem Volke. Kennen Sie das Bild mit den drei Affen?

            • simsalabim auf 26. Mai 2024 bei 21:59

            Jetzt die spannende Frage: Welcher der 3 Affen wird welchem Akteur zugeordnet?

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