Ersatz-Stadtbad: Nackte auf Blitzerfotos für Tempo 30

Es ist das unglückliche Zusammentreffen offizieller Informationen, die aus offiziellen Informationen dann irgendwie doch Gerüchte werden lassen. Hier ein Beispiel für Öffentlichkeitsarbeit vom Stammtisch aus.

Fakt Nummer eins: Das Stadtbad soll saniert werden. Eigentlich hieß es, dass es im Herbst losgehen soll. Dann plötzlich die Mitteilung, dass die Diva im kommenden Jahr doch geöffnet hat und erst schließt, wenns mit der Sanierung losgeht. Da kommen natürlich Fragen auf.

Und die erhalten plötzlich Nahrung von einer ganz anderen Baustelle. In der Zwenkauer Straße wurde der ehemalige Lebensmittel-Laden abgerissen. So weit, so gut. Allerdings war es mit dem Abriss nicht getan. Da, wo einst das Gemäuer stand, gähnt jetzt sogar ein tiefes Loch. Und wieder fragt sich die Gemeinde, was das zu bedeuten hat.

Der schlaue homo marcransis verlässt sich längst nicht mehr auf offizielle Verlautbarungen, sondern zählt einfach selber eins und eins zusammen. Also schlussfolgern wir einfach mal mit und geben eine Pressmitteilung des Volkes (Citizen-Message) heraus. Die da lautet:

„Im Zuge der weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des Markranstädter Stadtrates unter Führung seiner Kandidaten der Nationalen Front und in Erfüllung der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, hat das Politbüro des Rathauses beschlossen, die Erholung der Werktätigen auch während der Sanierung des Stadtbades zu gewährleisten. Dazu wird in der Zwenkauer Straße ein ursprünglich zur Versorgung der Bevölkerung genutztes Areal zu einem Ersatz-Bad umgestaltet.“

Das Loch ist schon da. Hier entsteht eine moderne Bäderlandschaft als Interimslösung für die Zeit der Sanierung des Stadtbads.

Das Projekt sei demnach Bestandteil des 5-Tages-Planes. Entsprechend kurzfristig haben Arbeiter im Rahmen eines Subotnik bereits für den Erdaushub gesorgt. Inzwischen hat auch der Rat des Kreises aus dem Kontingent der Versorgung der Bevölkerung mit Schwimmbadtechnik die Bereitstellung von Teichfolie zugesagt.

Die Stadtverwaltung ruft die Bevölkerung auf, Material für die Herstellung eines Sichtschutzes bereitzustellen. „Wir müssen eine Art Mauer errichten“, heißt es aus der Pressestelle. „Damit soll verhindert werden, dass von der gegenüberliegenden Blitzersäule während des Umkleidens versehentlich Nacktfotos von Badegästen aufgenommen werden können.“

Die Markranstädter AG Verkehrslärm will diesen Sichtschutz allerdings verhindern und läuft Sturm dagegen. Das Argument ist einleuchtend. „Wenn da kein Sichtschutz besteht, während sich die Badegäste umziehen, fahren die Kraftfahrer automatisch Schrittgeschwindigkeit“. Dann bräuchte man gar keine Tempo 30-Zone mehr und könnte sogar den Blitzer wieder abbauen.

Bleibt abzuwarten, wie sich die öffentlichen Entscheidungsträger dazu positionieren. Jetzt kommt ja eh erst mal der Winter.

 

1 Kommentar

    • Paule auf 18. September 2019 bei 6:46
    • Antworten

    Damit aus der Verkehrskontrolleinrichtung kein unfreiwilliger Nackedei-Flitzer-Blitzer wird, schlage ich mal den Abbau des Blitzers vor.

    Er könnte ja zum Beispiel in einer beliebigen Amtsstube aufgestellt werden und auf rasche Bewegung eingestellt werden. Die Fotos von den Bewegungssündern kommen dann an die monatliche Bestentafel. Mitarbeitermotivation und Transparenz, man könnte ja endlich mit dem Vorurteil über Beamte aufräumen.
    UND ER BEWEGT SICH DOCH!

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