Feigheit vorm Feind: Markranstädter Ordnungsamt suspendiert

Am Ostersonntag beginnt die Abstimmung zur MN-Wahl von Markranstädts Sportlern des Jahres. Die Geburt hat auch deshalb etwas länger gedauert, weil ein nominiertes Team kurzfristig von der Wahl suspendiert werden musste. Genau gesagt, steht der Vorwurf der Feigheit vorm Feind im Raum. Bestrebungen, dem Team wenigstens den Start aus der Boxengasse zu ermöglichen, mussten spätestens nach Bekanntwerden der Hintergründe begraben werden.

Am Ende stehen also nun nur noch zehn Vereine und zwei Einzelathleten zur Wahl. Ausgerechnet der aus satirischer Sicht beste Nominierungsvorschlag musste kurz vor Beginn der Abstimmung mit einer ultimativen Sanktion belegt werden.

Es handelt sich um das Team des Ordnungsamtes Markranstädt, das von MN-Leser SNU mit einer Begründung nominiert wurde, die sich schon wie eine Laudatio zur Preisverleihung las.

Die Mannschaft des Ordnungsamtes, das auf Druck einfallsreicher Advokaten mit reichsbürgerlichem Migrationshintergrund inzwischen unter der Bezeichnung „Ortspolizeibehörde“ firmiert, ist in der Tat schnell, ausdauernd und ehrgeizig. Ständig in Bewegung, ist es vor allem der ruhende Verkehr, der sie immer wieder zu kräftezehrenden Zwischensprints zwingt.

Der Rekord für die Distanz zwischen der Grundschule Großlehna (Prämienspurt bei Anlieferung und Abholung der Kinder im Parkverbot) und dem Kanuclub am Kulki-Ufer, wo bei Trainingsbeginn sogar 55 Punkte für pausierende Kinder-Lieferfahrzeuge zu holen sind, soll bei unter acht Minuten liegen.

Post mit Kondensstreifen

Doch damit nicht genug der Spitzenleistungen. Die Zustellung der Knöllchen erfolgt in letzter Zeit mit einer solch atemberaubenden Geschwindigkeit, dass manchem schon die Sperrung des Kontos droht, obwohl er das Avis unter seinem Scheibenwischer noch nicht einmal gefunden hat. Man könnte glauben, niemand anderes als Usain Bolt höchstselbst habe sich mit dem Austragen der Überweisungsscheine ein drittes Standbein geschaffen. Das Ordnungsamt – ein klarer Favorit für die Wahl zum Markranstädter Sportverein des Jahres.

Eigentlich. Wenn da nicht diese Nachlässigkeit in Seebenisch wäre, die einen dunklen Schatten auf das Team wirft und den Durchschnitt der Geschwindigkeit übers Jahr gesehen unterhalb paralympischer Qualifikationsnormen drückt.

Was war geschehen? Vor fast genau einem Jahr, am 29. März 2022, entdeckte das Team der Ortspolizeibehörde beim Training in der Disziplin „Bürgerbiathlon durch die Ortschaften“ (22 Kilometer Auto fahren, sechs mal abwarnen – stehend) in Seebenisch einen Anhänger.

Also jetzt nicht einen Anhänger in Form eines begeisterten Fans. Solche Ultras gibt es nur während Pandemien zur Aufrechterhaltung geltender Kontaktbeschränkungen in Thronitz. Nein, es handelt sich um einen Auflieger für einen LKW, der in Seebenisch schon seit einigen Jahren entschleunigt vor sich hin oxydiert.

Stahl gewordene Trutzburg wider behördlicher Anweisungen in Seebenisch.

Stahl gewordene Trutzburg wider behördlicher Anweisungen in Seebenisch.

Weil das Gerücht umgeht, dass die Eigentümerin nicht nur Halter des Anhängers, sondern auch einiger gefährlicher Raubkatzen ist, verzichteten die Ordnungshüter auf ein persönliches Verhör der Dompteuse und brachten statt dessen ein schriftliches Ultimatum an. Inhalt: Der Auflieger ist bis spätestens 29. April 2022 zu entfernen, ansonsten droht eine Geldbuße von bis zu 100.000 Euro.

Normalerweise zieht sowas beim homo marcransis. Warum? Weil er zu seiner Verteidigung lediglich Wellensittiche, Katzen oder bestenfalls einen degenerierten Hund ins Feld führen kann, der auf vegane Ernährung umgestellt wurde. Nicht so im Falle des Anhängers. Die Dame, die den Auflieger bei ihrer Safari durch das Markranstädter Land versehentlich vergessen haben soll, kann zur Beschleunigung von Gesprächen mit Gästen wie denen vom Ordnungsamt sage und schreibe 5 (in Worten: fünf!!!) ausgewachsene Tiger auffahren. Respekt!

Den hat das Team der Ortspolizeibehörde wahrscheinlich noch bis heute. Der behördliche Anschlag am Anhänger hat sich vor wenigen Tagen jedenfalls gejährt und das Fahrzeug thront noch immer trotzig im öffentlichen Raum.

"Also wennse das hier nicht bis zum 29. April 2022 weggeräumt ham, dann ... dann ... Glohmse sie ja nicht wer mir sind!"

„Also wennse das hier nicht bis zum 29. April 2022 weggeräumt ham, dann … dann … Glohmse sie ja nicht wer mir sind!“

Die Botschaft an die Bürger ist unverkennbar: Neben Unwissenheit schützen auch Zierfische, Kaninchen oder Hühner vor Strafe nicht. Wer jedoch ein paar ordentliche Raubtiere im Vorgarten grasen lässt, hat seine Ruhe.

Harte Sanktionen

Für die Sportlerwahl reicht das leider nicht. Bei – sagen wir mal – sechs Kilometern vom Rathaus bis zum Tatort in Seebenisch macht das hin und zurück 12 Kilometer. Auf 365 Tage umgerechnet, ergibt das bei der Bearbeitung des Falls eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,0014 Stundenkilometern oder anders ausgedrückt, 14 Zentimeter in der Stunde. Da schlafen ja manche schneller. Also: Qualifikation klar verpasst!


An dieser Stelle noch einmal vielen Dank den aufmerksamen Beobachtern vor Ort für Fotos und Infos.

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Wenn Ihnen, liebe Leser, auch irgendwas auf der Seele lastet, dann sterben Sie nicht an Herzdrücken, sondern lassen Sie es uns wissen. Die Markranstädter Nachtschichten setzen Humor als Therapie ein: Sie schreiben uns, was Sie bedrückt und wir lachen drüber. Deal?

6 Kommentare

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    • Ich_liebe_Seebenisch! auf 5. April 2023 bei 6:46
    • Antworten

    Wie gemein!!!
    Man hätte in die Geschwindigkeitsformel zumindest noch das Gewicht des Anhängers einrechnen können, so dass das Team der Ortspolizeibehörde noch Sieger der Herzen werden könnte!
    Klappt ja auch bei der Nationalmannschaft, wenn statt Toren das Eckenverhältnis oder der FairPlay Wert herhalten muss.
    Liebe MN, dann lasst auch uns hier fair sein – und ausgezeichnete Leistungen entsprechend würdigen! Wenn es schon nicht mit der Wahl zum sportlichsten Verein klappt…. 🙁

    Wie wäre es mit einer Jubiläumsfeier am 29.April, ein Jahr nach der Fristsetzung? Direkt am Hänger in Seebenisch? Ich bin mir sicher, dass unsere Bürgermeisterin kommen und ein paar warme Worte finden wird. Ich sehe auch schon ein tolles Foto vor mir…. die Bürgermeisterin stehend und in starker Pose AUF dem Hänger mit Blick in eine saubere Zukunft für Markranstädt. Ohne Angst „vor dem Feind“. Weil sie die mutigere Ortspolizistin ist. Und die Tiger besiegen kann.
    Was für ein schönes Foto und Aufmacher für eines der nächsten Stadtjournale „Markranstädt informativ“.
    Lasst uns die Feste feiern, wie sie fallen, gerade in diesen Zeiten! Wir sehen uns am 29.04.2023 am Seebenischer Partyhänger!!
    Und wer weiß, vielleicht finden sich noch ein paar mehr Hänger ein, so dass wir bald neben dem OpenAir noch ein weiteres traditionelles und kulturelles Highlight erleben können: die Seebenischer Loveparade!!!

      • Dorfschulmeister auf 5. April 2023 bei 9:31
      • Antworten

      Tiger in Markranstädt, das ist ja mega. Aber wenn ich an Siegfried und Roy denke, ist denen der Tiger nicht auch zum Verhängnis geworden?
      Aber für den Wettkampf ist das sicher nicht so schlimm. Ein klassischer Fehlstart gehört eben in jeden Ausscheid, der etwas auf sich hält. So kann auch mal anderes berichtet werden als nur die Lobhudelei über die tollen Athletierend:*_innen. Nur reißerisch zählt heute.
      Ach und noch ein Klugschiss: 0,0014 km/h wären natürlich nur 0,14 cm/h. Aber das war bestimmt nur ein Test, wer das herausfindet. Auf jeden Fall wie immer sehr amüsant und wie immer ragt der Artikel turmhoch aus den unbunten und gleichgeschalteten LeiDmedien heraus – ein Leuchtfeuer der Satire. Danke dafür, auch aus der Ferne.

      1. Die 14 cm waren nur über den groben Nuckel geschätzt. Sie haben ja auch keine 20 Zentimeter.

        • Dor Säbenischor auf 5. April 2023 bei 11:26
        • Antworten

        Ja ja, der deutsche Bildungsnotstand in seiner besten Ausprägung. Klug scheißen und rechnen können ist leider oft nicht dasselbe:
        1 km = 1000 m und 1 m = 100 cm, daraus folgt: 0,0014 km/h = 1,4 m/h = 140 cm/h oder off gut doitsch: Einsvierzich.

        Hab immer öfter das Gefühl, in den 1970ern beim alten Baldauf in der POS Kulkwitz doch ein bißchen was beigebracht bekommen zu haben.
        Wenn schon ein Dorfschulmeister solch einen Grundschultest nicht besteht, muß man sich nicht wundern, wenn der Nachwuchs im Ordnungsamt mit Tagen, Monaten und Jahren durcheinander kommt.
        Na ja, alles gut, jetzt zu Ostern darf man sich die Eier schon mal selbst legen…

        1. Das Auto vom alten Baldauf (weißer Lada mit „GTX“-Aufkleber am hinteren Kotflügel) stand jahrzehntelang auch nur im Parkverbot vor Pohlers Hacienta. Wenn wir die 20 Jahre abziehen, sind wir wieder bei 14 Zentimetern. Alles gut. Mathematik ist, worauf man sich nach der Rechenoperation geeinigt hat 🙂

    1. Partylocation – na klar!!! Das wird der neue Saal für die Karnevalisten!

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