Wort für(s) Wort zu Ostern

Das Osterfest steht vor der Tür. Während das Ereignis für immer mehr und vor allem junge Menschen eher mit lila Hasen verbunden ist, die auf wundersame Weise bunte Eier legen, gibt es aber immer noch das 2000 Jahre alte Kontrastprogramm, das sich auf den Ursprung des Festes bezieht. Wie immer in solchen Fällen, überlassen wir aus Kompetenzgründen hierfür unserem Pfarrer das Wort. Obwohl er sich ausschließlich auf die Bibel bezieht, müssen wir darauf hinweisen, dass jeder Bezug auf unsere heutige Dienstleistungsgesellschaft nicht ungwollt und gleich gar nicht zufällig sein könnte.

Dienen sie gern? Einer Sache vielleicht. Aber jemandem? Nein. Wir neigen eher zur Kosten-Nutzen-Rechnung. Lohnt sich das, fragen wir – wobei das Wort „Lohn“ bereits deutlich macht: Engagement muss einen Gewinn haben. Für mich. Unter uns gibt es viele Ehrenamtliche, die ihr Amt gern ausüben. Unter uns gibt es viele, die aufopferungsvoll für andere sorgen. Und doch nimmt die Bereitschaft, einer Sache oder jemandem selbstlos zu dienen, ab.

Viele Vereine können davon ein Lied singen: Wenige dienen viel und viele denken an sich. Und wenn es um Macht geht, dann ist die Sache ganz klar: Wer Macht hat, dem wird gedient. Und keinesfalls dient der Mächtige. Das Johannesevangelium überliefert uns, dass Jesus am Rüsttag des Sabbats nach dem Mahl seinen Jüngern die Füße wusch.

Jesus verrichtete die Arbeit eines Sklaven an den Gästen des Hausherrn, die um einen niedrigen, gedeckten Tisch lagen.

Nachdem dieses Füße-Waschen zunächst im übertragenen Sinn gedeutet wird – ohne die Reinigung durch Jesus können wir nicht von seinem Geist erfüllt werden – sind uns die Worte von Jesus nach dieser außergewöhnlichen Waschung überliefert:

„Wisst ihr, was ich euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe. Wahrlich ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr und der Gesandte nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, selig seid ihr, wenn ihr’s tut.“

Jesus als Urheber der Gleichberechtigung? Auf jeden Fall stellt er die Welt auf diese Weise nachhaltig auf den Kopf,

Jesus schließt jede Hackordnung zugunsten von Liebe aus und qualifiziert solches Handeln als seligmachend, als ein die Herzen verändernder Lebensumstand, der als großes Glück erlebt wird. Macht Dienen glücklich? Offenbar. Unter der Bedingung, dass der Bediente dieses Dienen nicht als selbstverständlich oder gar zwingend notwendig einordnet. Hingabe und deren Anerkennung müssen einander entsprechen. Bei erwartetem oder gar ausgenutztem Dienen ist keine Seligkeit möglich.

Zu dienen, weil Jesus diente – dieser Katalysator des Engagements könnte dem heute immer rauer werdenden Nur-auf-sich-bedacht-sein entgegenstehen. Denn wir alle leben viel mehr von dem, was von Herzen gegeben wird, als von dem, was berechtigt mit Macht genommen wird. Jesus diente bis zum Tod dem Leben, wurde auferweckt. Einzigartige Osterbotschaft. Sie setzt für das Dienen unter uns ein starkes Zeichen. Ein gesegnetes Osterfest 2023!

1 Kommentar

    • Tilo Lehmann auf 11. April 2023 bei 9:09
    • Antworten

    Welche Wahrheit, wirklich: Danke den vielen Selbstlosen! Doch auch auf „Einbahnstraßen“ bauen sollte sich der etwas weniger „Dienende“ und damit mehr „Nehmende“ bewusst sein das es auch mal ganz gut ist dem Selbstlosen seinen Dank entgegen zu bringen. Es fährt sich eben ganz gut auf mehrspurigen Straßen. Danke Pfarrer Zemmrich für Ihre Ostergrüße, die haben das ganze Jahr Bestand!

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