Fliegender Start von Großlehna nach Europa

Wenn in diesen Tagen der Begriff „China“ fällt, denkt man meist an Wuhan oder die Corona-Pandemie. Es gibt aber eine Alternative und die klingt sogar wesentlich optimistischer. Man könnte nämlich auch an Großlehna und Wirtschaftsaufschwung denken. Im Gewerbegebiet „Am Gläschen“ wurde jetzt dort, wo vor einem Jahr noch Krähen über Brachland kreisten, die Europazentrale des Mingzhi-Konzerns eröffnet.

Normalerweise wird die Einweihung eines solchen Projektes, immerhin mit einem Investitionsvolumen von rund zehn Millionen Euro errichtet, vom Klicken der Kameras und anderem Presserummel begleitet, der lokale Adel trifft sich am Tisch mit Häppchen und man tauscht salbungsreiche Worte aus.

In Pandemiezeiten ist das allerdings anders. Der offizielle Start erfolgte eher leise und auch schrittweise. Bereits am 20. Januar wurde es international in Großlehna. Der Marktführer im Bereich der Herstellung von Kernschießmaschinen für Gießereibetriebe empfing Kunden aus aller Welt. „Wir müssen unsere Produkte ja auch verkaufen“, erklärt Matthias Haenel, bei dem neben Einkauf und Beschaffung auch die Fäden für die Bauleitung zusammenliefen.

Zum Meeting kamen Kunden und Geschäftspartner aus ganz Europa nach Großlehna. Gerade noch rechtzeitig, bevor auch Corona kam.

Für die potenziellen Kunden aus Polen, der Schweiz, Österreich, Russland, Indien, der Türkei, Spanien, Frankreich, Weißrussland, Niederlande und natürlich aus Deutschland wurde ein zweitägiges Programm unter anderem mit Seminaren zu Mingzhi-Produkten und -leistungen organisiert.

Kunden aus ganz Europa begrüßt

„Am 21.Januar besuchten unsere Kunden dann auch unsere neue Niederlassung in Markranstädt, wo zwei unserer Maschinen vorgestellt und auf diesen auch produziert wurde“, berichtet Haenel vom erfolgreichen Probe-Start der Produktion.

Firmenchef He Qiu

Auch Geschäftsführer He Qiu war damals persönlich vor Ort. Heute, jetzt zum offiziellen Produktionsbeginn, kann er wegen der pandemiebedingten Reisebeschränkungen nicht dabei sein. „Er könnte zwar von China aus einreisen, doch zurück wird es schwierig, denn dann müsste er 14 Tage in Quarantäne. Das ist bei einem international aufgestellten Konzern mit über 100 Millionen Euro Jahresumsatz natürlich keine Option“, erklärt Haenel.

Ohnehin musste der chinesische Mutterkonzern Suzhou Mingzhi Technology (MZT) erst jüngst seinen Betrieb aufgrund der Corona-Pandemie für drei Wochen stark reduzieren. Auch Mingzhi Technology Leipzig (MTL) spürt die Auswirkungen der weltweiten Infektionswelle bereits.

Matthias Haenel

„Unser hauptsächliches Produkt, die Kernschießmaschine, ist sehr speziell und wir sind vor allem auf den internationalen Märkten unterwegs. Damit ist Corona für uns ein sehr großes Problem“, weiß Haenel. „Zudem können unsere wichtigsten Vertriebsmitarbeiter, ein Italiener und ein Franzose, schon seit Wochen nur vom Home-Office aus agieren.“

Millionen-Auftrag zum Start

„Trotz dieser Situation ist es uns gelungen, einen Millionen-Auftrag mit einer Gießerei in der Türkei abzuschließen, den wir alle als sehr positives Zeichen für unseren neuen Standort, sehen“, erzählt Matthias Haenel.

Die Produktion läuft. Von hier aus treten Kernschießmaschinen ihren Raise durch ganz Europa an.

Das inzwischen schon auf 23 Mitarbeiter angewachsene MTL-Team hat die Ärmel hochgekrempelt und ist motiviert. Nicht nur weil die Produktion bei der chinesischen Mutter in Suzhou inzwischen wieder voll angelaufen ist, sondern weil es auch klare Ansagen aus der Chef-Etage gibt.

Weiterbildung statt Kurzarbeit

Die Mitarbeiter müssen sich keine Sorgen machen, heißt es. Es gebe nur bedingt Kurzarbeit. Eventuell entstehende Phasen geringerer Produktion wolle man für Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen nutzen.

He Qiu habe dem Großlehnaer Team eine chinesische Weisheit mit auf den Weg gegeben: „Der kluge Bauer bereitet sein Feld bei Zeiten auf den Winter vor und wird im Frühjahr der Erste sein, der eine gute Ernte hat.“

Dass Mingzhi gut aufgestellt ist und auch solche Zeiten gut überstehen kann, zeige schon das Finanzierungsmodell der neuen Europa-Zentrale in Großlehna, sagt Haenel mit Blick auf das Areal. „Alles ohne Kredite gebaut, nur mit Eigenmitteln des Unternehmens und einem kleinen Zuschuss der SAB!“

Allerdings gebiete es die wirtschaftliche Vernunft, die ausstehenden Restarbeiten in Zeiten wie diesen vorsichtig einzuordnen. „Die Errichtung der Photovoltaik-Anlage haben wir noch etwas verschieben müssen, aber die kommt noch.“

Probelauf mit Geschäftspartnern aus ganz Europa.

Seit einigen Tagen läuft der Standort Großlehna im vollen Betrieb, die einstigen Räume in Leipzig wurden aufgegeben und damit geht auch für Matthias Haenel die Zeit als Bau-Koordinator zu Ende. Das nächste Kapitel kann beginnen, denn „von Herrn Qiu habe ich schon genug neue Aufgaben angedroht bekommen“, lacht er.

Bei Niederlassungsleiter und stellvertretendem Geschäftsführer Heinrich Kairies laufen jetzt die Fäden zusammen.

Der Platz im neuen Chefsessel der MTL ist inzwischen auch schon besetzt. Die Fäden des Unternehmens laufen jetzt bei Niederlassungsleiter und stellvertretendem Geschäftsführer Heinrich Kairies zusammen. „Er verfügt über ein hervorragendes Netzwerk in der Gießereiszene Deutschlands und Europas, ist genau der richtige Mann für den Aufbau unserer Europazentrale“, so Haenel.

Eins aber hat Matthias Heanel noch auf dem Herzen. Er möchte sich bedanken, „vor allem bei der IBB aus Pegau und allen anderen Baufirmen aus der Region, die selbst unsere Chinesen, die ja Schnelligkeit gewöhnt sind, verblüffen konnten!“

 

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