Ganz was Neues: Brand ohne Stiftung?

Dass in Markranstädt immer mal was brennt, zählt im Zweistromland zwischen Floßgraben und Zschampert fast schon zum Alltag. Auch die Ermittlungsbehörden haben sich schon daran gewöhnt, dass die Flammen in der Regel von jemandem gestiftet werden. Der Brand am Dienstag an der Kap-Straße zwischen Quesitz und Großlehna fiel da allerdings etwas aus der Reihe.

Offenbar mal keine Brandstiftung. Möglicherweise ist der Strohfeim am gestrigen Dienstag kurz nach 17 Uhr durch einen technischen Defekt an einem Fahrzeug in Brand geraten.

Großeinsatz für die Ortsfeuerwehren Markranstädt, Lindennaundorf, Döhlen/Quesitz und Großlehna/Altranstädt sowie die FFW Lützen und natürlich die Polizei.

Viel Wind, starke Rauchentwicklung, nicht ganz einfache Wasserversorgung vor Ort und die Nähe zweier weiterer Strohfeime erschwerten die Löscharbeiten. Aber das hatten die Kameraden schnell im Griff.

Als das Wasser lief, kamen durch die Rauchschwaden die Konturen eines Anhängers zum Vorschein, was die Kameraden zur Vermutung schreiten ließ, dass der Brand durch einen technischen Defekt beim Verladen der Strohballen ausgelöst wurde.

Kurzerhand wurde der Anhänger dann aus den Flammen geschleppt, anschließend kam ein Radlader zum Einsatz, der den Strohhaufen auseinandergezogen hat. Nach Abschluss der Löscharbeiten musste bis zum Morgen eine Brandwache vor Ort bleiben.

In Markranstädt sorgten die Auswirkungen des Brandes derweil für gesellschaftliche Irritationen. Nicht nur mysteriöse Nebelschleier heizten die Gerückteküche an, sondern vor allem der Geruch nach Räucherware.

So sollen einige Händler von Tabakwaren wegen der starken Rauchentwicklung, die mit dem Wind in Richtung Osten direkt in die Kernstadt zog, vorübergehend über Umsatzeinbußen geklagt haben.

Ein Ehemann sah seine Chance gekommen, als er seine Frau zum Schlafzimmerfenster beorderte und sie stundenlang Ausschau nach dem Brandherd halten ließ.

Die Hoffnung auf einen kostengünstigeren Ausgang seines Scheidungsverfahrens infolge Rauchgasintoxikation zerschlug sich allerdings durch den schnellen und gut organisierten Einsatz der Kameraden vor Ort.

Allein eine rüstige Seniorin konnte den in der Luft wabernden Schwaden positive Emotionen abgewinnen. Deprimiert vom kontaktlosen Corona-Alltag war sie gerade dabei, auf dem Hof die Unterwäsche der Familie für die Waschmaschine zu sortieren, als ihr ein seltsam vertrauter Mix stimulierender Düfte in die Nase fuhr. Sofort verknüpfte ihr Geist diese nasalen Reize mit unvergesslichen Urlaubserlebnissen an der Ostsee. Räucherfisch an den Salzhütten in Koserow!

Es war in vielerlei Hinsicht ein etwas anderer Brand. Nicht nur, weil diesmal offenbar keine Stiftung zuständig war.

 

5 Kommentare

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  1. Ich bin 80 und habe das am Dienstag auch gerochen, das weckte so schöne Erinnerungen an frühere Zeiten bei mir. Für einen Moment dachte ich:“Bei Schimmels in Miltitz, die machen wohl wieder was?“.

    1. Was nützt es, wenn mit 80 ihre Nase noch funktioniert, Sie aber Ost und West nicht unterscheiden können? Tipp: Quesitz liegt in der Richtung, wo die vielen LKW mit Kukident und Doppelherz herkommen; Schimmel liegt dort, wo dereinst Ihr Mann gen Stalingrad zog.

    2. Vielleicht machen Schimmels doch wieder was. Nachdem das Verbrennen von ein paar Ästen unter Androhung höchster Strafen verboten worden ist, wäre es doch schön es gebe einen Duft- oder Aromastoff, der an das alte Kneckrich erinnert (ist der Vorläufer vom Osterfeuer; wie wird das eigentlich geschrieben?). Schön war es schon, wenn es im Garten geknistert hat und in den Flammen Pellkartoffeln geschmort wurden. Der Geruch ist bis heute in der Nase stecken geblieben. Und wirklich, am Dienstag roch es ein Bisschen so wie früher.

      1. Knäckrich [sächs.: Gnäggrüsch, auch kurz: Gnäggieh] … herrlich. Awor bei där Dämmse dud mor doch liebor in dä giehle Blärre hubben, schdadd ärchendwo rumzugogeln. Ahmds quagn da och de Gäggor so scheen….

        1. Danggscheen, isch wärs mor glei offschreim. Heje.

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