Göhrenzer Start-Up erobert den Weltmarkt

Das Homeoffice hat unsere Gesellschaft verändert. Komplette Großraumbüros wurden outgesourct, die Last der Betriebskosten auf die Homeofficeiantinnen und -tanten umverteilt und ganze Aktenberge in private Schlafzimmer ausgelagert. Die Folge: Sex findet zwischen Personalbögen, Ausschreibungsunterlagen und Materialbestellungen statt. Aber das muss nicht sein. Mit einer neuen Entwicklung will ein Start Up aus Göhrenz-Transval jetzt die Börse erobern. Es handelt sich um eine innovative Lösung für die ordnungsgemäße Ablage von E-Mails im Homeoffice.

Die Prototypen mit den Bezeichnungen B2B, B2P und P2P vereinfachen dabei nicht nur den Umgang mit elektronischer Post, sondern auch deren Verwaltung und Archivierung, werben die jungen Erfinder.

„Vor allem mit Blick auf die aktuelle Lage der Rohstoffversorgung ist die Möglichkeit der 100prozentigen Umnutzung des Abfalls besonders beachtenswert. Wir sprechen hier von Upcycling“, betont Unternehmenssprecher Lars Perforator.

Demnach ist an dem unter dem Arbeitstitel „E-Mail-Locher“ bezeichneten Aggregat ein Modul angeschlossen, das es erlaubt, die ausgestanzten Teile als sogenanntes „E-Mail-Konfetti“ auf einem Server zu speichern.

Feiern mit Mailkonfetti

„Amazon-Kunden könnte schon bald das erste Treue-Konfetti auf ihr Partykonto gutgeschrieben werden“, frohlockt Perforator. Geplant sei, dass Kunden ab einem Einkaufswert von 50 Euro sage und schreibe 1 Terrabyte E-Mail-Konfetti vom Zentralserver auf ihr Partykonto überwiesen werden.

Der Abruf der Boni ist dann denkbar einfach, heißt es in einer Pressmitteilung des Unternehmens, denn die Funktionalität sei bereits in den letzten Updates von Windows 3.1 enthalten und damit auch für Markranstädter User nutzbar.

„Einfach während einer virtuellen Party beim Wunsch nach Konfettiregen die Tasten [1], [<], [M] sowie [F10] und [>] gleichzeitig drücken und schon regnen exakt 1024 Byte über den Bildschirm“, macht Labersack interessierte Markranstädter neugierig und wirbt für sein innovatives Produkt.

Auch die Ausstattungsmerkmale des neuen Moduls lassen kaum Wünsche offen. Neben einem USB-Anschluss (eine Bluetooth-Variante ist in Planung) verfügt der patentierte E-Mail-Lochstempel sogar über eine staubdichte Konfetti-Auffangschale zum Zwischenspeichern des Mediums vor dem Upload auf den Zentralserver.

Gebündeltes Know-How aus zwei Jahren Homeoffice: Die beim Deutschen Patentamt eingereichte Reinzeichnung der innovativen Lösung zur umweltfreundlichen E-Mail-Ablage.

Gebündeltes Know-How aus zwei Jahren Homeoffice: Die beim Deutschen Patentamt eingereichte Reinzeichnung der innovativen Lösung zur umweltfreundlichen E-Mail-Ablage.

Das Ganze sollte eigentlich schon in der vergangenen Woche zum Preis von 9,99 Euro auf den Markt kommen. Wegen des Ukraine-Krieges wurde die Markteinführung allerdings noch ein paar Tage verschoben. „Die Folgen des Konfliktes haben uns gezwungen, über den Preis noch einmal nachzudenken“, räumt der Geschäftsführer ein.

Preistreiber: Spaghetti, Marmlade und Katzenfutter

Da sich die Kosten auf dem Weltmarkt wegen Lieferschwierigkeiten von Spaghetti, Katzenfutter und Marmelade in den letzten Wochen mehr als vervierfacht haben, würde sich dies auch auf das neue Ablagesystem auswirken, bedauert Perforator aufrichtig und kündigt deshalb einen Einführungspreis von etwa 299 Euro an.

Doch schon regen sich Vorwürfe, wonach das Unternehmen die aktuelle Krise zur Anhäufung von Reichtum nutzen wolle.

„Deutschlands führender Wirtschaftsexperte Robert Habeck hat klar gesagt, dass Firmen trotz der Krise keine Insolvenz droht, wenn sie einfach nur mal aufhören würden, ständig zu arbeiten“, fordert beispielsweise Verbraucherschützer Peter Hartz.

Warum Arbeit asozial ist

Er plädiert dafür, dass die Jungunternehmer erst mal nur zwei Mail-Locher auf den Markt bringen  und dann ein halbes Jahr die Hände in den Schoß legen. „Damit kommen sie auch ohne überteuerte Preise gut über die Runden“, prangert er das asoziale Verhalten der Göhrenzer Gründer und anderer Unternehmer an, die keinerlei Solidarität zeigen und immer weiter arbeiten wollen.

Diese Kritik sorgte allerdings eher für Motivation als depressive Stimmung im jungen Startup aus Transval. „Wir haben eine Lösung für die umweltgerechte Entsorgung alter E-Mails präsentiert, jetzt werden wir auch eine für diesen Habeck finden“, gibt sich der Geschäftsführer kämpferisch.

Habeck in die Volkswirtschaft

Im Grunde genommen habe Habeck schließlich bereits selbst die Antwort gegeben. „Er muss ja nicht gleich Insolvenz anmelden, aber wenn er künftig nicht mehr arbeiten würde, wäre das für Deutschland und wahrscheinlich sogar global gesehen die beste Lösung“, ist Perforator überzeugt.

Zugleich erteilt er Forderungen wie „Habeck in die Volkswirtschaft“ eine deutliche Abfuhr und verweist auf das Beispiel eines Einsatzes des Ministers in einer Sanitärfirma. „Wenn der ein Waschbecken festhalten soll, ist das verheerender als wenn zwei loslassen“, ist sich der Unternehmer sicher.

4 Kommentare

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    • Bernhard auf 28. September 2022 bei 23:39
    • Antworten

    Dies ist wirklich mal eine hilfreiche Innovation. Was haben sich an bereits gelesenen, teils ungelesenen, weil unnützen Emails angesammelt, die nun dank der neuen Erfindung nicht nur umweltfreundlich entsorgt, sondern auch noch sinnvoll als Datenkonfetti genutzt werden können. Ich freue mich schon auf die nächste Online-Party mit Tausenden von Email- Konfetti.
    Ich würde gerne gleich 20 Stück bestellen, dann habe ich auch keinen Weihnachtsgeschenke-Streß mehr auszustehen.
    Und wenn es dann irgendwann hoffentlich eine Online-Konfettikanone geben wird, kommen wir aus dem Feiern nicht mehr raus.
    Prost und weiter so!

    1. Nicht gleich übertreiben. Ihr 64-k-Modem erlaubt es gerade mal so, hier Kommentare abzugeben. Tipp: Reaktivieren Sie lieber Ihr altes Telex, da gibts Konfetti live – ohne den Umweg über einen Amazon-Server.

    • Ingo Knito auf 28. September 2022 bei 23:28
    • Antworten

    un wo kann ich das Dinge jetz bestellen, Herr Perforator?

    1. Natürlich beim örtlichen Kohlehandel, wo sonst?

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