Große Stimmung beim Saisonstart auf der Festmeile in der Hordisstraße

Das war mal ein Start in den Frühling! Das Straßenfest vorm Mehrgenerationenhaus in der Hordisstraße erinnerte bisweilen an Goethes Osterspaziergang. Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, aus Handwerks- und Gewerbesbanden, aus dem Druck von Giebeln und Dächern, aus der Straßen quetschender Enge, aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht war’n sie alle ans Licht gebracht. Und zum Schmunzeln oder gar Lachen gab es nebenher auch allerhand Anlass.

Logisch: Anlässe wie die Einweihung eines neuen MGH locken auch auch Scharen von Großkopferten aus der Polit-Szene an, die sich ein solches Motiv fürs Pressefoto traditionell nicht entgehen lassen.

Bei einem so großen Bahnhof wie auf den Straßenfest am Samstag fällt es kaum auf, wenn da zwischen Landrat, Bürgermeisterin, anderen mehr oder weniger wichtigen Würdenträgern und sogar der Bundestagsabgeordneten aus dem benachbarten Landkreis ausgerechnet der eigene Bundestagsabgeordnete diesen Teil politischer Folklore auslässt. Ein Ablenkungsfaktor weniger auf dem Selfie.

Die Bläsergruppe des Gymnasiums musste nochmal ordentlich Luft holen, weil das Publikum noch eine Zugabe forderte, bevor es den Weg frei machten wollte.

Die Bläsergruppe des Gymnasiums musste nochmal ordentlich Luft holen, weil das Publikum noch eine Zugabe forderte, bevor es den Weg frei machten wollte.

Ansonsten beste Stimmung auf der Straße quetschender Enge. Rund 20 Akteure und Stände zu beiden Seiten der Hordisstraße und jede Menge buntes Gewimmel bei den Schnupperkursen, in der Experimentierküche und dem neuen Heimatmuseum innerhalb des ehrwürdigen Gemäuers boten reichlich Abwechslung und beste Unterhaltung.

Kann auch Gaumenpflege: Das Team des Pflegedienstes Engel servierte Getränke, Bratwurst und Steaks.

Kann auch Gaumenpflege: Das Team des Pflegedienstes Engel servierte Getränke, Bratwurst und Steaks.

Unter dem Motto „Wir können auch Gaumenpflege“ hatte das Team des Pflegedienstes Engel eigens für diesen Anlass mal die Schnabeltassen gegen Biergläser getauscht und verabreichte der hungrigen Besucherschar außerdem leckere Steaks und Bratwurst vom Grill.

Nur wenige Meter weiter sorgte die MGH-Frauengruppe „Textil-Kreativ-Soziales“ indes mit einem deutlich kostengünstigeren Entwurf einer neuen Badelandschaft für Aufsehen. Bei fast der gleichen Wasserfläche, auf die das von der Stadt geplante Projekt inzwischen zusammengeschmolzen wurde, sind hier sowohl Planungs- als auch Bau- und vor allem Betriebskosten ungleich erschwinglicher und selbst für ein Dorf wie Priesteblich bezahlbar.

Betreutes Trinken, wie es im Geschäft in der Leipziger Straße sonst nur werktags zwischen 17 und 18 Uhr angeboten wird, gab es am Stand des Genussamtes diesmal gleich von 10 bis 18 Uhr. Der „Fizzy Peachtree“ ging dabei gefühlt gleich literweise über den Tresen. Wer es nicht ganz so süß mochte, wich auf Aperol Spritz aus.

Wer nicht wusste, dass hier eigentlich Angelsachsen am Werke waren, konnte die Installation durchaus für einen günstigen Stadtbad-Entwurf halten.

Wer nicht wusste, dass hier eigentlich Angelsachsen am Werke waren, konnte die Installation durchaus für einen günstigen Stadtbad-Entwurf halten.

Wieviele Besucher das Fest am Ende zählte, konnte bei dem ständigen Kommen und Gehen kaum zuverlässig geschätzt werden. Um 15 Uhr hatten Sandra Thuselt und ihre Mitstreiter vom Kinderfestverein aber zumindest schon mal die Gesichter von rund 80 Kids mit bunten Farben lackiert. Plus je zwei Eltern (m/w/d) und jede Menge Alleinreisender mögen es am Ende des Tages gut 1.000 Gäste gewesen sein – plus-minus X.

Das humoristische Finale des Festes: Beim MGH-Gewinnspiels waren Tipps gefragt, wann das neue Stadtbad eröffnet werden soll.

Das humoristische Finale des Festes: Beim MGH-Gewinnspiels  waren Tipps gefragt, wann das neue Stadtbad eröffnet werden soll.

Während am Ende zu Klängen der Markranstädter Stammtischler vor dem Volkshaus sogar beherzt getanzt wurde, sorgte eine rührige Ehrenamtlerin des MGH für einen humorvollen Ausklang des Festes.

Schätzen Sie mal…

Sie zog mit einer Quiz-Box durch die Menge und sammelte die Tipps der Gäste ein, wann das neue Stadtbad eröffnet wird. Mögliche Antworten: A) 2024, B) 2026 oder C) 2028. Kritiken seitens des Publikums, wonach „D) nie“ fehlt, ließ sie nicht gelten. „Da hätten wir ja keinen Grund, eine Einweihung zu feiern“, erwiderte sie schlagfertig.

Nächstes Event wartet schon

Macht nichts: Dieses erste große Fest des Jahres reicht ja erstmal auch. Zumindest für die kommende Woche. An deren Ende lauert schon der nächste Höhepunkt: Die Kulkwitzer Fußballer laden zum Walpurgisfeuer.

Weil das immer gleiche Knistern des lodernden Holzes auf die Dauer langweilig wird und auch das publikumswirksame Auspullern der Glut am Ende einer solchen Veranstaltung nicht mehr als woke gilt, haben sich die Kulkser diesmal was ganz Besonderes ausgedacht.

Im Mittelalter war sowas noch eine Pflichtveranstaltung, heute ziehen die Leute scharenweise hin.

Im Mittelalter war sowas noch eine Pflichtveranstaltung, heute ziehen die Leute freiwillig  hin.

Nach Jahrhunderten sinnloser Kokelei sollen in Kulkwitz diesmal endlich wieder Hexen brennen! Die Besucher des Inquisitionstribunals sollen dazu selbst gebastelte Hexen mitbringen und in der Tat sieht man in den Garagen und Werkstätten des Dorfes nachts schon Licht brennen. Geprägt von immer den gleichen Erscheinungsbildern kommunaler Publikationen, sollen die meisten Exemplare blond und schlank sein sowie ständig lächeln.

Flammende Einladung

Der Hinweis des Vereins, dass bei den Basteleien nur brennbare Materialien und kein Silikon verwendet werden sollen, hat derweil tatsächlich einen schönheitschirurgischen Hintergrund. Natürlich hat keine Hexe der Welt etwas davon, sich vor dem Gang in den Folterkeller noch mal die Herzkranzgefäße aufpolstern zu lassen. Aber das Schönheitsideal dieser gesellschaftlichen Minderheit führt sie dennoch gar zu oft in eine Änderungsfleischerei. Neben Warzenrekonstruktion oder Runzelverpflanzung stehen Höckerstraffung und Buckelvergrößerung ganz oben auf der Wunschliste der Hexen.

Body-Shaming mit Silikonbuckel

Mit solcherart Brandbeschleuniger im Leib kommt beim Verkohlungsprozess auf dem Scheiterhaufen nicht nur der Spaß des Publikums zu kurz, sondern auch der Kauf erforderlicher CO2-Zertifikate zu teuer.

Also: Für Spaß ist gesorgt und die schönste Hexe wird prämiert Wir sehen uns am 30. April um 18.30 Uhr beim Walpurgisfeuer am Sportplatz Kulkwitz.

7 Kommentare

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  1. Ein gaaanz dickes Dankeschön an alle, die im stillen Hintergrund am heimischen Herd diverse Backwaren gezaubert u. für das MGH-Angebot „Kaffe und Kuchen“ im Offenen Treff ohne Gewinnerzielungsabsicht gespendet haben!

  2. Köstlich, die vielen kleinen spitzfindigen Anmerkungen.

    • Tilo Lehmann auf 24. April 2023 bei 12:34
    • Antworten

    Welch herrliche Zusammenfassung und wunderbaren Ausblicke! Da wird einem in M. nicht Angst & Bange für Zukünftiges. Was kümmert M. schon das Klein Klein- die BM kam, sprach und ward gleich drauf nimmer gesehen worden sein. Danke M. Unverricht und seinen so vielen Ehrenamtlichen für dieses so gelungene Fest! Das MGH hat mit Euch und der VHS in Markranst einen solchen Mehrwert! Und nun noch eine Quizfrage: A) Wer hat’s erfunden? B) Wann war das? C) Welche Stadtratsfraktion stellt die meisten mitwirkenden die sich so um das MGH bemüht?

    • Die Angelsächsinnen auf 24. April 2023 bei 12:17
    • Antworten

    Morgen wird am Nachmittag unter Zeugen ausgezählt u. danach die derzeit unter Schrankschlüsselverschluss aufbewahrte Abstimmbox für den Eröffnungstermin des Stadbades bis zum Tag X versiegelt. Dann wissen wir aber schon mal, ob die Markranser pessimistisch, skeptisch oder optimistisch zum Wiedereröffnungsdatum stehen. Wer der Auszählung beiwohnen möchte, ist 15:00 Uhr in der Kreativwerkstatt des MGH, 1. Etage, gern gesehener Gast mit der Option ein Dauerteilnehmer in der Gruppe der Angelsächsinnen zu werden. Wer sich Aussichten auf den angekündigten Preis aus unserer Werkstatt ausrechnet, darf schon mal Wünsche dafür äußern. Die beim MCC übliche Flasche Sekt wird es garantiert aber nicht! Und ob wir es überhaupt alle noch erleben, daran glaubten auch nicht alle Teilnehmer.

    1. Wenn bei prognostizierten 5 Euro Eintritt pro Erwachsener und 3 Euro pro Kind eine Familie mit zwei Kindern nachmittags um 15 Uhr mal zum erfrischenden Tagesausklang einkehren und nach Adam Ries 16 Euro Eintritt bezahlen soll, wäre als Preis füpr das Tippspiel eine Jahreskarte für einen Parklatz am Kulki angemessen. Nur so eine Idee…

        • simsalabim auf 24. April 2023 bei 21:09
        • Antworten

        Wer sein Balg erst 15 Uhr abgibt, obwohl der/die aufsichtspflichtige Bademeister/in bereits seit mindestens 10 Uhr vor Ort ist, zahlt das Lehrgeld aber zurecht. Vielleicht mal eine Idee für den nächsten Stadtrat. So könnte man die Diskrepanz bei der Kinderbetreuung lösen.

        1. Der Stadtrat fängt doch erst 18:30 Uhr an und endet auch schon gegen Mitternacht. Da schlafen die Bälger doch noch.

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