Ideenwettbewerb für den Wiederaufbau gestartet

In einem beispiellosen Akt bemannter Architekturkritik ist am Freitagmittag das Begrüßungsmonument der Stadt am See auf der Via Regia gefallen. Ein herber Verlust, der nicht nur Denkmalpfleger, Archäologen und Historiker bis ins Mark erschüttert hat. Während die Polizei noch auf ein Bekennerschreiben wartete, regten sich in Markranstädt aber bereits findige Köpfe und schwitzen Ideen aus, wie diese Katastrophe in klingende Münze umgewandelt werden könnte. Da keimt Hoffnung auf.

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Jede Stadt, die was auf sich hält, hat sein Ischtar Tor oder einen anderen monumentalen Willkommensgruß, mit dem Reisende in Ehrfurcht versetzt werden. Die Botschaft ist klar: Aufblicken muss man, nicht im Unkraut danach suchen!

In Markranstädt musste bislang ein betongrauer Monolith einsam gegen wuchernde Hecken ankämpfen. Da hofften nicht wenige Kulturbanausen mal auf ein bereinigendes Erdbeben, das Baufreiheit für ein weithin leuchtendes Zeugnis aufstrebenden Bürgertums schafft.

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Das kam am Freitag in Form eines Kleinwagens aus Richtung Leipzig. Rums und weg! Bei der Begutachtung des Trümmerhaufens kam dann die Frage auf, ob der ansässige Steinmetzbetrieb die Maße des Monuments noch im Archiv hat.

Aber kaum waren die ersten Gedanken an einen Wiederaufbau verflogen, kam es in den sozialen Netzwerken bereits zu ersten kreativen Ideenwettbewerben. Das breit gefächerte Spektrum reichte von einem einfachen Grabstein bis hin zu einem Triumphbogen.

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Nachdem das Schlachtfeld für die Beteiligung örtlicher Satiriker geebnet war, dauerte es wiederum nur Minuten, bis auf dem Reißbrett im MN-Keller der kulturelle Gegenentwurf Gestalt annahm. Zwar von Grappa inspiriert, aber visionär.

Mit diesem Monument frühzeitlicher Steinzeitkultur werden ganze Ströme von Touristen angelockt. Der Parkplatz für die Reisebusse liegt gleich nebenan und könnte dann wieder seiner Zweckbestimmung zugeführt werden. Das Geld brauchen wir allemal und sei es für ein Monument im Westen der Stadt.

 

6 Kommentare

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    • spitzbube auf 28. April 2020 bei 13:46
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    moin, ja ein neuer koloss von markrans. der könnte man nicht mehr so „leich“ umfahren man müsste ihn um-fahren…
    mfg
    der spitzbube

    • Die Dankbare auf 26. April 2020 bei 21:05
    • Antworten

    Es wurde schon besungen: Jegliches hat sein Zeit…
    Sicherlich sieht es unser ortsbekannter und geschätzter Steinmetz nach, einem weiteren örtlichen Künstler eine Chance zu geben, für die nächsten 25 Jahre unseren Stadteingang zu zieren. Ich möchte mich in Anbetracht der Erderwärmung dafür aussprechen, dass unser Metallbildhauer Christian Schmit aus Grosslehna sich von seinem spanischen Kollegen Cesar Manriqui inspirieren lässt. Er hat in der kleinen Stadt Jandia auf den Kanaren ein wundervolles Windspiel auf einem Kreisel geschaffen.
    Trotz aller Freude über die gelungene Unterhaltung der MN möchte ich der verunglückten Person baldige gute Genesung wünschen!

    • Weigand-Münzel Ute auf 26. April 2020 bei 9:43
    • Antworten

    Ein Hauptgewinn für Satiriker! Prima geschrieben bis auf den Schnitzer im 1.Satz. Nicht dass ihr euch dem LVZ-Niveau annähern wollt! Grässlicher Gedanke!
    Liebste Grüße
    die Meckerdeutschlehrerin aus Dohlen 😉

    1. Fällt der Soldat auf dem Schlachtfeld oder auf das Schlachtfeld?

      Liebe Meckerdeutschlehrerin,
      Ich kann mir denken, welchen Passus Sie meinen. Wir haben gestern selbst ausführlich über jenen diskutiert. Beginnen wir also mal eine virtuelle Grammatik-Aufklärung. Es handelt sich um ein Begrüßungsmonument auf der Via Regia, das gefallen ist. Das Verständnisproblem rührt wohl daher, dass Monumente üblicherweise nicht auf, sondern an Straßen stehen. In diesem Falle ist das aber anders. Zum Leidwesen des Fahrzeugführers befindet sich der Monolith „auf“ der Via Regia. Demzufolge ist die Formulierung, dass er auf der Via Regia gefallen ist, richtig. Ein Soldat fällt ja auch nicht auf das Schlachtfeld, sondern auf dem Schlachtfeld.

      Reicht diese Rechtfertigung, um auf einen Versetzungsvermerk hoffen zu dürfen oder müssen wir die Argumentation noch auf gefallene Mädchen ausweiten? 🙂 🙂 🙂

    • Michi Täschner auf 26. April 2020 bei 7:43
    • Antworten

    Ihr Lieben Schreiberlinge, gar köstlich hab ich mich amüsiert heut morgen. Und die neben mir sprudelnde Quelle ebenso.

    1. Danke. Die „sprudelnde Quelle“ kriegt ja da auch ordentlich zu tun, wenns los geht.

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