Legendäre Verbrüderung der Narren

Sie haben sich alle dem närrischen Humor verschrieben und doch sind sie keine Konkurrenten. Sie haben alle die gleichen Probleme und doch sind sie keine Selbsthilfegruppe. Sie existieren seit Jahrzehnten nebeneinander und doch wussten sie bislang teilweise nicht einmal voneinander. Und jetzt das! Was am Sonnabend bei der ersten Abendgala des KFV Seebenisch geschah, war ein Meilenstein in der Geschichte des regionalen Karnevals.

Beim Karnevalauftakt in Kulkwitz gab es am Ende sogar regelrechte Verbrüderungsszenen im Saal der Grünen Eiche in Gärnitz.

Und das, obwohl man eigentlich schon immer geschwisterlich miteinander verbunden ist. Aber manchmal muss man sich eben miteinander ein Glas in den Hals stellen, um die Beziehungen auf ein neues Niveau zu heben.

Als die Seebenischer Jecken den Abend eröffneten, durfte Präsident Eddi Konfetti unter anderem Abordnungen aus Markranstädt (MCC), Räpitz (Faschingsclub Räpitz), Miltitz (CC-AS), Leipzig-Connewitz (CCC) und dem Förderkomitee Leipziger Karneval begrüßen.

Brüderliche Umarmung: Die Präsidenten des KFV Seebenisch und des Leipzig-Miltitzer CC-AS genießen die närrische Familienzusammenführung.

Auf so viel Zuneigung waren die Narren des KFV wohl nicht vorbereitet, so dass manch Schlachtruf schon mal leicht daneben ging. Statt Lallendorf OHO wurde da beispielsweise die seriöse Variante mit Markranstädt OHO intoniert. Wenigstens lag die Betonung stilecht auf dem ersten a.

Auch der Connewitzer Schlachtruf „Eikel Helau“ erschloss sich dem Seebenischer Präsidium erst, nachdem der CCC-Chef am Urinal gestellt wurde und beim Verhör noch während des Abschüttelns zu Protokoll gab, dass Eikel eine Reminiszenz an den Connewitzer Eiskeller ist.

Wie informativ so ein spontanes Treffen ist, zeigte auch eine andere Erkenntnis. Da staunten einige der Seebenischer Narren beispielsweise, dass es auf den Brettern der Miltitzer Rosensäle noch Karneval gibt.

Familienzusammenführung

Oder anderes Beispiel: Da existiert der Räpitzer Faschingsclub nun schon über ein Vierteljahrhundert und trotzdem wusste man selbst in Teilen der MCC-Kernstadt bislang noch nicht, dass es kurz vorm Schlagbaum zu Sachsen-Armut auch Jecken gibt.

Singen gemeinsam die KFV-Hymne („Wo fern die Wipfel alter, stolzer Ellern, begrüßen jeden frohen Fahrensmann…“): Narren aus Räpitz, Markranstädt und Connewitz (v.l.n.r.) Nicht im Bild: Die Miltitzer trällern ebenfalls mit.

Das ist seit Sonnabend anders! Die große närrische Familie ist zwar nicht größer geworden, aber man weiß jetzt um seine vielen Geschwister. Es war eine Art Familienzusammenführung, die da im Saal beim Groitzscher zelebriert wurde.

Zum Programm darf noch nicht viel gesagt werden, da noch zwei Veranstaltungen folgen und das ausverkaufte Haus nicht um die Pointen gebracht werden soll.

Vielleicht so viel: Trotz anstehender Bürgermeisterwahlen kamen sowohl das Stadtoberhaupt als auch das Rathaus diesmal recht glimpflich bis gar nicht davon.

Dafür war der Landrat in Mode, die digitale Welt wurde bis ins letzte Schräubchen demontiert, die ins Land eingewanderten Probleme kamen auf den Prüfstand und die Tanzgruppen haben wieder einmal gezeigt, warum sie bei den Sächsischen Meisterschaften fast immer auf den Treppchen zu finden sind.

Vor wenigen Minuten wussten sie voneinander noch nicht mal, dass es sie gibt und jetzt darf der MCC-Unterhändler (2.v.l.) der Räpitzer Faschingsqueen (l.) sogar schon die Schultern wärmen.

Es lag fast in der Luft, was nach Ende des Programms geschehen würde. Bei Musik, Tanz und reichlich Ideenwasser wurde das Treffen zum näheren Kennenlernen genutzt und avancierte zum Seminar für Gedankenaustausch.

Nicht ganz toternst freilich und in den frühen Morgenstunden dann mitunter auch nicht mehr ganz so verständlich, aber es war für alle Anwesenden ein denkwürdiger Abend.

Die Karnevalisten haben gezeigt, dass sie trotz Gendersprech, Vermummungsverbot und Virtual Reality noch Spaß haben können in unserer Zeit. Vor allem gemeinsam!

 

2 Kommentare

  1. So toll kommentiert und und auf den Punkt gebracht!
    Vielen lieben DANK!!!!

    • Der Saxse auf 17. Februar 2020 bei 12:35
    • Antworten

    Abor so ä scheener Beitrach aber och!
    Un nisch eh eenzscher Gommendar bis jetze heite hier abor och!
    Eire Läsorschaft gehd wo neierdings och zum Lachn in d´n Sudäräng.
    Habdor scheen gemachd un isch habbe nur Gutes geheerd, angefang´ von dor Masgorade bis hin zud´n Biddenreedn!

    Gomblimänd!

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