Lösungen für den Markranstädter Wohnungsmarkt (1): Der Gerhard-Schröder-Bau

Von einst 15.100 Bevölkerungsteilnehmern im Jahr 2008 stieg die Einwohnerzahl in Markranstädt auf zuletzt 16.700. Ein Anstieg um satte 10,6 Prozent – und das ohne Sex oder jedwede andere Form biologischer Fortpflanzung! Da kann sich der Rest Deutschlands mit seinen rund vier Prozent mal eine Scheibe abschneiden. Ende 2014 hatte die Bundesrepublik rund 80,98 Millionen Einwohner. Heute, knapp neun Jahre später, sind es 84,5 Millionen. Aber die Freude über diese wundersame Vermehrung hat auch ihre Schattenseiten. Die Infrastruktur – und hier vor allem der Wohnungsmarkt – ist nicht mitgewachsen. Das hat fatale Folgen, welche die Markranstädter Nachtschichten in einer dreiteiligen Ampel-Serie unter die Lupe nehmen. Lesen Sie heute im ersten, dem roten Teil: Die soziale Wohnidee der SPD.

Vier Millionen Einwohner mehr: Selbst wenn man optimistisch von vierköpfigen Familien ausgeht, würde das rund eine Million mehr Wohnungen bedeuten, die man für deren Unterbringung braucht.

Das bestätigt auch der Verband der Wohnungsunternehmen, der beim Zählen auf mindestens 800.000 fehlende Wohnungen kommt. Olaf der Einäugige und seine Ampelkomplizen hatten deshalb den Bau von 400.000 neuen Wohnungen geplant.

Rein rechnerisch müssten sich demnach von den vier Millionen Neudeutschen also jeweils zehn eine Bleibe teilen. Dass es jetzt unterm Strich sogar 20 sind, liegt daran, dass gerade mal die Hälfte der geplanten Wohnungen auch gebaut wurde. Heißt also: 200.000 Unterkünfte für vier Millionen Menschen. Ein wahrer Doppelwumms aus der Kategorie „Wir schaffen das!“

Quadratisch, praktisch, gut

Zum Glück haben wir aktuell eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung, die gerade die wehrlosesten Opfer des sterbenden, faulenden und parasitären Kapitalismus frühfeudalistischer Prägung nicht alleine lässt. Hinter den Kulissen hat die Partei der Arbeiterklasse für ihr Klientel ein geniales Wohnkonzept entworfen, das bis zu seiner Umsetzung eigentlich noch geheim bleiben sollte.

Zwei Prototypen der geheimen Wohnungsbaureihe "Prowocon" sind bei der Sturmflut über Bord gegangen und wurden an Land gespült.

Zwei Prototypen der geheimen Wohnungsbaureihe „Prowocon“ sind bei der Sturmflut über Bord gegangen und wurden an Land gespült.

Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass die zukunftsweisende Wohnidee nun an die Öffentlichkeit gelangt ist. Als bei der jüngsten Sturmflut vor der deutschen Ostseeküste ein chinesischer Frachter in Seenot geriet, wurden zwei der geheimen Prototypen des SPD-Konzeptes „Prowocon“ (Proletenwohnen im Container) von Bord gespült und ans Ufer getrieben. Da stehen sie nun in den Dünen von Dranske und können nicht anders.

Die überzeugende Lösung zur Entspannung des deutschen Wohnungsmarktes besticht durch eine Reihe innovativer Merkmale, die sogar Aspekte der Inklusion, des Klimaschutzes und der Prophylaxe gegen häusliche Gewalt berücksichtigen.

Inklusion inklusive

So ist die stufenlos verstellbare Eingangstür eines Prowocon-Moduls nicht nur zweiflüglig konzipiert, sondern wurde zugleich ebenerdig angeordnet. So ist der dahinter liegende Wohnbereich auch für Rollstuhlfahrer, Politiker, Diverse und andere inklusionsbedürftige Personengruppen barrierefrei erreichbar.

Eine der beiden modernen Wohnzellen, die in Dranske auf Rügen an Land gespült wurden. Wahrscheinlich werden sie gleich als Ferienhäuser für Urlauber der Arbeiterklasse genutzt. KdF im roten Mantel..

Eine der beiden modernen Wohnzellen, die in Dranske auf Rügen an Land gespült wurden. Sie sollen gleich als Ferienwohnungen an Urlauber auis der Arbeiterklasse vermietet werden. KdF: Kannst dich freuen.

Auf Fenster, die durch ihre unerwünschte Funktion als Wärmebrücken in der Regel sowieso nur für Energieverluste sorgen, wurde ebenso mutig verzichtet wie auf einen Stromanschluss. Elektrizität braucht man nicht in einer Wohnung der Arbeiterklasse.

Regeneration der Demut

Die verleitet nur zu Müßiggang und birgt die Gefahr, dass die Insassen der Wohnung durch elektronische Medien zu unerwünschten Handlungen oder gar Protesten angestachelt werden. Wieviel ausgeruhter kann man hingegen auf Demonstrationen seinen Dank für die sozialen Errungenschaften unserer Regierung zum Ausdruck bringen, wenn das traute Heim lediglich als Obdach bei der nächtlichen Regeneration der Demut dient?

Nun zum Clou des SPD-Wohnkonzeptes: Was auf den ersten Blick als Fehlen einer Heizung kritisiert werden könnte, ist in Wahrheit eine energetische Revolution, die sogar beim grünen Koalitionspartner regelrechte Jubelstürme ausgelöst hat. Denn die Generation der roten Wohnwürfel markiert zugleich die Geburtsstunde der sogenannten „Sozialheizung“.

Die funktioniert ganz ohne Gas, Strom oder Briketts, sondern basiert auf einem Abfallprodukt des menschlichen Stoffwechsels: der eigenen Körperwärme.

Selbst die vom RTL-Bildungsfernsehen geschulte Zielgruppe der Prowocon-Mieter erkennt sofort, dass die Heizleistung des Systems parallel zur Zahl der Insassen einer solchen Wohnzelle steigt. Auf diese Weise werden die Bewohner mit geradezu spielerischer Leichtigkeit auf die Vorzüge einer ihnen bislang völlig unbekannten Willkommenskultur konditioniert.

Egal wer draußen vorbei geht, der wird vor allem in der kühleren Jahreszeit gastfreundlich zum Verweilen eingeladen. Sozialer kann man einfach nicht zusammenrücken. So nah zusammenrücken sogar, dass man nicht einmal mehr zu Schlägen gegenüber Kindern oder dem Partner ausholen kann. Ein wahres Friedensprojekt.

Übereinander gestapelt, können unter geringstem Flächenverbrauch ganze Stadtteile geschaffen werden.

Übereinander gestapelt, können unter geringstem Flächenverbrauch ganze Stadtteile geschaffen werden.

Lediglich die Werbebeschriftung an den Wohnmodulen sorgt im Bauausschuss des Bundestages noch für Zündstoff. Während es sich bei diesen Prototypen um eine Raubkopie der Wohnkultur in Shanghai oder Hongkong handeln solle, gehe es der SPD darum, die Urheberschaft des Konzeptes für sich zu reklamieren, protestiert die CDU.

Die Sozialdemokraten entgegen: „Wir wollen damit verhindern, dass die CDU auf den Zug aufspringt und die Idee und als ihre ausgibt.“ Aber die Christdemokraten preschten inzwischen mit einem passenderen Namen für die Wohnidee vor: Als „Gerhard-Schröder-Bau“ soll die neue Epoche moderner Wohnarchitektur nun in die Geschichte eingehen.

12 Kommentare

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    • Bar Bier auf 20. November 2023 bei 12:15
    • Antworten

    Diese herrlichen Vokabeln! „Bevölkerungsteilnehmer, Sozialheizung“ – Wieder was dazu gelernt!

    1. Aber an Olafs „Sondervermögen“ sind wir trotzdem noch nicht annähernd rangekommen.

      • Samoht auf 20. November 2023 bei 12:26
      • Antworten

      Ich schließ mich an. Mir hat die „nächtliche Regeneration der Demut“ den Tag gerettet.

      1. So lange Sie dabei nicht an Sex gedacht haben, sind Sie philosophisch gesehen auf einem guten Weg.

    • Eine Seebenischerin auf 19. November 2023 bei 17:08
    • Antworten

    Ihr habt euch einem wichtigen Thema zugewendet: die wachsende Bevölkerung und der damit zusammenhängende Mangel an Wohnungen. Der von euch vorgestellte parteispezifische Prototyp „Prowocon“ ist auf den 1. Blick vielleicht energetisch und „sozial“ … Aber auf den 2. Blick nicht akzeptabel. Denn Fenster dürfen meiner Meinung nach nicht fehlen, und barrierefrei ist das ganze auch nicht, weil sie stappelbar sein sollen … um nur einige Gründe zu nennen. … Auch wenn Wohnungen fehlen, muss ich diese Alternative oder Vorschlag glatt ablehnen. Finde ich nicht zumutbar, auch nicht als FeWo (Ferienwohnung).

    1. Warten Sie ab, bevor Sie voreilig urteilen. Wir haben noch das wohnungspolitische Konzept der Grünen und – um alle Lichter der Ampel glühen zu lassen – auch eine gelbe Variante in petto. Danach werden Sie froh sein, wenn Sie einen Bezugsschein für eine Prowocon-Zelle erhalten.

    • Heiko Küster auf 19. November 2023 bei 15:44
    • Antworten

    Warum ist das Interesse nicht so groß, wie es vielleicht sein sollte. Könnte es eventuell daran liegen dass es dem Narren deshalb gestattet ist, ein paar kritische Bemerkungen lustig(spöttisch/ironisch?) zu verpacken, unters Volk zu bringen in der Gewissheit, dass alles so bleiben wird, wie es ist?!
    Wie heißt es doch so schön bei Silly im Lied „Dein Cabaret ist tot!“ „…man räumt Dir ein, Ventil zu sein, man lässt Dich Lachen machen!“
    Und wenn ich mir so den ganzen Stillstand anschaue, immer wieder die Missstände aufgedeckt/aufgezeigt werden, und NICHTS ändert sich, dann ist die Art von Desinteresse fast schon verständlich!
    Was würde helfen? Kririk mit Name und Adresse für das, was falsch läuft, sowohl im Großen wie im Kleinen, einfach mal Ross und Reiter benennen,aber da kommt dann wieder Olli Kahn zum Zitat, der da ins Mikro fabulierte: „…Eier, wir brauchen Eier!“
    In diesem Sinne, trotzdem nicht unterkriegen lassen, wer, wenn nicht ihr!!! Und ihr werdet schon bemerkt, auch wenn sich so mancher, der nicht genannt wurde, den Angstschweiß heimlich wegwischt!!!!!

    1. Für diese Zeilen wären wir bereit, unsere letzten Rücklagen (etwa 100 cl Grappa) als Preis für den besten Kommentar des Jahres zu spendieren. Sie haben uns allen aus tiefstem Herzen gesprochen. Wir haben ihn ausgedruckt und als mahnenden Leitfaden an die Wandzeitung im MN-Bunker gepinnt.

        • Samoht auf 20. November 2023 bei 12:12
        • Antworten

        Beim Zitat von Silly fiel mir eine Liedzeile von Ton, Steine, Scherben (Rio Reiser) ein, die ich in den Nachtschichten vor einigen Jahren mal aufgeschnappt habe (keine Ahnung, in welchem Artikel genau). Da heißt es: „Ich bin nicht frei, ich kann nur wählen, welche Diebe mich bestehlen.“ Ein Meilenstein der Rock-Lyrik, der scheinbar ewige Aktualität besitzt. Nicht umsonst geht es ja inzwischen nicht mehr darum, wen man wählt, sondern dass man überhaupt wählen geht. Denn mit seinem Kreuz (egal wo) erklärt man sein Einverständnis mit dem System und autorisiert dessen unveränderte Fortdauer..

    • Biker auf 19. November 2023 bei 14:01
    • Antworten

    Sehr gut in Satire verpackte Kritik am derzeitigen System „Scholz“! Von mir gibt es dazu ein „weiter so“!

    1. Für Scholz???

        • Biker auf 20. November 2023 bei 11:40
        • Antworten

        Nein, für euch!!!

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