Markranstädter Stadtradeln: Der Helm alleine reicht nicht

Nun hat das Stadtradeln auch Markranstädt erwischt: Vom 7. bis 27. Juni können auch wir Bürger der „Energiesparstadt“ uns für einen oder viele gute Zwecke in den Sattel des Velozipeds schwingen. Pici Formes hat schon vorher so einige Erfahrungen gesammelt, sowohl als Fußgängerin und Radfahrerin als auch im Auto.

Radfahren ist in, gesund, hip und vor allem politisch total korrekt. Diese plakativen Aussagen sollten jetzt niemanden abschrecken, der das alles nicht sein will. Man muss es schließlich nicht gleich all seinen Kollegen erzählen, dass man sich beim Stadtradeln angemeldet hat.

Radfahrer haben es ja auch wirklich nicht leicht, wie man in den Holzmedien rauf und runter lesen kann. Dort sind sie als „Pedalritter“ in den Adelsstand erhoben und von den Autofahrern geächtet, immer die armen Luder in der Gosse, welche die fiesen Abgase und Stickoxide und sowieso die ganze Chemie einatmen müssen, obwohl sie den Planeten doch nur retten wollen.

Dafür ist den Besten unter ihnen auch kein Manöver zu schade, um diese Ziele zu erreichen. Eben noch mit Vmax (also Tempo 39) durchs Wohngebiet auf dem Gehweg geheizt, im nächsten Moment schon mit dem Vorder- und Hinterrad gleichzeitig auf die Karlstraße gehechtet, direkt vor den Kühlergrill des sich viel zu leise von hinten angeschlichenen Autos.

Während der Umweltvernichter bremsen kann, steht diese Option dem Umweltretter in einem solchen Moment halsbrecherischer Klimarettung nicht mehr zur Verfügung.

 

Das fiese Hupen des unbelehrbaren Kfz-Steuerzahlers hört der junge Umweltengel sowieso nicht. Die Polster auf seinen Ohren, die ihm den aufroamerikanischen Sprechgesang eines Bike-Rappers durchs Hirn blasen, verhindern das.

Und schließlich macht das Umweltbewusstsein auch vor unseren Kleinsten nicht Halt. Schon Grundschüler fahren gern auf dem Fahrrad zum Präsenzunterricht und da hat auch jede Oma-Umweltsau gefälligst zur Seite zu springen.

Slalom um Rollatoren

Die jungen Leute leiden schließlich mehr als alle anderen unter der Coronakrise. Ob da nun Uromi mit ihrem Rollator oder ein mittelalter Mensch mit einem Hund auf dem Gehweg unterwegs ist: Die Zukunft braucht Platz!

Jedes Elternteil meckert Verkehrsteilnehmer an, die bei Rot über die Ampel gehen, weil sie doch so ein schlechtes Vorbild für die Kleinen sind. Aber warum sind bei Vierjährigen Verkehrsregeln wichtig, bei Achtjährigen nicht mehr und bei Fünfzehnjährigen jedes Verlangen nach allgemeiner Rücksichtnahme hinfällig?

 

Und die Zahl der Fragen nimmt mit jeder Umdrehung des Vorderrades zu. Warum kennen Erwachsene keine Radwege mehr?

Was ist schlimm an dem auf jeder Straßenseite für teure Steuergelder installierten Radweg? Warum muss man, ganz nach Lust und Laune, mal rechts, mal links überholen und sich ein Ei pellen auf die einfachste Verkehrsregel „rechts fahren“ oder „links überholen“?

Überholen ohne einzuholen

Und so möchte man den geadelten Pedalrittern zurufen: Wer am Stadtradeln teilnehmen möchte, der sollte dies bitte nicht nur mit Meinung tun, sondern auch mit einem Hauch von Ahnung bezüglich der Verkehrsregeln.

Im Zweifelsfall oder in deren Unkenntnis einfach mit etwas Rücksicht und dem Wissen, weder allein auf der Welt noch auf der Straße zu sein. Ein Helm kann zwar das Hirn schützen, ersetzt aber nicht dessen aktive Benutzung.

Wer jetzt immer noch nicht abgeschreckt ist: Registrierung zum Stadtradeln ist unter https://www.stadtradeln.de/markranstaedt möglich.

 

 

 

3 Kommentare

    • Echter Markranster auf 3. Mai 2021 bei 9:09
    • Antworten

    Die Rechtschreibregeln gelten auch für Alle.

    • Sven Riedig auf 1. Mai 2021 bei 8:05
    • Antworten

    Naja, Radfahren in Markranstädt ist eigentlich nur für sehr hart gestrickte Radler.
    Auf der Leipziger Straße zwischen Markt und Eisenbahnstraße, gibt es in dieser zentralen Einkaufsmagistrale, keinen separaten Radweg.
    Somit hat der Radler 2 Möglichkeiten, entweder zwischen Pappmasche Eistüte und Einkaufswütigen Lallendorfern slalom zu fahren,
    oder aus der Fernverkehrsstraße auch wieder Slalom fahren diesmal um hirnlos von träumenden Lallendorfern aufgerissenen Autotüren .
    Wer schon mal fast in seinem Fahrradlecker gebissen hat, weiß wovon ich schreibe.
    Die Straßen Verkehrsordnung gilt für jeden Verkehrsteilnehmer, meiner Meinung nach sollte somit jeder eine Fahrschule machen.
    Fußgänger, Radler aber auch Autofahrer sollten zu Nachschulungen, oder weiß wirklich jeder was das Verkehrszeichen mit den Fußgänger und den Radler übereinander wirklich bedeutet!
    Markranstädt als Radfreundlich zu preisen ist FALSCH!
    Wer in Holland einmal war und das Privileg hatte durch Stadt und Land zu radeln weiß wovon ich rede.

    1. Jaaah, wir wissen das. Radeln in Holland ist ja soooo entspannend. Mit einem Dübel im Hals ist kein Anstieg zu hoch.

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