Rochade im Markranstädter Bürgertum

Die Schlinge zieht sich zu, doch Glücksgöttin Fortuna hat dem Markranstädter Bürgertum im legendären Duell Fernschach vor Ort noch eine letzte Frist gewährt. Weil es zwischen zwei Zügen Gleichstand gab, haben wir es genauso demokratisch gemacht wie der Stadtrat und bei der Abstimmung das Los entscheiden lassen. Das Ergebnis: Ausgangs- und Kontaktsperre für die Bürgermeisterin. Die schützend um sie rumstehenden Figuren haben eh grade nichts anderes zu tun.

Weil die Begründungen – eigentlich das Zünglein an der Waage – in beiden Fällen gleichermaßen einfallslos waren, musste die Entscheidung wie ein Beschluss im Stadtrat getroffen werden.

Also ran ans Glücksrad, alle Abstimmungskärtchen hoch und per Überschlag ausgezählt. Und siehe da: Fortuna war mit SNU und MATTscher im Bunde. Beide hatten sich für eine Rochade ausgesprochen.

Zur Erklärung für Schach-Laien: Rochade ist ungefähr das, als würde im wahren Leben die Bürgermeisterin aus Sicherheitsgründen in den Ratskeller gesperrt, damit an ihrem Schreibtisch der Hausmeister den Kopf hinhalten muss. Oder noch verständlicher ausgedrückt: Wenn der Koch zum Gärtner gemacht wird.

Man kann diesen Akt der Feigheit vorm Feind gern auch selbstbestimmte Verschärfung der häuslichen Quarantäne nennen.

 

Wir leben schließlich im Zeitalter der Verbiegung unserer Muttersprache zur Schaffung eines wählerfreundlichen Leserumfeldes.

Selbst der kollabierende Arbeitsmarkt bewegt sich lediglich „weiterhin seitwärts“, wenn man den schönfärbenden Darstellungen jener Medien Glauben schenkt, die sogar aus dem von unserer Kanzlerin ausgerufenen „Minuswachstum“ noch Gewinnerzielungsabsichten generieren.

Also bewegen auch wir unsere Dame seitwärts, indem wir sie kühn nach vorn ziehen. Von d1 schreitet sie würdevoll und unter Einhaltung der Kontaktbeschränkungen nach f4.

Dort justiert sie ihre Zimmer-Flak auf die gesamte gegnerische Frontlinie und hält nach der weißen Fahne Ausschau, die in den Reihen des Bürgertums bereits gebleicht und gebügelt bereit liegt.

 

Und hier der aktuelle Stand auf dem Brett nach dem 20. Zug der in jungfräulichem Weiß spielenden Nachtschichtler.

Es wäre schön, wenn sich mal wieder ein paar Leser mehr aufraffen könnten, ihren Senf zu diesem Spiel dazuzugeben. Nicht dauernd bloß quatschen: MACHEN! Umso schneller ist das Spiel auch vorbei und Sie können sich wieder langweilen.

 

11 Kommentare

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  1. Liebe Markranstädter Nachtschichtler,
    da steht also der Kurzbegriff „KI“ bei Euch nicht für „künstliche Intelligenz“ sondern für „Koitus Interruptus“ .
    Einfach aufhören, ist wie Freundin anlecken und dann liegen liassen lassen.
    It’s your turn!

  2. So, nun genug theoretisch im Kopf herum rochadiert.
    Es wird Zeit für einen Zug, wenn das hier noch als Markranstädter Blitzkrieg durchgehen soll.

  3. Unsere Mitspieler sind wohl zu sehr mit Impfen und Testen beschäftigt und haben keine Zeit fürs Schachspiel ? Ich setzte dann mal den Bauer auf d5. Angesichts der allgemeinen Lage könnte man auch eine Rochade zurück ins Auge fassen.

    1. Eine Rochade zurück, die sogenannte Rechade, ist nach aktueller Rechtssprechung der IMCA (Indernäschonäll Markranster Chess Assozijäschen) nur erlaubt, wenn man vorher über Los gekommen ist und nicht 4000 Mark eingezogen hat. Belassen wir es also lieber beim Bauern auf d5.

  4. Ich beantrage hiermit die sofortige bedingungslose Kapitulation der Nachtschichten. Bei der kleinen Rochade geht der König auf g8 und der Turm auf f8.
    Euer Schachbrett ist irregulär. Nach Rücksprache mit der Kommunalaufsichtsbehörde und meinem Lieblingsanwalt ist das ein grobes Vergehen. Das Markranstädter Bürgertum soll übertölpet werden, und das ist so nicht hinzunehmen.

    1. Ist doch alles guuuhuuut. Wir haben die aktuelle Ausgabe eingestampft und komplett neu gedruckt. Aber komm jetzt bitte nicht mit so Argumenten, wie Abseits vom Läufer oder dass der Turm keine 9 Meter 15 vom Würfel entfernt steht.

      1. Erstens: nicht dass am Donnerstag der Schwerdtner auf dem Platz von unserer Nadine sitzt. Zweitens: wer hat hier zuerst rochiert und Feigheit gezeigt ?

  5. Ich glaube, ich brauche eine Brille.
    “ SNU und MATTscher“ schreibt ihr hier, ich sehe von MATTcher keinen Kommentar.

    Zum Zuge:
    Ich nehme immer noch A8 auf B8, einen Zickenkrieg mag ich nicht 😉

    1. MATTscher bedient sich des Kommunikationskanals E-Mail, ebenso wie einige andere Chess-Gamer.

      1. Egal wie diie MN ihre Feldpost erhält, welche nun erst recht die Dolchstoßlegende nährt, ob per Reiter oder oder Faksimile, ich schließe mich in vollem Umfange dem Frühling an!

        1. Aha, also auch keine eigene Meinung. Schwätzer….

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