Markranstädter Stilblüten der Woche: Seifenhalter*in to go

Da kamen doch tatsächlich einige Markranstädter aus dem Urlaub zurück und fragten sich nach der Lektüre der Markranstädter Nachtschichten, ob denn zwischenzeitlich wirklich nichts passiert sei in der Stadt am See. Ja Freunde, was denkt Ihr denn? Natürlich ist nichts passiert, denn die, die immer dafür sorgen dass was passiert, waren schließlich auch im Urlaub. Und so gab’s halt Waldbrände in Griechenland oder Überschwemmungen im Schwarzwald statt eines Löwen am Kulki. Ganz harte Kost für die Daheimgebliebenen, die sich nun humoristisch mit Stilblüten aus der Heimatstadt über Wasser halten müssen.

Zum Beispiel mit der folgenden Meldung, mit der die Rossmann-Drogerie jetzt eine völlig neue Innovation ankündigt.

Den Hintergrund kennen wir ja: Pünktlich mit der Wiedervereinigung hat uns der Wessi das Rad erfunden und den Dreisatz erklärt. Das Kombinat wurde abgeschafft, um nur wenig später von den westelbischen Heilsbringern als Holding neu erfunden zu werden. Die Poliklinik erlebte eine Reinkarnation als Medizinisches Versorgungszentrum und auch sonst gabs jede Menge alten Wein in neuen Schläuchen.

Doch damit macht Rossmann jetzt Schluss! Dem Projektteam „Entdecke Dein Bad neu“ ist es gelungen, eine wahre Revolution der Körperhygiene über Markranstädt auszuschütten. Der magnetische Seifenhalter (!!!) ist so einfach und zugleich dennoch so genial, dass sich die Ethnie der gelernten DDR-Bürger beschämt fragen muss, warum wir da nicht schon längst von selbst drauf gekommen sind. Die Antwort: Solche Innovationen sind eben nur unter den Mechanismen der freien Marktwirtschaft möglich, drum hat das auch 33 Jahre gedauert.

Home-Office für unterwegs

Nachdem vor einiger Zeit eine Tankstelle in der Nähe von Markranstädt mit dem Slogan warb, „Coffee to go – auch zum Mitnehmen“, hatte man schon an das Ende der lustigen Denglish-Ära geglaubt. Zumindest war lange nichts mehr zu hören von den sprachlichen Smoothies der gesellschaftlichen Undertaker. Okay – mal abgesehen von dem einen oder anderen Upload, das noch hochgeladen werden muss.

Damit es auch unterwegs ein Home-Office bleibt, müsste man das Home in den Bus mitnehmen. Wird teuer bei der LVB.

Damit es auch unterwegs ein Home-Office bleibt, müsste man das Home in den Bus mitnehmen. Wird teuer bei der LVB.

Was sich die Leipziger Verkehrsbetriebe jetzt allerdings ausgedacht haben, is wahrlich not the yellow from the egg. „Mach Home-Office to go auf dem Weg ins Büro.“ Was sich reimt, ist gut, hat Pumuckl mal gesagt. Aber ein Home-Office zum Mitnehmen? Wenn man’s mitnimmt, ist es doch nicht mehr at home? Das ist ein Widerspruch in sich wie beispielsweise beim linken Flügel der AfD, einem eingefleischten Vegetarier, dem stummen Schrei, einem Hallenfreibad oder – um bei der LVB zu bleiben, einer Holzeisenbahn. Na dann: Allzeit gute Fahrt.

Ist das gegendert oder kann das weg?

Schändern wir nun alle mit, oder nicht? Sogar Baumärkte bieten jetzt geschlechtsneutrale Anstreichmittel an. Die Maler-Innenfarbe kann somit völlig bedenkenlos sowohl für das Kinderzimmer der Tochter als auch des Sohnes verwendet werden. Dezente Pink-Töne, gemischt mit einer kaum erkennbaren Blau-Schattierung sorgen für vollendetes Wohlgefühl beider Geschlechter.

Man blickt ja gar nicht mehr durch: Ist die Höfin nun ordnungsgemäß gegendert oder nicht? Allein diese Frage verspricht schon jede Menge Theaterspaß in der Anker*In.

Man blickt ja gar nicht mehr durch: Ist die Höfin nun ordnungsgemäß gegendert oder nicht? Allein diese Frage verspricht schon jede Menge Theaterspaß in der Anker*In.

Anders verhält es sich, wenn Journalisten zwei unterschiedliche Begriffe zusammenschändern wollen – oder müssen. Der Anker, die Artikelin sagt’s, ist maskulin. Der Hof aber auch und deshalb beide Begriffe zusammen zu viel an toxischer Männlichkeit. Also muss auch beim Veranstaltungsort eines Kulturevents die gute Mitte per Frauenquote gefunden werden. Voilá: Der Anker-Innenhof! Ankerhöfin hätte zwar auch gereicht, aber auf dem Weg zu einer von Diskriminierung befreiten Gesellschaft sollte man nicht kleinlich sein.

7 Kommentare

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    • Tilo Lehmann auf 28. August 2023 bei 7:51
    • Antworten

    Tja- viel zu trauriges Thema um zu schmunzeln! Was ist nur aus unserer Sprache und „Schreibe“ geworden…? Da werden ständig neue Begriffe erfunden denn Alles muss ja eine Schublade haben. Werden „Neue“ – also Dinge die es schon immer gegeben hat- wieder erfunden. Und 3-Jährige die noch nicht mal die Worte der Muttersprache sprechen können lernen: Engli(s)ch… Au Weia! Doch dann am ersten Tag der Einschulung später erfahren diese Kinder was alles aufgrund „Lehrermangel“ als Unterricht ausfallen muss! Übrigens: Guten Tag Deutschland!

    1. Sie meinten sicher: Good morning germany? Ungeachtet dessen weiß man, was man von Leuten zu halten hat, die Denglish sprechen. Gefährlicher sind jene, die mit Deutsch versuchen, uns zu verarschen. Stichwort: Sondervermögen.

        • Tilo Lehmann auf 28. August 2023 bei 14:58
        • Antworten

        Oh- Ja…!

    • Der 76.Jährige Rolf auf 26. August 2023 bei 18:04
    • Antworten

    Stichwort Magnetischer Seifenhalter. Ich kann mich noch gut daran erinnern dass es den magnetischen Seifenhalter schon in der DDR gab. Und wenn das Gegenstück für die Seife verloren ging, waren wir nicht ratlos und mussten keinen neuen Seifenhalter kaufen, wie die uns Wegwerfgesellschaft beibrachte. Sondern da benutzten wir einfach einen Kronkorken einer Bierflasche. Prost

    1. Und dann gab’s da noch ein weiters Accessoire im Kulturbeutel: Das Seifennetz! Bevor uns das der Wessi wiedererfindet, müssen wir auf die Netze zurückgreifen, in denen der Handel die Knoblauchzehinnen und -zehen verkauft. Funktioniert aber.

    • Xt'Tapalatakettle auf 26. August 2023 bei 12:39
    • Antworten

    Im Supermarkt um die Ecke gibt’s doch auch schon lange Hähnchen-Innenfilet.
    Absolute Schändervorreiter das.

    1. Für Patienten, die sich über ihr Geschlecht noch nicht im Klaren sind, gibt es in den Krankenhäusern inzwischen auch eine Lösung: Die Innere!

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