Von wegen die machen dicht: Meri-Sauna hat Champion im Handtuchwedeln

Wer bisher daran zweifeln wollte, wird spätestens jetzt geläutert sein: Die Meri-Sauna ist endgültig im Kreis der elitären Dampfbad-Arenen Deutschlands angekommen. Seit einigen Wochen schwingt hier ein preisgekrönter Handtuchwedler seine Saunatücher durch die Luft. Eine Denkaufgabe für den homo marcransis: Obwohl er aus Polen stammt und kaum Deutsch spricht, kann Kacper Zawadzki die germanisch abgefassten Hausmitteilungen der Meri-Sauna offenbar besser lesen als Markranstädter Ureinwohner. Er hat jedenfalls gleich erkannt, dass an den Gerüchten über eine Schließung des Meri-Restaurants nichts dran ist.

Das stellt in Lallendorf so manches Klischee vom Kopf auf die Füße. Normalerweise ist hier die Ansicht verbreitet: Wenn ein Pole die Sauna verlässt, sind danach auch die Handtücher weg.

Allein das wahre Leben straft dieses stereotype Vorurteil Lügen, denn in der Meri-Sauna ist es genau umgekehrt und damit bestenfalls ein Akt kultureller Aneignung deutscher Saunabesucher. Hier sind die Badetücher inzwischen begehrte Berührungsreliquien unter den hiesigen Gästen, weil der polnische Landesmeister im Handtuchwedeln damit gearbeitet hat. Wenn man dann noch ein von Kacper Zawadzki persönlich signiertes Exemplar erwischt und bei „Bares für Rares“ an den Mann bringen kann, ist der Lebensabend gesichert.

Diese Show muss man gesehen haben. Es glaubt einem zu Hause sowieso keiner, wenn man erzählt, dass man begeistert dabei zugeschaut hat, wie sich in der Sauna jemand einen abwedelt.

Diese Show muss man gesehen haben. Es glaubt einem zu Hause sowieso keiner, wenn man erzählt, dass man begeistert dabei zugeschaut hat, wie sich in der Sauna jemand einen abwedelt.

Es ist ein absolut heißer Job, den sich der Star-Handtuchwedler aus Katowice da ausgesucht hat. Inmitten spärlichst bekleideter, oft sogar ganz nackter Fans, zieht der 30-Jährige beim einmal täglich stattfindenden „Spezialaufguss“ eine wahre Show ab, die für Begeisterung auf den Saunabänken sorgt.

Dass Zawadzki nach so einem 15-minütigen Act völlig fertig ist, liegt aber nicht an barhäutig kreischenden Groupies, sondern an der Lufttemperatur von knapp 100 Grad, die seinen Einsatz zur Schwerstarbeit werden lässt.

Zu jedem Aufguss-Aroma hat er eine eigene Choreografie entwickelt, sagt Zawadzki. Die Tricks mit den durch die Luft fliegenden Tüchern nennt er „Moves“. Auch die hat sich der Aufgussmeister allesamt selbst ausgedacht und ist damit im vergangenen Jahr polnischer Champion im Handtuchwedeln geworden.

Sympathischer Neu-Lallendorfer

Jetzt ist er nach Markranstädt übergesiedelt und weil es ihm in der Nachtschichten-Stadt gefällt und er hier bleiben möchte, belegt der sympathische Familienvater im MGH auch gleich einen Deutsch-Kurs.

Auch das gehört zu den Aufgaben eines preisgekrönten Handtuchwedlers: Kacper Zawadzki miuss die Temparatur und Luftfeuchtigkeit regulieren, die Aufgüsse zelebrieren und für die richtigen Aromen sorgen.

Auch das gehört zu den Aufgaben eines preisgekrönten Handtuchwedlers: Kacper Zawadzki miuss die Temparatur und Luftfeuchtigkeit regulieren, die Aufgüsse zelebrieren und für die richtigen Aromen sorgen.

Für Sauna-Chef Andreas Menger ein echter Glücksfall – wer hat schon einen internationalen Meister im Handtuchwedeln in seinen Reihen? Allerdings: Während andere Arbeitnehmer während ihrer ersten Wochen im neuen Job möglichst nicht auffallen sollten, hat Kacper Zawadzki für September gleich mal 5 Tage Urlaub angemeldet. Noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass sein Chef den Urlaubsschein nicht nur ohne zu knurren unterschrieben hat, sondern sich sogar darüber freut.

Nächstes Ziel: Weltmeister

Des Rätsels Lösung: In der Zeit vom 11. bis 17. September wird der neue Star aus der Meri-Sauna in Berlin mit seinen Handtüchern um den Weltmeistertitel wedeln. Was ‘ne Geschichte!

Eigentlich könnte es kaum besser laufen für die Sauna am Westufer des Kulki. Wenn da nicht das traditionell stark ausgeprägte Sendungsbewusstsein einiger Markranstädter wäre, die den Überdruck ihres gesteigerten Mitteilungsbedürfnisses via Buschfunk ablassen.

Restaurant pausiert im Oktober

Weil im Flyer über Neuigkeiten in der Meri-Sauna das Wort „geschlossen“ steht, hat so mancher offenbar gleich das Weiterlesen eingestellt und statt dessen seine eigene Interpretation entbunden. Seitdem kursiert im Zweistromland zwischen Zschampert und Floßgraben das Gerücht, dass die Meri-Sauna dicht macht. Was im Rest der Welt eigentlich nur Satirikern zusteht, ist in Markranstädt wieder mal Teil der öffentlichen Kommunikationskultur.

Von wegen, das Meri-Restaurant macht dicht: Andreas Menger (l.) und sein Team starten ab November mit einem neuen gastronomischen Profil durch. Statt à la Carte gibts dann "kulinarische Höhepunkte" wie Gänseessen, Wildbraten oder andere Gaumenfreuden.

Von wegen, das Meri-Restaurant macht dicht: Andreas Menger (l.) und sein Team starten ab November mit einem neuen gastronomischen Profil durch. Statt à la Carte gibts dann „kulinarische Höhepunkte“ wie Gänseessen, Wildbraten oder andere Gaumenfreuden.

Deshalb weist Menger darauf hin, dass es nicht nur gut ist, in ganzen Sätzen zu sprechen, sondern selbige ebenso vollständig zu lesen.

Denn in der Mitteilung heißt es wörtlich: „Pause für Perfektion – Wir nutzen den Monat Oktober zur Weiterentwicklung. Das Restaurant ist geschlossen für Erneuerungen.“ Will heißen: Nur im Oktober geschlossen! Das hat sogar der polnische Handtuchwedler verstanden, obwohl sein deutsches Vokabular aktuell noch limitiert ist.

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