Mehr Generationen feiern für mehr Generationen

Dass es keines der in anderen Jahren üblichen Sommerfeste des Markranstädter Mehrgenerationenhauses (MGH) war, lag ausnahmsweise mal nicht an Corona. Das war schon daran erkennbar, dass die Unterschiede ausnahmslos positiver Natur waren. Jede Menge strahlende Gesichter, abwechslungsreiches Programm mit guter Unterhaltung und überraschende Neuigkeiten. Einen Wermutstropfen gabs zwar auch, aber der fällt nicht so ins Gewicht.

Markranstädt hatte am Samstag im Park so ziemlich alles aufgefahren, was gesellschaftlich gerade möglich ist.

Vom Förderverein der Stadtkirche über das Heimatmuseum, die Goldgählchen, die Strickomas und die Tänzerinnen des KFV Seebenisch (Titelfoto) bis hin zur Hüpfburg des Frankenheimer Heimatvereins, die MAF-Oldtimer und vielen Akteuren mehr war alles gekommen, was sich in und um Markranstädt so herumtreibt.

Okay … fast alles. Mehrgenerationen heißt ja nicht, mehr alte Generationen. Die Jungen haben gefehlt auf der Besucherliste. Gerade von den Schulen, die sich sonst so medienwirksam gegen Rassismus oder Ausgrenzung positionieren, wärs ein gutes Zeichen gewesen, auch hier mal den Willen für ein Miteinander zu zeigen. Aber man muss es wohl akzeptieren: Angesichts des Wochenendes und begonnener Ferien gibt’s kein Geld für solche Aktionen.

Henning Hesselbarth ist ein Allrounder. Fürs Helfen wurde er ausgezeichnet, für sein Konzert am Saxofon mit Gänsehaut-Feeling gabs frenetischen Beifall.

Henning Hesselbarth ist ein Allrounder. Fürs Helfen wurde er ausgezeichnet, für sein Konzert am Saxofon mit Gänsehaut-Feeling gabs frenetischen Beifall.

Zumindest einige waren gekommen, auch wenn sie das Schulalter schon hinter sich hatten. So wie Henning Hesselbarth. Er war nicht nur gekommen, weil er für sein Engagement als Inspirator der Markranstädter Corona-Helfer vom Landrat mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet wurde. Hesselbarth sorgte danach als Solist am Saxofon für eine halbe Stunde musikalische Unterhaltung der Extra-Klasse. Der junge Mann ist ein Bläser vorm Herrn.

Das bekamen einige Besucher der älteren Generation allerdings gar nicht mit, weil sie sich zu dem Zeitpunkt gerade auf einer Rundfahrt durch die Markranstädter Ländereien befanden.

Mit Langrocks LO-Bus gingsr raus in die Natur,

Mit Langrocks LO-Bus gingsr raus in die Natur,

Ralf Langrock hatte eigens dafür seinen historischen Robur-Bus aus der Garage geholt und die Erste Beigeordnete Beate Lehmann stellte am Mikro ihre Fähigkeiten als Reiseleiterin unter Beweis.

"Keine Angst: Sie müssen auf dieser Tour keine Rheumadecken kaufen!" Mit Reiseleiterin Beate Lehmann (Hintergrund) gings per Robur-Bus in die nördlichen Gefilde der Stadt.

„Keine Angst: Sie müssen auf dieser Tour keine Rheumadecken kaufen!“ Mit Reiseleiterin Beate Lehmann (Hintergrund) gings per Robur-Bus in die nördlichen Gefilde der Stadt.

Andrea Reichenbach, der neue gute Geist im MGH, nutzte eine andere Gelegenheit, um ein Souvenir vom Sommerfest zu ergattern. Zusammen mit ihrer rührigen Kollegin Gudrun Weber erklomm sie einen MAF für ein Erinnerungsfoto.

Erinnerungsfoto für das Dream-Team des MGH: Gudrun Weber (l.) und Andrea Reichenbach im MAF.

Erinnerungsfoto für das Dream-Team des MGH: Gudrun Weber (l.) und Andrea Reichenbach im MAF.

Zu diesem Zeitpunkt wusste sie allerdings noch nicht, dass auch sie wenige Minuten später mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet wird und sich die Laudatoren Micha Unverricht, Beate Lehmann sowie Landrat Henry Graichen nachhaltig dafür aussprachen, die engagierte Praktikantin endlich mit einer Festanstellung zu belohnen. Zeit wird’s, was auch der Beifall des Publikums unterstrichen hat.

Förderverein mit einem  großem  Chef

In der ausgelassenen Stimmung wäre eine andere, noch dazu wichtige Neuigkeit, beinahe untergegangen. Um das MGH auf festere Füße zu stellen, haben sich ein paar Markranstädter zu einem Förderverein zusammengefunden.

Ziel: Dem MGH einen größeren finanziellen Spielraum zu geben und das ob zunehmender gesellschaftlichen Aufgaben der Einrichtung auf dem Team um Micha Unverricht (MGH) sowie Frank Hartmann (VHS) lastende Gewicht auf breitere Schultern zu verteilen.

Der Verein ist gegründet, eingetragen und hat sogar schon einen Vorsitzenden. Es ist der auf mysteriöse Weise zurückgetreten wordene Ex-Chef des Gymnasiums.

Die Rückkehr des gefeuierten Ex

Der wurde beim Sommerfest noch immer als Schulleiter begrüßt, was nicht nur als sicheres Indiz für die mittelalterliche Öffentlichkeitsarbeit von Schule und Behörde wahrgenommen wurde, sondern auch für die noch immer ungeklärten Umstände des Putsches.

Jedenfalls genießt der zwodreizehn hohe Hühne René Schulz im Markranstädter Bürgertum offenbar einen besseren Leumund als in den antiken Teilen eines verstaubten Bildungssystems.

Die Zustimmung, die ihm in Form lang anhaltenden Beifalls nach einer kurzen Ansprache zuteil wurde, spricht jedenfalls eine deutliche Sprache.

Auf breiten Schultern

Gut auch, dass sich der aktuelle Vorstand des Fördervereins nicht durch parteipolitische Postenvergabe auszeichnet. Von links bis Mitte und parteilos spiegelt das Gremium wirklich ein vertrauenserweckendes Spektrum wieder.

Ausgezeichnete Stimmung

Mit dem Ehrenampspreis des Landkreises wurden ausgezeichnet: Alina Kahl und Henning Hesselbarth für die Organisation der Einkaufshilfe während des Lockdowns, Kathrin Kritzler und Emilie Geier für das Nähen der Mund-Nase-Bedeckungen und Elke sowie Sigmar Knauer für die Unterstützung bei der Organisation der Impftermine. Andrea Reichenbach (vorn links) wurde für ihr Engagement im MGH geehrt.

4 Kommentare

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  1. Für einen Ehrenamtspreis eine gelungene Auswahl zu treffen ist ganz gewiss keine leichte Aufgabe. Trotzdem möchte ich das Forum hier nutzen um die geneigte Leserschaft darüber zu informieren, dass es bezüglich der Masken-Näh-Initiative noch mindestens einen Fleißpreis mehr geben sollte. Die auch und gerade im MGH bekannte Frau Röder hat gemeinsam mit anderen begabten Handarbeiterinnnen ( darunter auch Neu-Markranstädterinnen mit Migrationshintergrund) das bestehende Integrationsprojekt meines Wissens als erste schnell und unkompliziert umgeswitcht und sich dem stapelweisen Nähen von Masken gewidmet. Selbst die Mitarbeiter der Stadtverwaltung inkl. dem damaligen Bürgermeister haben diese als Erstversorgung erhalten und stolz getragen , ebenso wie in den Arztpraxen, den Kindereinrichtungen uvm.
    In ihrer bescheidenen Art hat Frau Röder nicht viel Aufhebens davon gemacht, obwohl so mancher auch noch die Anleitung für das Maskennähen gratis geliefert bekommen hat. Wie gesagt, keine leichte Aufgabe die richtigen zu ehren. Ich aber sage, Ehre wem Ehre gebührt 😉

      • Sonnenblume auf 27. Juli 2021 bei 17:11
      • Antworten

      Mit den Ehrungen ist es immer so eine Sache, wie bei der Grammy-Verleihung: Der Saal sitzt voller möglicher Preisträger und nur ein Bruchteil geht mit der Trophäe nach Hause. Ähnlich verhält es sich mit dem Ehrenamt. Zum Glück sind wir damit in unserem Städtchen reichlich versorgt. Besonders das Engagement der vielen jungen Leute hat mich berührt. Die anderen Einkäufer, die nicht persönlich auf dem MGH-Treppchen standen, fühlen sich sicherlich durch die exemplarische Ehrung von Alina und Henning mit gestreichelt 🙂
      Die nicht geehrten Leute werden sich für die Geehrten freuen, da bin ich mir ganz sicher. Schließlich leisten diese wertvollen Mitbürger ihren Beitrag nicht ihrer selbst willen, nicht um eigenes Ansehen und Anerkennung bemüht, sondern um Freude zu schenken, Hilfe zu bieten oder vielleicht etwas der Gemeinschaft zurück zu geben, was selbst in einer Notlage erfahren wurde. Ihr habt alles richtig gemacht!
      Nichts für ungut, Bekannte/r!

      • Renate Röder auf 28. Juli 2021 bei 10:24
      • Antworten

      Es gibt Türme mit großen Glocken und kleinen Glocken. Jede Glocke hat ihren ganz eigenen Klang und ihr Einsatzziel. An große kann man sprichwörtlich sogar etwas anhängen. Z.B. gute und weniger gute Botschaften. Am Schönsten ist es aber, wenn sie zu vollem Festtagsklang gemeinsam erklingen.
      Es gibt auch Glockenspiele, die Melodien spielen und bei denen jede Glocke und jedes Glöckchen genau zur richtigen Zeit ihre Aufgabe haben. Mein Glöckchen hat man ja schon gehört. Gut, nun auch die anderen bewusst zu hören.
      Das neue Wissen, als Glöckchen mit den von mir initiierten Projekten und denen, die daran teilgenommen haben und aktuell noch teilnehmen, nicht allein im Glockenstuhl zu hängen, tut mir gut.
      Das hab ich bisher nicht so klar gewusst.
      Wenn man nun eine Möglichkeit fände, dass alle sozial Engagierten mal an einen Tisch kämen, einander persönlich kennenlernen könnten, sich unabhängig vom MGH und über sonstigen Vereinsgrenzen hinaus über ihre Projekte austauschen könnten, stünde einem vollen, dissonanzfreien Festtagsglockenklang über Markranstädt nichts mehr im Wege.
      Aber alles hat (und braucht) seine Zeit u. Geduld ist der Schlüssel zur Freude.

    • Fritzschen auf 26. Juli 2021 bei 14:18
    • Antworten

    In einer Klatschzeitung las ich einmal, dass kluge Menschen weniger vertrauten Leuten oder der Öffentlichkeit keinesfalls folgende Themen preisgeben sollten: Krankheiten, Eheprobleme und die eigenen Visionen.
    Ja, es ist sehr schade, dass die 1. Besetzung des Schulleiterpostens des Gymnasiums Markranstädt nach der Eigenständigkeit nicht erfolgreich verlaufen ist. In den „Großen“ haben viele, vor allem Schüler, Hoffnung gesetzt. Er ist eine markige Erscheinung, nicht nur optisch. Offenbar waren alle sehr klug. Wie in der Klatschpresse beschrieben, blieben die Beziehungsprobleme im Verborgenen. Soweit sogut. Nun handelt es sich allerdings nicht um eine Privatangelegenheit. Ein Schulleiter, selbst wenn er einen halben Meter kürzer wäre, verschwindet nicht einfach in der Versenkung, wenn er etwas auf sich hält.
    Die MN bringen es mal wieder auf den Punkt. Eine ordentliche Erklärung, dass die Ehe geschieden wurde, jeder in Respekt vor dem anderen seiner Wege geht, blieben die sehr klugen amtlichen Köpfe der Öffentlichkeit schuldig. Bleibt zu hoffen, dass daraus gelernt wird- na das ist ja der Schule immanent 😉

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