Neues aus der vierten Etage (5) – Teil 2: Schraps hat den Hut verloren

In Sachen Kita, vor rund einem halben Jahr vom Stadtrat in quasi einer Eilsitzung beschlossen („Wir können hier heute nicht ohne einen Beschluss rausgehen“), wurden am Donnerstag die Zeiger wieder auf Null gestellt. Es war höhere Mathematik, die da Anwendung fand, denn die Gleichung hatte viele Unbekannte und ein erstaunliches Ergebnis.

Von einem „Geschmäckle“ war die Rede, als im Sommer der Beschluss für den Kita-Standort am Bad gefasst wurde. Die Abgeordneten hatten sich damals Eile auferlegt, um noch Fördermittel abschöpfen zu können. Jetzt beginnt man wieder von vorn und der Begriff Fördermittel wurde nicht einmal ansatzweise erwähnt.

Ungewöhnlich war es wohl, das Ergebnis, aber nicht unerwartet. Zumindest nicht für aufmerksame Beobachter und Zuhörer, welche die Zwischentöne in den vorangegangenen Sitzungen zu interpretierten versuchten. Man kann es demokratisch nennen oder nicht: Das Ergebnis der Abstimmung um den Kita-Standort am Bad ist jedenfalls nicht das Resultat ehrlicher Meinungsäußerungen aller Abgeordneten. Deren zehn fanden sich auf CDU-Seite, neun Volksvertreter saßen in der Opposition und die Stimme des Bürgermeisters hätte mithin das Zünglein an der Waage sein können. War es aber nicht.

Letztendlich wurde die Standortentscheidung für die Kita am Bad mit 9 Nein-Stimmen, 7 Ja-Stimmen und 4 Enthaltungen wieder in die Tonne getreten.

Aber was war das für eine Mathematik, wenn es bei zehn Christdemokraten, aus deren Reihen Minuten vorher verlautbart wurde, dass man hinter der Standortentscheidung am Bad stehe, nur maximal sieben von zehn Ja-Stimmen gab? Und wie seltsam ist dieser Umstand vor dem Hintergrund, dass von der Fraktion der LINKEN kurz vorher eine geheime Abstimmung gefordert und diese durch vier Stimmenthaltungen der CDU dann auch möglich gemacht wurde?

Ein missgünstiger Geist könnte aus dieser Konstellation den Schluss ziehen, dass die LINKE den Weg für abtrünnige Christdemokraten geebnet hat, damit diese in der folgenden Abstimmung die Lager wechseln und dem Gegenüber mal eben unbeobachtet unter die Arme greifen konnten.

Natürlich ist es nicht auszuschließen, dass diese Abstimmungen und deren Ausgänge das Ergebnis einer Aneinanderreihung vieler Umstände und Zufälle ist. Ebenso besteht allerdings die Möglichkeit, dass zumindest einige Glieder dieser Kette nicht unbewusst zusammengefügt wurden.

Wenn dem so ist, dann ist das Strickmuster so genial gezeichnet, dass die Zahl möglicher Urheber begrenzt ist. Es gibt nicht viele Leute am Ratstisch, die in der Lage sind, die Gleichung 10+1-9 so zu organisieren, dass das Ergebnis negativ ausfällt und trotzdem richtig ist. Da brauchts Erfahrung und zuverlässige Wegbegleiter.

Aber das sind sicher nur haltlose Verschwörungstheorien, die aus dem seltsam glücklichen Umstand geboren wurden, dass so manch Abgeordneter sich vorab nachhaltig und konsequent für den Standort am Bad aussprechen konnte, ohne hinterher das Gesicht zu verlieren, wenn es dann doch anders kommt.

Manchmal gibt’s wirklich solche Zufälle. Dann heißt die Gleichung eben 10 – x = 7. X ist dann zwar drei, aber welche drei von 10 sind es? Schraps hat den Hut verloren, Vier hat ihn. Vier hat ihn nicht, Acht hat ihn. Acht hat ihn nicht, Drei hat ihn …

Das Spiel geht gewöhnlich so lange, bis sich mal einer verquatscht.

 

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