Neues aus der vierten Etage: Warum Planerfüllung allein nicht reicht

Und wenn du denkst, es geht nichts mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her. So geschehen am Donnerstag, als sich die Lallendorfer Duma zum zweiten Teil des Blockbusters „Neues aus der vierten Etage“ traf. Noch gelähmt vom zwei Wochen alten Trailer wollte es kein MN-Insasse auf sich nehmen, in den kommunalpolitischen Olymp aufzusteigen. Doch Glückes Geschick: Ein der Schrift und Sprache kundiger Markranstädter hatte etwas Lebenszeit für das Event geopfert und bot uns seine in Prosa gefassten Erkenntnisse aus der Veranstaltung an. Unter dem Decknamen Percy ist es dem Volkskorrespondenten gelungen, das Spektakel in nicht für möglich gehaltender Kürze zusammenzufassen.

Als Höhepunkt der Stadtratssitzung am 12. September wurde in der vierten Etage der zweite Akt des Lustspiels aufgeführt.

Schnell wurde dem Publikum aber klar, dass es sich bei der Aufführung eher um ein Keine-Lust-Spiel handelt.

Die Bürgermeisterin ist gehindert, im Stadtrat zu sitzen, obwohl sie sich dort hat hineinwählen lassen, weil sie Bürgermeisterin ist. Das festzustellen hatte die Mehrheit des Stadtrates, angeführt von der CDU, schon einmal in der Sitzung am 27. August abgelehnt.

Dem Widerspruch widersprochen

Inzwischen gab es dagegen von Seiten der Stadtverwaltung zwar einen Widerspruch, aber keine Lust ist eben keine Lust, daran änderte auch das neue elektronische Abstimmungsgerät nichts. Zwölf gegen sechs – erneute Ablehnung, obwohl der Stadtrat von Gesetzes wegen nur hätte zustimmen dürfen.

Das wäre doch keine Demokratie nicht, wenn Stadträte nur so abstimmen würden, wie sie dürften, rebellierte Ex-Bürgermeister Spiske auf Seiten der CDU. Freie Wähler, so der Gründer des Vereins, eierten ja inzwischen sogar schon bei Landtagswahlen rum mit dem Wahlergebnis.

Hilfslieferung aus dem Landratsamt erwartet

Wie dem auch sei: Der dritte Akt des unlustigen Lustspiels wird nun wohl unter der Regie der Kommunalaufsicht aufgeführt. Das Drehbuch mit 21 grünen Ja-Karten ist unter dem Titel „Sächsische Gemeindeordnung“ längst gedruckt.

Und doch war es nicht die letzte Diskussion an diesem Abend. Redebedarf gab es auch zum „Lärmaktionsplan“, der im Gegensatz zu seiner Überschrift gar keine Lärmaktionen vorsieht. Ein deftiges Rammstein-Konzert in Markranstädt ?

Denkste Puppe: Es geht um das Gegenteil. Als Neue im Stadtrat stand Lydia Ramm (Grüne) die Frage durchaus zu, was es denn mit dem bisherigen Plan auf sich habe und ob dieser vielleicht gar schon erfüllt sei?

Die Sache mit der Planerfüllung

Allein die wenigen noch mit dem Gemeinschaftsempfang der aktuellen Kamera gestählten Stadträte ahnten bereits im Vorfeld, dass es auf Planerfüllung allein längst nicht ankommt.

Jugendprojekte im Soll

In diesem Sinne ging dann auch das Restprogramm des Abends so reibungslos über die Bühne wie einst in der Volkskammer. Das Stadtbad wird gebaut, die Kita am See ebenfalls und bis zum 27. September könnte auch in der Kita am Weißbachweg die Wiedereinweihung stattfinden.

So denn der Plan erfüllt wird.

19 Kommentare

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    • Wanderer auf 5. Oktober 2024 bei 10:55
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    Wunderbar zu lesen – erst recht das, wie sich alle aufregen. Doch Markranst bleibt sich treu: Nach jeder Wahl steht jemand auf der Bremse und blockiert. Rechthaberei hin und her. Vielleicht braucht es weniger Juristen, dafür gute Therapeuten, die helfen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Meinetwegen auch in die Pedale zu treten. Wenn das mit Motor und Getriebe schon nicht mehr klappt.

    1. Wer regt sich denn auf? Im Grunde genommen sind alle froh, dass es ist wie es ist. Jeden Monat ein Kessel Buntes…

    • hani auf 17. September 2024 bei 9:20
    • Antworten

    Das ist ja äußerst bedenklich mit Ihnen, wenn Sie unsere junge engagierte Bürgermeisterin mit dem neuen Oldie im Stadtrat verwechseln.

    • hani auf 15. September 2024 bei 19:55
    • Antworten

    Richtig erkannt, Stadtratsmitglieder entscheiden auf der Grundlage von Gesetzen zum Wohle der Stadt.
    Es wurde niemand zum „Stadtdiktator “ gewählt, der alles so regeln kann wie er lustig ist. Das sollte man auch nach dem 3. Wechsel des Parteibuches als „Oldie“ erkannt haben und wissen warum man Stadtratsmitglied wird.
    Man könnte auf den Gedanken kommen, dass dies zur Sicherstellung der Privatebene dient.
    Früher nannten wir das Wendehals.
    Verwaltung und Stadtrat sollten wie Motor und Getriebe funktionieren, nur wenn beides rund läuft, wird es zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger der Stadt in der Entwicklung voran gehen.

    1. Jetzt übertreiben Sie aber. So alt ist Frau Stitterich noch gar nicht, dass sie schon dreimal ihr Parteibuch hätte wechseln können.

      • Mitdenkerin auf 16. September 2024 bei 11:53
      • Antworten

      Interessante Theorie, Hani. „Das Problem beim Katz-und-Maus-Spiel ist, zu wissen, wer die Katze und wer die Maus ist“ (Zitat aus „Jagd auf Roter Oktober“). Im Fall der Verwaltung und des Stadtrats stehe ich nun vor der Frage: Wer ist aus Ihrer Sicht der Motor und wer das Getriebe?

        • Leser Nr. ? auf 17. September 2024 bei 11:01
        • Antworten

        Wichtig wäre auch zu wissen, wer der Sand im Getriebe ist.
        Und, ob der Sand wichtig ist oder den Motor beschädigt?

        1. Beides bekommt man mit einem 18er Putzlappen wegpoliert. Man muss nur aufpassen, dass man dabei nicht die Zwischengasbeleuchtung beschädigt.

      • Dr. Snuggels auf 17. September 2024 bei 14:19
      • Antworten

      Die Metapher mit Motor und Getriebe finde ich gut. Wenn der „Motor“ aber immer nur seine Rechte einfordert, um Vorteile zu erlangen wird das Fahrzeug (Das ist die Gemeinde) nicht vorankommen.

      Und das die schwarzen Herren – die gefühlt schon alt waren, als die Mauer noch jung war- bei dieser Geschichte sinnlosen Widerstand leisten, finde ich gut: Den es wird drüber gesprochen – wir sind nun schon bei 17 Kommentaren. Ist doch mal was.

    • Samoht auf 15. September 2024 bei 14:30
    • Antworten

    In den Diskussionen beschleicht mich das Gefühl, dass in Markranstädt die Meinung verbreitet ist, CDU & Co. würden der Bürgermeisterin aus Trotz und Gnatz die Abgabe ihres Stadtratsmandats versagen wollen. Typisch deutsche Sichtweise, alles immer nur negativ zu sehen. Als gebürtiger Optimist will ich den Vorgang aber positiv betrachten und lade dazu ein, es mir gleichzutun. Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrheit der Stadträte das wahre Potenzial der Bürgermeisterin endlich erkannt hat und deshalb auf diese progressive Kraft in seinen Reihen keinesfalls verzichten will. Wir brauchen Menschen wie Nadine Stitterich in unserem Stadtrat und deshalb ist es nachvollziehbar, dass man um sie kämpft. Außerdem erfüllt der Stadtrat mit seinem Abstimmungsverhalten den Willen der Wähler, die ihr immerhin 2536 Stimmen gegeben haben. Daran kann nichts, aber auch gar nichts falsch sein. Ich bin stolz auf diese Volksvertretung, die den Willen der Wähler respektiert.

    1. Na endlich mal einer, der die Sache aus der richtigen Perspektive sieht und dem Leben Optimismus abtrotzt. Sie sind kein Markranstädter, gelle?

    • Mischer auf 15. September 2024 bei 14:14
    • Antworten

    Man meint ja, der Stadtrat bestimmt die Geschicke der Stadt! Weit gefehlt! Obwohl vom Gesetzgeber aufgefordert zu befinden und abzustimmen, wird gleichzeitig vom Justitiar der Stadt suggeriert, es gebe qua Gesetz keinen Entscheidungsspielraum. Trotzdem ist man eben nicht drum herum gekommen, diese heiße Kartoffel wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Weil es offensichtlich doch einen Spielraum gibt?!
    Die meisten Stadträte lassen sich gerade nicht die Butter vom Brot nehmen. Respekt! Das ist gut für die politische Kultur im speziellen und im allgemeinen. Und ich hoffe, das ziehen sie durch.., durch alle Instanzen. Glück auf!

    1. Spielraum … da bekommt der Begriff doch gleich eine ganz neue Dimension. Früher sagte man Kinderzimmer dazu, nur dass da mit Lego-Steinen oder einem Spekulum aus Knete hantiert wurde. Heute werden Abstimmungsübungen durchgeführt und zwar so lange, bis das Ergebnis stimmt. Gerade deshalb wird die Zeit aber leider nicht reichen, um durch alle Instanzen zu gehen. Wenn sich nicht bald was ändert, ist zu befürchten, dass am Ende des Rechtsweges inzwischen schon wieder der Volksgerichtshof thront.

    • Pieps auf 15. September 2024 bei 13:32
    • Antworten

    Ach was für ein Chaos, die klare Linie muss nun das Landratsamt einleiten, obwohl die Mehrheit des Stadtrats entschieden hat. Vielleicht löst dann die Aufsicht auch die Stelle Beigeordnete/r! Man ist gespannt bei der Entwicklung und der demokratischen Entscheidung. Lärm machen die Grünen wahrscheinlich nicht, weil davon auszugehen ist, dass sie immer nur in die Pedalen treten und Konsum in den heimischen Hofläden erwerben, oder wie geht das? Planerfüllung plus und minus immer gleich im Haushalt? Wer flunkert denn da am meisten!

    1. Falsch, falsch, falsch! Die Mehrheit des Stadtrates hat nicht entschieden, sondern nur ihre Hände gehoben in der fälschlichen Annahme, etwas entscheiden zu dürfen. Die sind offenbar dem gleichen Denkfehler erlegen wie Sie und der Rest des niederen, unwissenden Volkes, das noch immer der Meinung ist, diese Form der Entscheidungsfindung 1989 abgeschafft zu haben. Aber Demokratie funktioniert nun mal nicht, wenn jeder einfach so abstimmen kann, wie es ihm sein Gewissen gebietet.

    • Percys Mutti auf 15. September 2024 bei 13:20
    • Antworten

    Ja, mach nur einen Plan und sei ein großes Licht. Mach einen zweiten Plan, gehen tun sie beide nicht. Brecht

    1. Mit der Planwirtschaft verhält es sich wie mit einer gewaltigen Dampflokomotive: Rund 90 Prozent des Kesseldrucks werden zum Tuten verbraucht.

    • Bekannt auf 15. September 2024 bei 9:21
    • Antworten

    Plansoll als Zugangscode. Ich habe es aus althergebrachter Abneigung kaum in die Tastatur bekommen. Mit so nem uralt Slogan aus vergangenen Zeiten und dem Leben davor können nur ältere Semester etwas anfangen. So bekommen wir die Jakedumas nicht als MN-Leser integriert. Auch wenn da das Wörtchen ‚Duma‘ anderes suggeriert.
    Kompliment an Percy. Tapfer, sich die SRS live anzusehen und mutig, dass Erlebte für uns in so kurzer Form aufzubereiten. Ich schlage Percy für eine Neuererprämie vor.

    1. Vorsicht mit der Verteilung von Lorbeeren. Schon so manch tapfererm Tschekisten ist zu viel der Ehre zu Kopf gestiegen und mündete in einem Ausreiseantrag. Ein Orden ohne Geldprämie muss reichen.

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