Einladung zu einem Pressegespräch an den Kulki. Auf dem Weg dahin stößt man automatisch auf ein gemeinsames Merkmal gastronomischer Einrichtungen, dessen Sinn sich weder dem durstigen Wanderer noch dem weitgereisten Fahrensmann erschließt: Die Namen klingen zwar wie Wegweiser, aber wenn man sie liest, ist man schon da. Zur Eiche, Zur Linde, Zur alten Sandgrube… Auch am Westufer des Kulkwitzer Sees hat sich diese Tradition etabliert. Wer dort auf das Schild „Ab ans Ufer“ stößt, steht quasi schon direkt am Wasser. Aber vielleicht braucht’s dort künftig gar keines solchen Hinweises mehr? Der Name der Lokalität ist ohnehin weit bekannt und was dort jetzt entstehen soll, ist selbst Aushängeschild und Wegweiser genug. Aber der Reihe nach.
Der Gründungsmythos des „Ab ans Ufer“ ist zwar eine freie Erfindung völlig überhopfter Gäste, aber er klingt so schön und unterhaltsam, dass er sich in der Markranstädter Gerüchteküche hartnäckig hält.
Angeblich gabs vor vielen Jahren, als der Regenbogen in Markranstädt noch schwarz-weiß kam, in der benachbarten H4-Lagune mal eine ausufernde Party. Viel Durst und gute Laune sorgten für so prächtige Stimmung, dass bald auch der Hunger kam und der Grill angeworfen wurde.
Dieses Ansinnen soll jedoch zu einem tragischen Ende geführt haben. Grillen am FKK-Strand, das ist keine gute Idee. „Da legst du zehn Würste auf, trinkst nur mal einen Schluck Bier oder wirst kurz von den Herzkranzgefäßen einer Braut abgelenkt und plötzlich liegen da elf auf dem Rost“, erinnert sich Brandopfer Martin Kohlstengel.
Besuchermagnet
Egal wie es sich wirklich zugetragen hat: Wahr ist, dass es das „Ab ans Ufer“ nun schon seit zehn Jahren gibt und das Domizil inzwischen weit mehr ist als ein Versorgungsstützpunkt für Strandbesucher mit Mittagstisch, Catering und Erfrischungsgetränken.
Hier kann man Wasserfahrzeuge aller Art ausleihen, Schulen finden ergänzende erlebnispädagogische Ganztagsangebote, Familienfeiern werden ebenso ausgerichtet wie Teambuilding-Kurse von Firmen und natürlich kann man im Ufer-Ambiente auch einfach nur abchillen.
Den endgültigen Durchbruch schafften die Betreiber Stephan Riedel und David Weide im vergangenen Corona-Sommer. Als Deutschlands Kulturszene bereits am Runterfahren war, holten sie die Leuchttürme der zugenagelten Leipziger Kabarettbühnen an den Kulki.
Eine mutige Entscheidung und eine Win-Win-Situation für alle. Die Satiriker aus der Lachmessestadt hatten endlich mal wieder Aufträge, das Markranstädter Publikum ein paar wertvolle Stunden fröhlicher Abwechslung vor der nächsten Corona-Welle und das „Ab ans Ufer“ ist seither sogar in Leipzig eine kulturelle Hausnummer.
Kultur auf der Seebühne
Nur bei der Sache mit den Bratwürsten muss der Gast nach wie vor kreativ sein. Im „Ab ans Ufer“ gibt’s ausschließlich vegetarische Bio-Kost. Allerdings ist das technische Equipment für die thermische Weiterverarbeitung von Resten toter Tiere vorhanden. Wer will, kann das nutzen und sich seine mitgebrachten fleischlichen Genüsse selber grillen. Zu Risiken und Nebenwirkung hören Sie auf die Gründungslegende und lauschen Sie der Gerüchteküche.
Nun aber soll der nächste Schritt folgen und deshalb wandten sich die beiden Betreiber mit brandneuen Exklusiv-Informationen ans MN-Team. „Am 1. Mai schreiben wir quasi 10 Jahre ‚Ab ans Ufer’“, frohlockt Stephan Riedel. „Eigentlich der richtige Moment um der Welt nicht nur zu zeigen, was bisher entstanden ist, sondern wohin die Reise geht.“
David Weide zeigt auf eine Zeichnung und erklärt: „Wir möchten unser Angebot ganzjährig ausbauen. Ein täglich geöffnetes Cafe´ mit 93 qm Gastraum, zusätzlich der Sommerverkauf mit den drei Fenstern, sozusagen als Wiedererkennungseffekt für unsere Kunden.“ Auch eine zentrale Küche soll das neue Gebäude beherbergen, um die Kunden im Café sowie außerhalb zu bedienen.
„Endlich mal Lagermöglichkeiten, ein Büro und ein Multifunktionsraum, wo gerne mal Yoga stattfinden oder ein Seminar abgehalten werden kann“, schwelgt Riedel schon in der Zukunft. Auch Räume für Mitarbeiter, Duschen und Heizung sind auf den 35 mal 10 Metern Gebäudegrundfläche vorgesehen.
Eigentlich hätte es schon längst damit losgehen sollen, aber wie das so ist, steckt der Teufel oft im Detail. „Wir brauchen jetzt nur noch die Zustimmung zur Nutzung des Knotenpunktes der Abwasserdruckleitung“, weiß David Weide und Riedel ergänzt, dass theoretisch schon am 1. April mit den erforderlichen Erschließungsarbeiten begonnen werden könne.
Planungen stehen schon
Erst wenn diese abgeschlossen seien, könne der Bauantrag für das Gebäude eingereicht werden, sagt Riedel. Unabhängig vom gesetzlich vorgeschriebenen Prozedere haben die beiden Betreiber zusammen mit erfahrenen Planern bereits eine Lösung entwickelt.
Voilá: Für die Weltöffentlichkeit exklusiv in den Markranstädter Nachtschichten schon mal ein Blick auf das geplante „Ab ans Ufer“! Von außen (siehe Titelbild) und hier noch mal von innen:
20 Kommentare
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Wenn die neue Bürgermeisterin fast als erste Amtshandlung, den Pachtvertrag mit den Beginnern vom „Ab ans Ufer „ nicht verlängern will, dann sägt sie gleich an ihrem Ast, auf dem sie sich eigentlich einrichten wollte. Für so eine Oase und Initiative regional einzutreten, lohnt es sich , den Bürgerkampf wieder aufzunehmen.!
Medaillen haben zwei Seiten, EddiKonstatin. Die hier sogar drei oder eher vier. Also: Erst alle Prägungen angucken und danach zubeißen. Sieh das aber bitte nicht als Vorwurf. Da man den homo marcransis auch nur eine Seite der Medaille sehen lässt, steht er da und kann nicht anders.
Zehn Jahre Erfolgsgeschichte klingt sehr schön. Genauso lange hat es die Stadt auch verbummelt z.B. öffentliche Toiletten zu bauen. Alles wurde zerredet.
Kaum habt ihr die Lobhudelei geschrieben kann man aus der heutigen LVZ erfahren, dass die Stadt schon wieder mit dem „Zerreden“ beginnt und die Macher von „Ab ans Ufer“ rauswerfen will, sprich die Stadt will den bestehenden Erbpachtvertrag für das Grundstück kündigen.
Vielleicht hat die Stadt vor, ein eigenes Bauwerk zu errichten und sieht im geplanten Neubau unliebsame Nachbarn. Zumindest kann man im Internet schon einen Entwurf für ein „SEEHAUS, Markranstädt – Bistro . Veranstaltung . Konferenz“ entdecken (https://www.sgv.gmbh/investment-projekte/).
Ich bin sehr dafür, dass der Neubau für „Ab ans Ufer“ realisiert wird. Es wird nicht nur eine Fressbude. Da hängt mehr dran. Das habt ihr ja ausführlich beschrieben.
Niemand hat hier die Absicht, ein eigenes Bauwerk zu errichten!
Das ist das Lustige am Netz. Es kann jeder einfach mitteilen was er wo bauen will, egal ob es ihm gehört, jemals gehören wird oder auch nur der Eigentümer eine Ahnung davon hat, dass einer was machen will. Gerade bei dieser Grundbesitzgesellschaft scheint es üblich zu sein, mit Luftnummern zu brillieren.
Auch wenn ich mich für Ab ans Ufer sehr freuen würde, wenn sie weiter machen können, ist für mich klar: genauso geht’s nicht weiter (Küche, Toilette) und bitte auch keinesfalls den Schnellsch… verwirklichen. Das ist hoffentlich nur eine Trotzreaktion auf den Buschfunk und verschwindet schnell wieder im Reisswolf. Diese fantastischen Stelle ruft nach etwas Sensiblen, genauso wie Ihr seid Jungs!
Es kann jeder einfach mitteilen was er wo bauen will, egal ob es ihm gehört, jemals gehören wird oder auch nur der Eigentümer eine Ahnung davon hat, dass einer was machen will.
Ähm … also … nur mal so der Form halber: Es geht hier ums „Ab ans Ufer“. Zum Protonentherapiezentrum kommen wir später.
Die Worte haben wir doch schon mal gehört (https://www.youtube.com/watch?v=jLhYIqiJlEA).
Und dann …!
… dann kam das mit „nach meiner Kenntnis ist das … sofort … unverzüglich“. Aber dazwischen kam noch „Shugar Baby Love“ von den Rubettes.
Moin Moin Jungs!
Das wird ne ganz feine Sache! Schön, dass ich ein bisschen beisteuern kann. Bei euch zu spielen, ist grandios. Freu mich schon die Termine 2022 auf neuem Boden in alter Frische!
Euer Ralf Bärwolff von den academixern!
Und noch feiner ist die Sache, dass Markranstädter Lokalsatire sogar im Academixer-Keller gelesen wird. Aber verständlich: Ihr wollt schließlich auch mal was zu lachen haben.
Freu mich weiter auf ungestörtes Chillen dort im „Ab ans Ufer“ zu jeder Zeit und hoffe, dass die beiden Jungs nicht ihre Unschuld verlieren und auch einem Bebauungswahn verfallen.
Und ich freue mich schon auf das nächste Schachspiel im Grünen – aber beachte, ich bin dran mit Gewinnen.
Autor
Herausforderung angenommen! Wir kommen auf Sie zu. Aber Sie wissen schon, dass Bobby Fisher dem Boris Spasski mal aufs Schachbrett gepieselt haben soll? Also wenn, dann spielen wir fair, okay?
Die Aussichten sind nach wie vor schlecht, alles erstickt im Keim.
LG
Der Sarkasmus hat gesiegt.
Lieber Sarkasmus als gar keinen.
Was ist schlecht daran, dass alles im Keim erstickt? Da brauchen wir keine Impfungen mehr.
Da geh‘ ich mal hin!
Freu‘ mich auf die Saison, auf Sommer und Sonne, so was gehört dazu…..
Ja, ja … und dann rummeckern, dass unter den Bäumen alle Plätze im Schatten belegt sind.
Das sind ja tolle Aussichten und ich kann nur hoffen, dass der Traum bald Wirklichkeit wird. Viel Glück, ich freu mich bald auf eine Einkehr im Winter!
Vegane Weihnachtsgans?