Ökologisches Lichtkonzept in der Albertstraße gescheitert

Wenn Sie am heutigen Mittwoch einen Kabelmesswagen der Mitnetz durch die Albertstraße rollen sehen, dann wissen Sie Bescheid. Nach einem rund vierwöchigen Probelauf des Lichtkonzeptes „Greta 2020“ im hinteren Bereich zwischen Hordis- und Lausener Straße (siehe Titelfoto) soll dort die Straßenbeleuchtung jetzt wieder auf „normal“ umgeschaltet werden. Aber das ist gar nicht so einfach.

Bereits die klammheimliche Einführung dieses klimaneutralen Pilotprojektes war ein Geniestreich. Als Folge eines Zwischenfalls bei Bauarbeiten in der Albertstraße getarnt, hat man die Bevölkerung quasi schleichend an die noch dunkleren Nächte herangeführt. Diese Strategie hat schon bei den Benzinpreisen bestens funktioniert.

In den Schubladen der zuständigen Öko-Ingenieure lagen sogar fertige Maßnahmepläne für den Fall, dass die Bevölkerung trotzdem was mitbekommt und sich beschwert. Da heißt es unter anderem: „Mitleidig Kopf schütteln und auf Herbst hinweisen (dunkle Jahreszeit). Mit Klimawandel argumentieren (Nächte werden immer dunkler)!“

Schon nach nur zwei Wochen hatte der Lallendorfer Volksmund für den Bereich der Albertstraße zwischen Hordis- und Lausener Straße den Begriff „Viertel der Lichtscheuen“ entkalbt. Das zog natürlich eben jenen Kulturkreis nachhaltig an und so kam es auch immer mal wieder zu mannigfaltigen Konflikten dieser Ethnie mit fremdem Eigentum in noch fremderen Kellern.

Einzig die Stadt und damit der Gemeinnutz profitierten von diesem zukunftsweisenden Beleuchtungskonzept für den öffentlichen Raum. Die Energieeffizienzklasse der gesamten Anlage wird mit AAA+++ angegeben. „Faktisch kein Stromverbrauch“, sagt der Hersteller. Und vor allem auch keine Installations- und Wartungskosten.

Dafür aber völlig natürliches, auf die aktuelle Tageszeit individuell abgestimmtes Licht aus regenerativen Quellen unserer Umwelt. Leider sind unsere von den Errungenschaften der Zivilisation ermüdeten Augen nur noch bedingt in der Lage, in einer optisch derart entschleunigten Umgebung auch nur geringste Differenzen von Kontrasten wahrzunehmen.

Nachdem erste Anwohner nach Einbruch der Dämmerung frontal gegen Bäume und Laternenpfähle gelaufen sind und andere in den Morgenstunden ihr eigenes Auto am Straßenrand nicht mehr wiedergefunden haben, sollte die Beleuchtungsanlage nun wieder auf „normal“ umgestellt werden. Aber das erweist sich als gar nicht so einfach.

Inzwischen sind rund vier Wochen ins Land gegangen. Vier Wochen, in denen der Netzbetreiber vergessen hat, wo sich die Kontakte befinden, die dazu umgeklemmt werden müssen. Und so macht sich die Mitnetz heute per Kabelmesswagen auf die Suche. Kann eine Weile dauern, aber zumindest am Ende des Tunnels der Albertstraße ist damit wieder Licht.

Schade, man hatte sich gerade so schön dran gewöhnt. Nicht mal, wenn man rattendicht auf allen Vieren aus dem „Ast“ gekrochen kam, konnte man gesehen werden. Und wenn ein unterversorgter Ehemann mal schnell zu seinem weiblichen Pendant auf der anderen Straßenseite gehuscht ist, bekam das die eigene Frau auch nicht mit.

Man kann derweil nur ahnen, was passieren wird, wenn da plötzlich wieder das Licht angeht. Von einer plötzlich hereinbrechenden Supernova inspiriert, beginnt die heimische Vogelwelt in den Vorgärten ebenso instinktiv wie verwirrt mit dem Nestbau. Vorbei ist’s dann leider auch mit der heimlichen Hymne: „Wenn abends alle Sterne funkeln, sitzt nur in Markranst man im Dunkeln…“

 

3 Kommentare

    • Paule auf 24. Oktober 2019 bei 12:41
    • Antworten

    Ihr habt doch angefangen ;-), nicht ich

    Finde Eure Beiträge klasse, und nachts,
    nach gutem ausgefallenen Sex im Dunkeln und dem Studium der DIN EN 1302 danach, da kann man Euer Zeugs echt lesen 🙂

  1. In der EU ist das nächtliche Betreiben der Strassenbeleuchtung in der Tat in der DIN EN 13201 geregelt.

    Die Entscheidung, die Straßenbeleuchtung nachts zu betreiben, bzw. nachts teils oder ganz abzuschalten liegt demnach als Selbstverwaltungsangelegenheit im Ermessen der Kommune.

    Wohl bemerkt nachts! Die Strassenbeleuchtung tagsüber abzuschalten ist noch immer gesetzeswidrig.
    Verschiedene Gesetzesvorlagen, die Sonne tagaüber wenigstens zu dimmen, konnten bisher nicht mit einer Mehrheit verabschiedet werden.
    Man sei sich nicht einig, ob das teilweise Dimmen oder gar ganzheitliche Abschalten der Sonne tagsüber in den Zuständigkeitsbereich von EU, Land oder Kommune fiele.
    Hier könnte man der Erderwärmung tatsächlich Einhalt gebieten, doch der EU-Amtsschimmel befasst sich seit Jahren lieber mit dem Brexit.
    Dabei gehe es dabei im Land von Jack The Ripper genau darum, um die Selbstbestimmung des einzelnen Landes, das Licht z.B. in Londons Strassen wieder nach eigenem Fetisch an- oder abzuschalten und endlich wieder, ob Tag oder Nacht, den Mantel der Dunkelheit über die Machenschaften der Energiekonzerne legen zu können …. nee Leute, das geht jetzt zu weit, ihr deckt ja hier soeben mit der Beleuchtungssituation in Markranstädt’s Hordisstrasse eine Weltverschwörung auf!

    1. Ähm … ja!

      Und was sagen die Lobbyisten der Dessous-Hersteller dazu? Und überhaupt: Können Sie uns nicht mal was von dem Zeug rüberschicken, mit dem Sie Ihr Bewusstsein so erweitern, dass es zum Ausfluss derart weitreichender Gedanken kommt? 🙂 🙂 🙂

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