Ook bi Schietwedder, jo Ostfrees is bereet!

Am 20. September wählt Markranstädt ein neues Stadtoberhaupt. Alle drei Kandidaten haben sich freiwillig an den satirischen Lügendetektor anschließen lassen. Was sie vorher nicht wussten: Wir haben das Gerät mit dem örtlichen Drehstromnetz verbunden und ihnen so lange 380 Volt Humor durch die Adern gejagt, bis sie über ihre Idee zur Kandidatur selber lachen mussten. Bevor die Verhörprotokolle einem Whistleblower in die Hände fallen, veröffentlichen wir sie an dieser Stelle lieber gleich selber.

Heute: Amtsinhaber Jens Spiske

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Es gibt Leute, denen wird Selbstverliebtheit vorgeworfen, weil sie im Internet nach sich googeln. Wie ist es bei Ihnen: Sind Sie so eitel, dass Sie sich am 20. September selber wählen?

Ich würde mich selbstverständlich selber wählen. Warum? Weil ich´s kann. Aber vielleicht wähle ich auch, bärig wie ich bin, eine junge, gutaussehende Frau? Wer weiß…!?

Vor Gericht werden viele schräge Dinge oft damit erklärt, dass der Delinquent eine schwere Kindheit hatte. Was muss einem Menschen widerfahren, dass er Bürgermeister werden will?

Schwere Kindheit, Mangelwirtschaft oder Ähnliches hatten wir im goldenen Westen nicht. Ganz im Gegenteil: Ständig Westkaffee und -schokolade, also jeden Tag Westpaket, lange Haare, Beatmusik, das ist schon paradiesisch.

Genau diese sorgenfreie Kindheit ermöglicht es mir, in selbstloser Weise weitere sieben Jahre Leiden als Bürgermeister auf mich zu nehmen. Sozusagen als Ausgleich.

Bei ihren Vorstellungen geben die Kandidaten gern ihren Familienstand an. Ist es von Vorteil, wenn man verheiratet ist oder geht’s nur darum, durch das automatische Vorhandensein einer Schwiegermutter in Sachen Mitleid zu punkten?

Mit meiner Schwiegermutter habe ich keine Probleme. Wir gehen uns aus dem Weg. Aber im Ernst: Für mich bedeutet eine Ehe Beständigkeit, Ernsthaftigkeit und Bodenhaftung. Alles wichtige Punkte in meinem Leben, gerade oder trotz Schwiegermutter.

Apropos Ehe: Was tun Sie, wenn rauskommt, dass Ihre Frau einen Anderen gewählt hat?

Wie sollte das rauskommen? Durch die zahlreichen, schwungvollen Wahlbeobachter? Nee, ich bin mir sicher, dass meine Frau dort das Kreuz macht, wo Sie sicher ist, das sei das Beste für unsere Stadt. Außerdem gilt bei uns der Fraktionszwang!

In der Kernstadt ist vor allem nachts zunehmend optimistische Stimmung zu vernehmen.

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Böse Zungen behaupten, das läge an den billigen Drogen und fordern vom neuen Stadtoberhaupt, die Preise endlich ans West-Niveau anzupassen. Haben Sie eine bessere Idee?

Abgesehen davon, dass das Thema viel zu ernst ist, um damit Scherze zu machen, reicht es nicht aus, die Preise anzuheben. Die angesprochene Thematik ist kein alleiniges Problem Markranstädts, sondern ein gesellschaftliches. Hier sind wir alle gefordert. Eine Patentlösung habe ich allerdings auch nicht. Vielleicht sollte ich es ja selbst einmal mit bewusstseinserweiternden Drogen probieren? Nee, lieber nicht!

Weil wir gerade dabei sind: Alle drei Kandidaten wohnen auf dem Lande und damit ziemlich weit weg von der Realität. Was wissen Sie über das Nachtleben in der Kernstadt?

Den größten Teil meiner Amtszeit habe ich in der Kernstadt gewohnt. Zunächst im Lerchenweg, in der Karlstraße und zuletzt in der Parkstraße. Mir ist das „Nachtleben“ in Markranstädt wohl bekannt. Aber sogar in Altranstädt, früher mal Großlehna II genannt, holt einen die Realität, ja sogar das Nachtleben, oft genug ein.

In der Stadtverwaltung sind mehr als doppelt so viele Frauen beschäftigt wie Männer und auch der Umgang mit den Minderheiten (Beispiel: Anzahl der Männertoiletten) ist geradezu menschenverachtend. Von der Schkeuditzer Straße aus können völlig unbeteiligte Passanten sogar sehen, wenn sich ein Mann im grünen Salon am Sack kratzt. Wie wollen Sie das ändern?

Nö, ich will das gar nicht ändern. das eine nennt sich Transparenz und das andere halten wir Männer gerne aus. Und wen juckt´s, wenn sich im Grünen Salon ein Mann am genannten Körperteil kratzt? Höchstens den, der sich kratzt. Um das zu sehen, muss man auf der Straße schon ziemlich den Kopp in den Nacken werfen. Hab ich in dem Zusammenhang noch nicht erlebt.

Sind Sie sicher, dass niemand Sie im Wahlkampf wegen Ihrer Vergangenheit zu Fall bringen kann?

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Sie hätten jetzt noch die Chance, sich zu erklären. Also: Haben Sie jemals in Ihrem Leben „Neger“ gesagt, einer Frau auf die Brüste geschaut oder war Ihr Opa vielleicht mal im Auslandseinsatz? Immer raus damit, wir alle müssen uns unserer Vergangenheit stellen.

Ich muss zugeben, manchmal ertappe ich mich dabei, Schaumküsse noch „Mohrenköpfe“ zu nennen. Ich bitte um Verzeihung dafür. Tatsächlich verharre ich oft in einem klassischen Mann/Frau Verständnis. So habe ich mich immer geweigert, schwanger zu werden (erfolgreich) und im Geburtsvorbereitungskurs Presswehen (ebenfalls erfolgreich) zu simulieren.

Mal angenommen, Sie werden nicht gewählt: Dann müssten Sie danach wieder richtig arbeiten gehen. Meist werden abgewählte Amtsinhaber bis zur Rente in irgendwelchen Zweckverbänden geparkt. Auf welche Wiedereingliederungshilfen können Sie im Fall der Fälle hoffen?

Also bitte keine Horrorszenarien! Vor meiner Bürgermeisterzeit war ich beim Bund Arzt und werde auch dorthin wieder zurückgehen können. Dort habe ich geschworen „Treu zu dienen“. Von Arbeiten war da nie die Rede.

Sie haben einen friesischen Migrationshintergrund, aber trotzdem nie einen Lallendorfer Sprachkurs besucht. Also mal Butter bei die Fische: Was heißt: „Ob es regnet oder schneit, euer Friese ist bereit!“ in Ihrer Landessprache?

Siehm Jahre Börschermeesder in Lallendorf sind eine hervorragende (Sprach)Schule. Bissl säggs´sch habsch gelärnd. Ganz habe ich das ostfriesische Platt nicht verlernt und so versuche ich den Spruch frei zu übersetzen: Ook bi Schietwedder, jo Ostfrees is bereet! Uff säggsch: Ob’s räschnd öder schneed, euer Frees is böreid.

Wie Sie vielleicht ahnen, ist unseren Lesern eigentlich völlig egal, was Sie bisher geantwortet haben. Wichtig sind allein der Unterhaltungswert und der Spaßfaktor. Letzte Gelegenheit für Sie, ein paar nachhaltige Punkte für den Stimmzettel zu sammeln: Fünf Zeilen für Ihren Lieblingswitz …

Kommt ein Mann beim Arzt…

 

6 Kommentare

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    • Ein aufmerksamer Bürger auf 20. August 2020 bei 17:49
    • Antworten

    Hat jetzt der Jens-Reiner die letzte Frage vergessen , ODER………………….
    ist Ihm die Luft ausgegangen, wenn er daran denkt welche Fragen und Projekte alle noch offen sind und was er als Bürgermeister alles noch hätte zu erledigen gehabt!

    Da könnte ich „als aufmerksamer Bürger“ schnell helfen, welche Versprechen der Bürgermeister Spiske nicht eingelöst hat oder einfach wie er oft so schön sagt, es sei ihm „nicht mehr erinnerlich“, d.h. er hat es einfach vergessen und nun müssen seine Nachfolger oder seine Nachfolgerin diese Aufgaben lösen!! TOLL!! Z.B. sollte „die große Toilette der Kulkwitzer See“, nach 10 Jahren endlich ersetzt werden durch ein Toiletten-Häuschen!!! ODER die durch den Bürgermeister entgangenen Parkgebühren am Kulki von mindestens 300.0 T€ pro Jahr und mehr, könnten endlich für den Aufzug am Bahnhof investiert werden, damit auch die bisher 20 % der Bürger die den Bahnhof 11 Jahre lang nicht benutzen konnten, auch mal Bahn fahren können!! ODER endlich nach sechs Jahren einstimmiger Beschlussfassung, sollte es nun möglich sein, dass die STADTMÖBEL als anerkanntes ALLEINSTELLUNGSMERKMAL DER STADT MARKRANSTÄDT, in der Leipziger Straße 20-24 als Verweilmöglichkeit für unsere Bürger, Senioren, Mütter mit Kindern montiert werden!!!
    ODER nach fünfjährigen Hinhaltens und Aussitzens durch den Bürgermeister sollte es m.E. zeitnah möglich sein, dass ein Konzept, auch das Timing und die Kosten für die verkehrsberuhigte Ertüchtigung der Priesteblicher Straße in Frankenheim endlich veröffentlicht werden! Es gibt noch VIEL, VIEL mehr offener Probleme, aber mit der Lösung dieser FÜNF, seit vielen Jahren nicht erledigter Aufgaben, wäre unser schönes Markranstädt schon viele Schritte weiter voran!!

    Ein aufmerksamer Bürger

      • Marc Ranstetter auf 21. August 2020 bei 10:24
      • Antworten

      Eigentlich ist doch unser Bürgermeister vergleichsweise nur der Vorsitzende des Gemeinderates der Deutschen Demokratischen Kommune die da Markranstädt heißt und er ist nicht einmal Mitglied oder Vorsitzender des Zentralkomitees einer Partei. Ich will damit sagen, dass es in einer echten Demokratie soviele Quertreiber gibt, dass ein Vorsitzender des Gemeindesrates einer Deutschen Demokratischen Kommune alleine gar nichts bewegen kann. Warum wird auf dem Trainer rumgehackt, wenn die Mannschaft des Rates versagt? Konkrete Quertreiber haben wir in unserer Deutschen Demokratischen Kommune zu Genüge. Viele verschiedene Parteien im Gemeinderat, die oft verschiedener Auffassung sind, Unternehmer, die auch mal ihr eigenes Süppchen vor der Haustüre kochen wollen, Jakedumas, die uns Bürgern das Leben schwer machen und wo man vom Vorsitzenden des Gemeinderates der Deutschen Demokratischen Kommune Markranstädt nicht erwarten kann, dass der sich mangels nötiger Polizeipräsenz selber und persönlich mit denen anlegt. Dann gibt es Vandalen, die nicht nur die Parkautomaten am See außer Betrieb setzen sondern auch so manche Schranke an Wirtschaftswegen, die nicht für den Individualverkehr freigegeben sind. Auch die Deutsche Bahn zählt zu den Quertreibern, weil sie es der Deutschen Demokratischen Kommune Markranstädt bei Strafe am eigenen Geldbeutel einfach verbietet, einen Aufzug am Bahnhof zu installieren. Aber zum Glück gibt es ja aufmerksame Bürger, die alles wissen, alles dokumentieren und bei passender Gelegenheit ihre gesammelten Werke als Dossier schwungvoll an die Öffentlichkeit lancieren, garniert mit der sechsten oder siebenten Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Vositzenden des Gemeinderates der Deutschen Demokratischen Kommune, die da Markranstädt heißt. Klar, man kann sich statt demokratischer Verhältnisse, wo alles etwas länger dauert, eine Diktatur wünschen und sich auch einen Bürgermeister als Diktator vorstellen. Hatten wir ja einige Jahre. Ob das aber einer Deutschen Demokratischen Kommune letztlich gut tut, muss doch mit einem Fragezeichen versehen werden. Ich freue mich darüber, dass sich meine „Pro-Kopf-Verschuldung“ in den vergangenen sieben Jahren halbiert hat.

      1. Gut Ding will Weile haben. Beim prüfenden Griff in die gähnende Leere der eigenen Hosentasche ist von der Deutschen Demokratischen Schuldenhalbierung noch nicht viel zu spüren.

    1. Hier geht es um das Große Ganze, also um Spaß – und nicht um solche Kleinigkeiten wie Klos oder Fahrstühle.

    • Ute Weigand-Münzel auf 19. August 2020 bei 12:04
    • Antworten

    Ganz große Klasse! Sowohl die Fragen als auch die Antworten! Für beide: Weiter so!

    1. Die Fragen haben’s rausgerissen, gelle?

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