Pfingsten in Lallendorf: Ochsen, Schwarze, kalter Bauer

Pfingsten steht vor der Tür. Die Zeit der Ochsen und – zumindest beim Leipziger Wave-Gothic-Treffen (WGT) – zugleich die Zeit der Gruftis. Beides also nichts, was den homo marcransis aus dem Sessel heben würde. Ochsen haben wir hier genug und Schwarze sind im Lallendorfer Straßenbild jetzt auch nicht mehr so selten, dass man deren Gegenwart gleich mit frenetischen Brunftschreien feiern müsste. Lassen Sie uns also mal schauen, was am Pfingstwochenende zwischen Zschampert und Floßgraben so los ist.

In Räpitz gehts wieder rund. Nach zwei Jahren Abstinenz wird ab heute vier Tage lang Pfingstbier gezapft. Die Legende unter den Markranstädter Volksfesten wird dabei schon zum 40. Mal zelebriert.

Wie jedes Jahr, rief das Programm auch diesmal wieder die Fraktion der Meckerer und Mäkler auf den Plan.

Den Brunftschrei der Räpitzer Pfingstburschen kann man textlich nicht beschreiben, aber das Foto gibt eine Agnung davon.

Den Brunftschrei der Räpitzer Pfingstburschen kann man textlich nicht beschreiben, aber das Foto gibt eine Ahnung davon.

Weil sich die Räpitzer Pfingstochsen für die Kinderbelustigung einen Clown für 400 Euro die Stunde nicht leisten, auch die 1.000 Euro für die offizielle Straßensicherung beim Fackelumzug nicht verbrennen wollten, vor dem Preisanstieg beim Festzeltverleih von über 100 Prozent einknickten, sich die 800 Euro GEMA für die discomäßige Untermalung eines Jugendbesäufnisses verkniffen haben und keiner der zwei die Corona-Pandemie überlebenden deutschen Schausteller einen freien Termin fand, wurde das trotzdem geile Alternativprogramm von einigen Dorf-Gurus gleich als kultureller Offenbarungseid interpretiert.

Zumindest diese Tradition des wave-gothic-mäßigen Schwarzsehens hat die 43 Jahre seit dem ersten Räpitzer Pfingstbier schadlos überstanden.

Was neu ist, kann sich allerdings sehen und vor allem hören lassen. Das Konzert der Firebirds am Samstagabend ist sogar bis hin zu Fans in Beucha auf Interesse gestoßen. Auch das Ringreiten ist garantiert wieder ein besonderer Magnet, bei dem sich selbst eingefleischte Desinteressenten am ledernen Sattel auf die Kommentare der Ringrichterin von ihrem hohen Wagen freuen. Wer mehr vom Programm des Räpitzer Pfingstbiers wissen will, klicke einfach links (auf dem Handy unten) auf die Ankündigung.

Das Beste passiert bei solchen Festen ohnehin immer hinter den Kulissen. Mal sehen, wieviele Räpitzer diesmal nach neuen Monaten ein amtliches Schreiben erhalten. Die aktuelle Rekordmarke, aufgestellt beim Pfingstbier 2014, soll bei sieben auf einen Streich – also auf einem Fest – liegen. Allerdings ist die tapfere Schneiderin, in deren Innerem die Räpitzer Herren an nur einem Abend offenbar ganze Kilometer zurückgelegt haben, inzwischen in eine fortpflanzungsfreudigere Population umgesiedelt. Zurückgelassen hat sie sieben gehörnte Ehefrauen, die lediglich mit der Hoffnung schwanger gehen konnten, das ihr Mann wenigstens der Erste im Reigen der Begattungen war. Selbst so tief auf dem Lande ist der kalte Bauer verrufen.

So viel anders als in Räpitz geht es traditionell auch in Frankenheim nicht zu, nur dass die sich beim Kopulieren unter der Windmühle nicht erwischen lassen. Dafür sieht man so manchem Ureinwohner an, dass am nördlichen Polarkreis Markranstädts so mancher Stammbaum nur einen Ast hat.

Rein von den Besucherzahlen kann in Markranstädt nur noch das Promenadenfest mit dem Mühlentag am Pfingstmontag mithalten.

Rein von den Besucherzahlen kann in Markranstädt nur noch das Promenadenfest mit dem Mühlentag am Pfingstmontag mithalten.

Aber auch die Frankenheimer Mehlschaffenden haben sich allerhand einfallen lassen, um Groß und Klein wieder an ihre Mühle zu locken. Mühlenschmaus mit leckeren Kulinarien aus dem mühleneigenen Backofen, Handwerkermarkt, Basteln für Kinder und Mühlenführungen mit allerhand schaurigen und wahren Geschichten über den dort hausenden Mühlenkobold inklusive. Wer vorher bei Kräuter-Ferdi noch einen kräftigen Schluck nimmt, kann den Gnom sogar sehen.

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Und weil wir grade dabei sind, noch ein wichtiger Tipp: Zeitiges Kommen sichert möglicherweise sogar einen Abstellplatz fürs Fahrrad. Um 10.30 Uhr gehts am Pfingstmontag los auf der frisch gemähten Festwiese neben den frisch gemähten Blühstreifen.

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