Pilotprojekt in Markranstädt: Warum der Albersdorfer Weg der richtige Weg ist

Die Sanierungsarbeiten am Albersdorfer Weg in Seebenisch sind abgeschlossen, die Schilder weggeräumt und die Augen der Passanten vor Staunen weit geöffnet. Denn was hier etwas lieblos als Instandsetzung der Fahrbahndecke angepriesen wurde, ist viel mehr als das läppische Zuspachteln von Schlaglöchern. Die angewandte Technologie ist ökologisch nachhaltig, das Ergebnis klimaneutral und die Perspektiven auf Frieden in Europa ausgerichtet. Da lohnt sich doch mal ein genauerer Blick auf das sensationelle Pilotprojekt mit transkontinentaler Vorbildwirkung.

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Die Fahrbahndecke im Albersdorfer Weg ist instandgesetzt, obwohl rein äußerlich kaum etwas darauf hindeutet.

Es muss eine revolutionäre Technologie gewesen sein, die hier im Zeitraum vom 16. bis 20. Oktober unter Vollsperrung und Einbahnstraßenregelung zum Einsatz kam.

Der ökologische Aspekt

Während einige Anrainer bar jedweder blassen Ahnung schimpfen, dass es sich bei dem hinterlassenen Flickenteppich nur um verkehrstechnische Makulatur handelt und die verbliebenen Risse schon von der nächsten Vollsperrung künden, wird die Maßnahme in Expertenkreisen als wegweisender Erfolg gefeiert.

Wo Anrainer schlampige Arbeit wittern, liegt ein ganz bewusster Verzicht auf eine Neuversiegelung wertvollen deutschen Mutterbodens vor. Damit wird unter anderem der natürliche Kreislauf des Wassers gefördert.

Wo Anrainer schlampige Arbeit wittern, liegt ein ganz bewusster Verzicht auf eine Neuversiegelung wertvollen deutschen Mutterbodens vor. Damit wird unter anderem der natürliche Kreislauf des Wassers gefördert.

Ein wichtiger Aspekt wurde schon nach dem ersten Regenfall am Freitag deutlich. Während sich in den sanierten Flicken das Oberflächenwasser sammelte, konnte es an den unbehandelten Flächen durch die dort verbliebenen Risse absickern und so das klimabedingt ausgetrocknete Grundwasserreservoir unter Seebenisch auffüllen.

Ökologische Fahrbahnsanierung nennt sich dieses Instandsetzungssystem, bei dem man ganz bewusst auf eine erneute Versiegelung ökologisch wichtiger Habitate verzichtet.

Auf diese Weise wird in Seebenisch der natürliche Kreislauf des Wassers wieder in Gang gebracht. Das könnte unter anderem dem einst für mehrere tausend Euro ins Trockene gebohrten Tiefbrunnen am Gärnitzer Sportplatz seine ihm zugedachte Funktion ermöglichen und damit gleichzeitig das Kulkwitzer Trinkwassernetz entlasten. Das Dorf ist gerüstet, der Klimawandel kann kommen!

Sieht aus wie schadhaft, ist aber Teil der frisch instandgesetzten Fahrbahndecke und sorgt in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit für eine Konstante im Arbeitsleben eines Straßenbauers.

Sieht aus wie schadhaft, ist aber Teil der frisch instandgesetzten Fahrbahndecke und sorgt in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit für eine Konstante im Arbeitsleben eines Straßenbauers.

Der zweite Aspekt des innovativen Instandsetzungsverfahrens besteht in dessen arbeitnehmerfreundlicher Perspektive.

Der soziale Aspekt

Zu frisch ist noch die Erinnerung an die Folgen des Autobahnbaus in Deutschland. Die wurden qualitativ so hochwertig errichtet, dass die nachfolgende Straßenbau-Generation in der DDR 45 Jahre nichts zu tun hatte und deshalb von den Russen für die Wismut zwangsverpflichtet werden musste, um sie wenigstens irgendwie zu beschäftigen. Wieviel sinnstiftender ist dagegen doch so ein sukzessives Reparaturverfahren, wegen dem man alle Jahre wieder regelmäßig ausrücken muss. Das verspricht nicht nur ein geregeltes Arbeitsleben bis zur Rente, sondern auch eine ausgewogene Work-Life-Balance.

Beim Stichwort Autobahn wären wir auch schon beim dritten Vorteil dieser Art der Fahrbahninstandsetzung. Projekte wie der Albersdorfer Weg garantieren den Frieden in Europa. Dazu ein kurzer Exkurs in die Geschichte: Früher hieß es mal, dass von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen darf. Heute weiß man, dass Deutschland gar nicht mehr in der Lage wäre, einen Krieg überhaupt nur anzuzetteln.

Und das liegt nicht nur am Mangel an wehrfähigen Landsern. Hinter der Front, die von der heutigen Generation junger Rekruten verteidigt wird, müsste man Frauen und Kinder unverzüglich evakuieren. Davon abgesehen, dass die Verteidiger Markranstädts sogar dem Einmarsch eines ABV aus Lausen nichts entgegenzusetzen hätten, wäre da auch kaum jemand in der Lage, eine bedingungslose Kapitulation fehlerfrei zu unterschreiben. Nicht zuletzt würde für die bildungsfernen Verbände jeder noch so kühne Russland-Feldzug spätestens am Ärmelkanal ins Stocken geraten.

Der Aspekt des Friedens

Aber fehlende Einsatzkräfte sind nicht der einzige Grund, warum ganz Europa seine Angst vor Deutschland verloren hat. Die Bundesrepublik verfügt nicht einmal mehr über die notwendige Infrastruktur für einen Krieg und damit sind wir wieder bei den Straßen.

Der Albersdorfer Weg, parallel und in Sichtweite zu Napoleons einstigem Heerweg nach Moskau verlaufend, würde selbst in seinem jetzt sanierten Zustand jedwede Militäroperation schlagartig zum Erliegen bringen. Im Gegenzug wäre diese Verkehrsader auch für Truppenbewegungen aus östlichen Gefilden, beispielsweise im Falle eines Einmarschs der Russen, ein unüberwindbares Hindernis. Auf diesem Untergrund hat selbst die Bereifung von Panzerketten des T 34 keine Chance.

Auch das Auge fährt mit: Wie viel lebendiger doch so ein naturbelassenes Stück Straße (unten) gegenüber dem instandgesetzen Teil (oberer Bereich im Bild) wirkt? Vielleicht stürzt ja hier mal ein Radfahrer und bricht sich sein Raucherbein?  Dann füllen sich die Risse von ganz allein mit Teer.

Vielleicht stürzt ja hier mal ein Radfahrer und bricht sich sein Raucherbein?  Dann füllen sich die Risse von ganz allein mit Teer.

Also, liebe Meckerer: Die frisch instandgesetzte Fahrbahndecke des Albersdorfer Weges hat mehr Sein als Schein. Sie mag dem zivilen Straßenverkehr vielleicht nicht viel bringen, ist dafür aber ökologisch nachhaltig, arbeitnehmerfreundlich und fördert die friedliche Koexistenz in Europa. Kurzum: Der Albersdorfer Weg ist der richtige Weg!

6 Kommentare

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    • Dziubinski auf 24. Oktober 2023 bei 13:14
    • Antworten

    Der Artikel trifft es auf den Punkt, der einem das Schmunzeln ins Gesicht kitzelt. Es ist aber auch tragisch komisch, wenn man die Arbeitsweise der Mitarbeiter in der Stadtverwaltung überdenkt. In der Privatwirtschaft würde man sagen, es ist PFUSCH. Der Straßenbaubetrieb wird doch nicht so tief gebaggert haben, dass er die Leitungen der Straßenbeleuchtung beschädigt hat. Nachts sind die Lampen aus in der Seitenstraße, Am Alten Bahnhof, Albersdorfer Weg und teilweise Ernst-Thälmann-Straße. Was nun? Grüße Frank

    1. Warum sollte es nur im Treppenhaus vor der vierten Etage finster sein? Also: Wenn abends alle Sternlein funkeln, hockt auch Seebenisch im Dunkeln.

    • Lachlerche auf 22. Oktober 2023 bei 23:17
    • Antworten

    Seebenisch/Gärnitz ist in Bezug auf Straßenbaumaßnahmen immer wieder für Besonderheiten und Neuerungen gut. Wie hat die Welt über die Panzersperren am Schulparkplatz gestaunt. Ihr pfiffigen Nachtschichtler hattet diese ehemals als Sportgeräte geadelt , muss gleich mal schauen ob ich den köstlichen Beitrag noch finde.

    1. Die Stangen werden jetzt von Touristen als Reling genutzt. Bester Ausblick über die vertrocknete Vernässungsfläche, in der laut Anordnung des Landkreises eigentlich ein Mindestwasserstand zu gewährleisten ist. Leider hat es noch niemand geschafft, die Pumpen umzudrehen oder den Strom rückwärts fließen zu lassen.

    • Tilo Lehmann auf 21. Oktober 2023 bei 12:22
    • Antworten

    Hier erkennt man wie gut es ist mit „Augen auf im Straßenverkehr“- Danke MN. Na und da gibt es noch einen guten Grund für diese Straßensanierungsqualitätsarbeit: Endlich ist wieder Platz im prallen Steuersäckl dieser Kommune. Sonst müsste die St. den Stadtrat demokratisch unterlaufen das das Bauamt sich für ein neues Mammutprojekt befassen müsste… Bürokrtieabbau eben- denn keine neue Ausschreibung in 8-facher mind. 20 Seitenausfertigung notwendig. Aber: Ein gutes Beispiel für dies „Kesselflickerei“ gibt es in Frankenheim: Vor 2 Jahren wurden ebenfalls Spachtelmassenrissspaltbefüllungen durchgeführt. Hält sogar noch Heute! War vielleicht ne andere Fachfirma.

    1. Vielleicht auch keine andere Fachfirma, sondern andere Fachkräfte? Nicht Straßen- sondern Routenbau?

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