Unseren Blick auf die zurückliegende dritte Woche des Jahres wollen wir ausnahmsweise mal mit einem zwinkernden Lunsen über den berühmten Tellerrand zelebrieren. Es ist schließlich nicht so, dass es nur in Markranstädt Grund zum Lachen gibt. Auch in unserer Nachbarstadt Markkleeberg geht man zu selbigem gewöhnlich in den Keller und lässt sich nur dann ein Schmunzeln entlocken, wenn jemand von außerhalb mit einem Gag um die Ecke kommt. Der kam diesmal von der Polizei und betrifft wohl trotzdem leider auch mal wieder Markranstädt.
Für Markkleeberg ist das Polizeirevier Südost zuständig und vor dem Hintergrund dessen, was den homo marcranis so im heimischen Polizeirevier Südwest widerfährt, könnte man fast neidisch werden – zumindest auf den ersten Blick.
Zur Relativierung: Auch in Markkleeberg haben die Kalkmützen offenbar keine große Lust mehr, wegen jedem geklauten Fahrrad raus in die Kälte zu müssen. Kein Problem, denn die Online-Wache der Polizei ist für ganz Sachsen und damit auch für Markkleeberg, ja sogar Markranstädt zuständig.
Nachdem man seinen Diebstahl entdeckt, Tatort sowie Spuren gesichert und die DNA-Proben entnommen hat, kann man via Internet Anzeige erstatten. Gut möglich, dass in der nächsten Erweiterungsstufe ein Modul freigeschaltet wird, wo man den selbst gestellten Täter auch gleich selbst in die U-Haft einweisen kann. Irgendwie muss man dem Opfer schließlich erklären, warum es sämtliche persönliche Daten angeben muss, während die Täter gewöhnlich unbekannt bleiben.
Aber dabei ist es nicht geblieben. Wie der Revierleiter Südost unter der Woche stolz berichtete, sei die Online-Wache der Sächsischen Polizei jetzt noch weiter professionalisiert worden. Sogar Kellereinbrüche könne man jetzt digital melden. Auf die Frage eines Bürgers, warum man bei der Erstattung einer Online-Anzeige keine Bearbeitungsnummer bekomme, gab es vom Polizeichef eine interessante technische Erläuterung: „Aktuell müssen die Online-Anzeigen nach deren Erstattung von unseren Mitarbeitern noch einmal händisch erfasst werden. Erst dann wird eine Bearbeitungsnummer vergeben.“
Will heißen: Ihre Daten, liebe Bürgerinnen und Bürger, fließen am anderen Ende des Internets über die Finger eines analogen Polizisten volley in eine Schreibmaschine. Da bekommt der Begriff vom Technologiestandort Deutschland doch gleich eine ganz andere Dimension.
In einer von ausgelassener Heiterkeit geprägten Unterhaltung hat das MN-Team ein Szenario entbunden, wie die weitere Verfahrensweise abläuft.
Der Polizeikomparse tippt die Anzeige also vom alten „Rafena“-Bildschirm aus dem VEB Funkwerk Staßfurt in seine gusseiserne Erika-Schreibmaschine. In achtfacher Ausfertigung freilich und mit Blaupapier, das man aus Nordkorea bezieht, weil es das sonst nirgendwo auf der Welt mehr gibt.
Verdächtig gute Jobs
Ein Exemplar bekommt die Sekretärin, die davon noch weitere fünf Ormig-Abzüge für den BND zieht. Weil er noch einen Schmierzettel braucht und Ressourcen schonen will, kopiert sich der Hauptschriftmeister indes noch ein Blatt weißes Papier. Zu irgendwas muss dieser Kasten mit der Aufschrift „Xerox“ schließlich nützlich sein.
Also, das sind schon verdächtig gute Jobs, die bei der Polizei auf junge Menschen warten. Dank des potemkinschen Dorfes Internet brauchts heute nur zwölf Anschläge in der Minute und einen belastbaren Zeigefinger, um Freund und Helfer zu werden.
Käffchen? – Bingo!
4 Kommentare
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Die vom Dienst freigestellte, versierte und stets loyale Sekretärin der Bürgermeisterin unserer hübschen Kleinstadt hat 400 Zeichen pro Minute absolviert. Sie hat nicht nur getippt, sondern die Sachverhalte verstanden UND konnte sich sogar gleichzeitig eine unerwünschte Meinung bilden.
Davon kann die Polizei nur träumen.
Da hat jemand einen verdächtig guten Job gemacht … nicht mal die angebliche Freistellung kann man nachweisen. Wie gut, wenn man seine Pappenheimer kennt, gelle?
Ich würde ooch e Käffchen droff mitschlürfn… Aber bitte mit Sahne -Oh je!
Bliehmchengaffee?