Rätsel um myteriöses Flaschenwandern

Eigentlich war an dieser Stelle die traditionelle Wochenschau geplant. Ärger auf dem Aldi-Parkplatz, ein vorösterliches Wunder in Lindennaundorf, neuerliche Holzarbeiten im Park, eine Strategie gegen Fahrraddiebstähle und einige Dinge mehr haben sich angesammelt. Aber Pustekuchen! Das alles muss zurück in die Pipeline, denn es tun sich geheimnisvolle Dinge zwischen Zschampert und Floßgraben, die es zu betrachten gilt. Offenbar steckt hinter dem Vandalismus in der Stadt nämlich ein Plan.

Erinnern Sie sich noch an die gedrehten Parkbänke? Bei allem Ärger war das wenigstens noch ein Werk ohne Zerstörung, bei dem man auch lächeln konnte. Ein Wettbewerb zwischen Vor- und Zurückdrehern.

Was allerdings gegenwärtig in der Stadt passiert, lässt einem das Grinsen zu einer Grimasse gefrieren. Zur Erinnerung: Am 23. Februar wurden am Kulki-Ufer wieder einmal Verwüstungen festgestellt.

Dann wurde darüber berichtet und genau eine Woche später folgte der nächste Zerstörungsakt in noch größerem Umfang.

Steckt ein Plan dahinter?

Der ehrenamtliche Strandvogt war der Erste, dem die zeitlichen Zusammenhänge auffielen. „Es scheint fast, als würde jede gesellschaftliche Reaktion pünktlich mit einer erneuten Gegenreaktion der Vandalen beantwortet“, hat er festgestellt. Bis dahin eine Verschwörungstheorie.

Erst auf einem Haufen, dann links und danach rechts des Weges. Vandalismus mit System.

Erst auf einem Haufen, dann links und danach rechts des Weges. Vandalismus mit System.

Die hat aber jetzt neue Nahrung erhalten. Stadtsprecherin Heike Helbig hat auf dem Arbeitsweg zum Rathaus einen ganzen Haufen Leergut am Rande des Weges auf der Kippe gefunden.

Jeden Tag hat sie ein paar Flaschen zum Glascontainer mitgenommen und rief in den sozialen Netzwerken die Bürger auf, es ihr gleich zu tun – für ein sauberes unser aller Markranstädt.

Das kam an! Die Leute folgten ihrem Beispiel und nur wenige Tage später war die Kippe wieder sauber. Doch schon kurz darauf bot sich Heike Helbig ein Bild, das wie eine offene Gegenreaktion auf das öffentlich dargebotene Ansinnen wirkte.

Diesmal lagen Flaschen (allesamt der gleichen Marke!) jedoch nicht auf einem Haufen, sondern zierten den gesamten Wegesrand auf der Kippe. Eine bewusst in Szene gesetzte Provokation.

Aber das war noch lange nicht alles. Kaum hatte Heike Helbig diese Eindrücke verarbeitet, fand sie am folgenden Morgen ein Spiegelbild dessen vor.

Die Flaschen waren zwar noch da, aber diesmal lagen sie fein säuberlich rübergetragen auf der gegenüberliegenden Seite des Weges.

Also da muss jemand nicht nur ganz viel Zeit haben, sondern auch von einer neurologisch auffälligen Energie getrieben sein. Und auf keinem Fall handelt es sich um ein planloses Vorgehen. Das ist Vorsatz!

Und damit gleichzeitig auch die eine Woche verspätete Rehabilitation des Verschwörungstheoretikers von der Kulki-Lagune.

Keller- und Firmeneinbrüche, Diebstähle, zerstörte Autos (wegen ein paar Litern Sprit) – mit all diesen Erscheinungen hat der homo marcransis zu leben gelernt, weil er es infolge der Informtionspolitik im Zweifelsfall gar nicht erfährt. Aber hier betreiben Leute ihr Tun mit bewusster proaktiver Öffentlichkeitsarbeit.

Der Eindruck täuscht: Die Öffentliche Hand liegt fast schon auf der Tischplatte.

Der Eindruck täuscht: Die Öffentliche Hand liegt fast schon auf der Tischplatte.

Der Bürger soll merken, dass eine gesellschaftliche Gegenkraft am Werke ist. Ein Kräftemessen zwischen Vertretern zivilen Ungehorsams und gelähmter Exekutive.

Muskelspiele

Bei diesem Armdrücken befindet sich die Öffentliche Hand kurz vorm Kontakt mit der Tischplatte.

Da helfen weder das übliche Weglächeln noch Aussitzen oder das Schöndeuten hastig zusammeninterpretierter Statistiken. Jetzt sind nur noch Muskeln gefragt, um die Niederlage abzuwenden.

 

11 Kommentare

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  1. Hier hilft nur Hilfe durch die Öffentliche Hand:
    Macht endlich wieder Flaschenpfand!
    Und das bitte nun auch für die aus Glas,
    und für die Täter, da weis ich … was:
    – Der Jakeduma, der braucht das Geld
    damit er’s wohl für Drogenkauf erhält.
    Und schon ist Sauberkeit und Ordnung wieder-
    der Jakeduma ist nun Ökovorbild- und Bieder.
    – Der vieleicht Andere, Intelligente,
    den muss man hauen, und das ohn Ende.
    Dann danach dann darf er den Fakir spielen,
    mit seinen nackten Füßen, die mit den Schwielen.
    Die Flaschen dazu darf er selbst zerkloppen,
    und Jakeduma hat dann nichts mehr zum Shoppen!
    Fazit: Problem gelöst!

    1. Jetzt noch das Versmaß beachten und ab damit zum nächsten Poetry-Slam. Pointe nicht vergessen! Zum Beispiel:

      Sauf aus die Bulle, weg den Dreck!
      Das Zeug schmeckt nicht gerade edel.
      Und schmeiß dann ruhig die Flasche weg,
      das Leergut ist ja schon im Schädel.

  2. hmh, soviele, die Sozialstunden verdonnert werden, könnten….
    aber, das ist nicht gewollt, stattdessen Bußgeld wegen spazieren und halten vor dem Paketshop, weil der Bote nicht mal klingelt.
    Was für eine Generation, und echt, FFF?

    1. Tja … Steuern kann man rückwirkend erhöhen, abtreiben nicht.

  3. Zur nächsten Kabarettveranstaltung in der 4. Etage oder KuK sollte sich der Ordnungsamtschef mal gut vorbereiten. Da sind wohl einige Fragen zu beantworten. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit und es kann noch einiges passieren.

    1. Da ist der Chef vom Ordnungsamt, das sich jetzt übrigens auf Geheiß der Reichsbürger „Polizeibehörde“ nennt, schon nicht mehr da. Er hat einen Job in einer ruhigeren Gegend gefunden.

      1. Ja und wer übernimmt dann die Aufgabe im Videokeller, vielleicht ein Nachtschichtler? Das gibt aber dann immenses Unterhaltungspotenzial.

  4. Es tut gut zu wissen, dass wenigstens jemand (Nachtschichten) da ist, die das an die Öffentlichkeit und damit ins gesellschaftliche Bewußtsein rücken. Es wäre schon viel gewonnen, wenn das auch einmal von den zuständigen Behörden thematisiert würde. Aber dieses seit Jahren zelebrierte „Ist alles übertrieben“ oder „Halb so schlimm“ oder „Übertreiben sie doch nicht gleich“ und so weiter, macht die Stimmungslage noch schlimmer. Mein Vertrauen (und das all meiner Bekannten) in das, was Ihr „Exekutivorgane“ nennt, ist jedenfalls auf dem Nullpunkt.

    1. Damit sind wir jetzt einen Schritt vor der „Bürgerwehr dere Narren“. Wenn’s jetzt klopft, ist das ein Hausdurchsuchungskommando des BND. Sie hauen uns da hoffentlich raus?

  5. Die Öffentliche Hand kurz vorm Kontakt mit der Tischplatte – ein Sinnbild, das man nicht besser beschreiben kann. Danke.

    1. Wir danken. … der Hand.

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