Schachduell: Die Strategie der Amazonen

Im Nachtschichten-Bunker erinnerte die Geräuschkulisse an einen Kreißsaal, so schwer haben sich die Markranstädter bei der Geburt ihres 11. Zuges getan. Passend dazu wurden zwar auch elf Vorschläge eingereicht, aber darunter zehn verschiedene. Für die neun nicht berücksichtigten Varianten hilft da nur tief durchatmen und die Pressewehen weghecheln. Und schön lockerlassen dabei.

Der Tagessieg geht, zum zweiten Mal in der Geschichte des Fernschach-Duells Markranstädt gegen die Nachtschichten, an unsere Elly.

Weil sie mit ihrer Idee, den Läufer von b4 auf c5 zurückzuziehen, den gleichen Gedanken hatte wie Mitspielerin Mandy, waren es damit zwei Stimmen für diesen Zug und mithin die Mehrheit. Aus unserer Sicht ein Schrittfehler, der einem Experten wie SNU sicher das Feierabendbierchen in der Kehle verdampfen lässt.

So langsam scheint sich am Markranstädter Brett die Frauenpower durchzusetzen. Das unterstreicht auch Ellys Begründung, die an den aggressiven patriachaischen Grundfesten unserer Gesellschaft rüttelt: Die Weißen wollen wie immer ihre Überlegenheit demonstrieren. Sehen sie sogar schon den Sieg vor Augen. Manchmal ist es deshalb klug, einen Schritt zurück zu gehen. Das schärft angeblich den Blick, meint die Siegerin des Tages.

Stellt sich nur die Frage, wessen Augenlicht da scharf gestellt wurde. Wir haben diese nach Feigheit vorm Feind duftende Finte längst gerochen.

Möglicherweise liegt das an der Lebenserfahrung, weil wir alle selbst eine Frau in der Wohnung beherbergen und daher von einem gesunden Misstrauen geprägt sind. Sie nehmen die Geldkarte mit, wenn sie nur die Pfandflaschen wegbringen müssen und wollen uns dann erklären, dass der Pfandautomat neue Schuhe ausgespuckt hat. Muhaha…

Aber da haben die Markranstädter Damen die Rechnung ohne ihre Herren gemacht! Unseren zutiefst humanistischen Werten folgend, wollen wir nicht rasten noch ruhen, um SNU’s Wunsch doch noch Wirklichkeit werden zu lassen. Weil wir den schwarzen Läufer zu nichts zwingen können, wollen wir ihn zu einem selbstbestimmten Handeln motivieren und delegieren dazu unseren Bauern von b2 nach b4.

Der aktuelle Stand nach dem 12. Zug der Nachtschichten. Markranstädt (schwarz) ist dran.:

Analyse: 1. B e2 e4 : B e7 e6 2. B d2 d4 : B c7 c6 3. L f1 d3 : B b7 b5 4. S g1f3 : L f8 e7 5. B e4 e5 : B b5 b46. B a2 a3 : B c6 c57. B d4 c5 : L e7 c5 8. B a3 b4 : L c5 b49. L c1 d2 : D d8 b6 10. oo : S b8 c6 11. B c2 c3 : L b4 c5 12. B b2 b4 : …

 

5 Kommentare

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    • Garri K. auf 28. März 2021 bei 11:21
    • Antworten

    Läufer c5 auf e7.
    Durch diese hohle Gasse muss er kommen, es führt kein anderer Weg nach Markranstädt!

  1. Läufer c5 lacht nur über die frechen Bauern. Nichts mit „Läuferruhe“ oder „Feigheit vor dem Feind“. Er ist jetzt auf Krawall gebürstet und rückt auf d4.

    1. Liebe Snu, lieber Snu, liebe MN-Leserinnen, liebe MN-Leser, es ist mir wichtig, das auch hier zu sagen: Ein Fehler muss als Fehler benannt werden und vor allem muss er korrigiert werden, und wenn möglich hat das noch rechtzeitig zu geschehen. Gleichwohl weiß ich natürlich, dass dieser gesamte Vorgang zusätzliche Verunsicherung auslöst. Das bedauere ich zutiefst, und dafür bitte ich alle schwarzen Läufer und schwarzen Läuferinnen um Verzeihung.
      Oder, um es in meinem Duktus zu ssgen: Läufer, das war große Scheiße! Hau ab un geh‘ uff e sieme!

  2. Ich habe mich zu diesem kurzen Pressebericht entschlossen, weil ich heute Vormittag entschieden habe, die notwendigen Verordnungen für die am Mittwoch vereinbarte zusätzliche C5-Läuferruhe, also die Ruhetage des schwarzen Läufers auf C5, nicht auf den Weg zu bringen, sondern sie zu stoppen. Um es klipp und klar zu sagen: Die Idee den schwarzen Läufer auf C5 zu setzen war mit bester Absicht entworfen worden, denn wir müssen es unbedingt schaffen, die weitere Angriffswelle der MN zu bremsen und umzukehren. Dennoch war die Idee der sogenannten C5-Läuferruhe ein Fehler. Sie hatte ihre guten Gründe, war aber in der Kürze der Zeit nicht gut genug umsetzbar, wenn sie überhaupt jemals so umsetzbar ist, dass Aufwand und Nutzen in einem halbwegs vernünftigen Verhältnis stehen.
    Qua Mandat beantrage ich nun den Zug des schwarzen Läufers von c5 nach e7.

  3. 1. Ich bin kein Experte und habe auch keinen Schachcomputer
    2. Das Feierabendbier war kühl genug, um nicht zu verdampfen
    3. Ich erinnere an den Spruch vom Brettmonarchen: „wir sind ein Team“. Die Strategie muss dem favorisierten Damenzug angepasst werden
    4. Dies benötigt noch Bedenkzeit

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