… so antworte mit „Ja“!

Stadtrat Tommy Penk und sein Kreisverband der Grünen unterstützen im Wahlkampf um das Amt des Markranstädter Bürgermeisters die unabhängige Bewerberin Nadine Stitterich. Aus politischer Sicht keine große Überraschung, aber für den Satiriker eröffnen sich damit Horizonte, die seinem Tun einen völlig neuen gesellschaftlichen Nährwert versprechen. Offene Beziehung – wovon viele Ehemänner träumen, hat Penk wahr gemacht. Zwar nur politisch, aber immerhin.

Die Pressemeldung der GRÜNEN war sachlich gefasst. Aber wo Tommy Penk schon mal die Transparenz bemühte, musste er damit rechnen, dass diese Eigenschaft auch von ihm abgefordert wird. Und siehe: Auf MN-Nachfrage war er sofort bereit, tiefer blicken zu lassen.

In der Politik ist es wie zu Hause. Alles ruht auf Beziehungen und je besser man mit dem Partner harmoniert, desto besser läuft der Laden. Bleibt man bei diesem Gleichnis, kann man zwischen Stitterich und Penk (noch) nicht von einer politischen Ehe sprechen, nicht mal von einer Verlobung.

Doch um den verständlichen Sprachgebrauch unserer Leser der Altersgruppe „Best-Ager“ zu bemühen, könnte man zumindest sagen: Die Beiden gehen jetzt zusammen. Das ist aber schon alles an Übereinstimmungen mit Beziehungen, wie man sie aus dem Privaten kennt.

Politischer Dreier?

Denn was in zwischenmenschlichen Partnerschaften oft verpönt ist, darf in der Politik offen praktiziert werden. So etwa die Vielweiberei. Tommy Penk zum Beispiel lebt schon in einer Beziehung. An der Ratstafel in der vierten Etage sitzt er neben Koalitionspartner Frank Meißner und ist daher mit der SPD liiert.

Vertreter eines konservativen Gesellschaftsbildes könnten jetzt eine drohende Swinger-Koalition kommen sehen.

Problemdenker hingegen könnten befürchten, dass sich der Partner SPD mit allen bekannten Mitteln (Suche nach langen, blonden Haaren auf dem Beifahrersitz, Lippenstift am Kragen, Schnüffeln nach fremdem Parfüm am Revers) gegen die neue Nebenbuhlerin zur Wehr setzt.

Lediglich der Realist dürfte sich auf der richtigen Spur befinden. Von Konkurrenz kann nämlich kaum die Rede sein. Eher von einer Verstärkung. Denn was Tommy Penk dazu trieb, mit Nadine Stitterich zu gehen, stünde rein programmatisch auch der SPD gut zu Gesicht.

„Ihre Ideen für eine nachhaltige Stadtentwicklung, mehr ÖPNV und sichere Radwege sowie einer transparenten und bürgernahen Stadtverwaltung stimmen auch mit den Zielen der Grünen überein“, ist Penk sicher.

Zudem habe Stitterich mit ihren fachlichen Kompetenzen überzeugt und verfüge als parteilose, unabhängige Kandidatin über die Möglichkeit, die unterschiedlichen Interessen im Stadtrat und der Verwaltung zusammenzuführen.

Alles oder nichts

Und weil der Wahlkampf eigentlich schon längst begonnen hat, packt Penk seiner Favoritin auch gleich eine ordentliche Mitgift aufs Konto: „Am 20. September entscheiden die Markranstädter entsprechend der bisherigen Kandidaturen: alles wie bisher oder frischer Wind für unsere Stadtspitze. Für mich fällt die Entscheidung da nicht schwer.“

Will als unabhängige Kandidatin ins Rennen gehen: Nadine Stitterich.

So weit, so gut. Ein Problem gibt’s da aber noch in der Beziehung. Nadine Stitterich ist im politischen Sinne noch nicht volljährig. Will heißen: Um als unabhängige Kandidatin für die Wahl zugelassen zu werden, muss sie zuvor noch rund 80 Markranstädter ins Rathaus locken, damit die dort per Unterschrift ihre Zulassung erwirken. An dieser fragwürdigen Hürde moderner Demokratur sind schon ganz andere, gestandene Multiplikatoren gescheitert.

Selbstbewusst ohne Plan B

Was also, wenn das auch Nadine Stitterich nicht gelingt? Theoretisch könnte sie auf der Liste von Bündnis90/Die Grünen kandidieren.

Tommy Penk sieht diese Hintertür allerdings verschlossen. „Frau Stitterich ist eine ausgezeichnete Bewerberin, die die Möglichkeit hat, als parteilose, unabhängige Bewerberin die Differenzen im Stadtrat zu überwinden und im Sinne der Stadt zu handeln. Mit diesen Positionen stellt sie sich zur Wahl. Eine Kandidatur auf unserer Liste würde im Widerspruch zu dieser Zielsetzung stehen“, ist er überzeugt.

Die Grünen glauben vielmehr, „dass die Bürger parteitaktische Spielereien Leid sind.“ Daher heiße es: alles oder nichts! „Wir sind der Überzeugung, dass die Offenheit und Ehrlichkeit am Ende von den Bürgern gewürdigt und sich eine Frage der Listenkandidatur gar nicht erst stellen wird.“

Unzufrieden mit „Art von Verwalten“

Penk fackelt nicht lange, wenn es darum geht, seiner Favoritin Deckung zu geben auf dem holprigen Weg und ihr auch gleich die Stolpersteine zu zeigen, die da lauern.

„Viele Bürger der Stadt Markranstädt sind seit langem unzufrieden mit dem intransparenten Verhalten der Stadtverwaltung. Viele Dinge, wie die Nichtöffnung des Freibades oder Entscheidungen zur Stadtentwicklung erfahren sie, wenn überhaupt, aus der Presse“, kritisiert Penk, auch mit Blick auf seine bisherigen Erfahrungen als Stadtrat.

Unterstützt Stitterichs Bewerbung und gibt ihr Feuerschutz: Tommy Penk.

Hinzu kämen fehlende Ideen, wie sich die Stadt in den nächsten Jahren entwickeln soll. „Auf diese Art von Verwalten habe ich im letzten Jahr während einer Stadtratsitzung aufmerksam gemacht“, erinnert er.

Nadine Stitterich habe Tommy Penk diesbezüglich vor einigen Monaten kontaktiert und so seien beide ins Gespräch gekommen. „Sie teilte mir Ihren Wunsch zur Kandidatur mit und wir stellten rasch fest, dass wir in den Bereichen mehr Bürgerbeteiligung sowie Verkehrs- und Stadtentwicklung ähnliche Vorstellungen vertreten. Daher entschieden wir als Grüner Kreisverband, dass wir Ihre Kandidatur unterstützen“, erklärt Penk, wie es zur Allianz kam.

Vernunft und Sachpolitik

Nicht nur auf die heiße Phase des Wahlkampfes vorausblickend, hofft Tommy Penk, „dass persönliche Befindlichkeiten hinten anstehen und mit einer lösungsorientierten Sachpolitik vernünftige Entscheidungen für Markranstädt getroffen werden können.“ Dies habe er in den letzten Monaten bei einigen politischen Akteuren schmerzlich vermisst.

 

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