Das alles und noch viel mehr, würde ich machen, wenn …

P R E M I E R E ! ! !  Heute sehen Sie das erste selbst gedrehte Video von Nachtschichten-TV. Anlass war die Sitzung des Pädagogischen MN-Rates. Es ging um die Frage, wie die Stadt vor allem in den Nachtstunden zu befrieden sei. Am Ende wurde ein Maßnahmepaket verabschiedet, das als Pilotprojekt für ganz Deutschland überregionale Wirkung entfalten könnte. In Verbindung mit einem touristischen Konzept kann damit sogar die Liquidität des städtischen Haushalts bis weit nach dem Verkauf des letzten Grundstücks am Kulki gesichert werden.

Der Ausgangspunkt ist kompliziert. Zieht man traditionelle Erziehungsmethoden zu Rate, werden sämtliche Lösungen effektiver Umerziehung wahlweise in die dunkelrote oder die braune Ecke verortet. Je nachdem, ob nach Jugendwerkhöfen oder Erziehungslager gerufen wird.

Die gleichen Maßstäbe gelten für physische Maßnahmen der Abrichtung. Egal ob Backpfeife, Rohrstock oder Elektroschocks – alle bewährten Praktiken sind untersagt und werden bei Zuwiderhandlung mit Backpfeife, Rohrstock oder Elektroschocks bestraft.

Die aktuelle Pädagogik mit aus Corona-Gründen leergewohnten Justizvollzugsanstalten hat sich allerdings auch nicht als sonderlich erfolgreich erwiesen, genauso wie die Schulerziehung nach dem Prinzip der Belohnung (zum Beispiel schon fürs bloße Erscheinen im Klassenzimmer). Höchste Zeit also, sich was Neues einfallen zu lassen. Vor allem gesellschaftsfähig muss es sein!

Expedition ins Tierreich

Die Ursachenforschung ist abgeschlossen und lässt die Ausgangslage deutlich erkennen. Weil von Geburt an Dosenfutter und Großbild-Fernsehen zur Verfügung stehen, muss sich das Jakeduma-Weibchen nach der Eiablage nicht mehr um ihren Nachwuchs kümmern. Die wertfreie Aufzucht der Brut übernimmt das private Bildungsfernsehen.

Die dabei vermittelten Werte sind prägend für die Kinderstube des Jakeduma. Schon früh wird ihm bewusst: Wenn er seine bei Richter Holt abgefasste Jugendstrafe abgesessen hat, wird er nach einem Dinner-Date auf dem Bauernhof seine Alte kennenlernen, die er dann bei Nichtgefallen zeitweise auch eintauschen kann.

Und wenn er später mal seine Wohnung im Rausch demoliert hat, schreibt er einfach an RTL und lässt sie von Tine Wittler wieder renovieren.

Lichtscheu und Nachtaktiv

Klar, weil die Wittler und ihr Team das kostenlos machen, muss Jakeduma davon ausgehen, dass auch andere Arbeiten wie das Ersetzen der von ihm zerschlagenen Fensterscheiben oder die Beseitigung seiner Schmierereien auf Häuserwänden ebenfalls kosten- und damit wertlos sind.

Da es ihm an nichts fehlt, kann das Jakeduma-Junge den ganzen Tag verschlafen und ist auf diese Weise im Laufe der Evolution nachtaktiv geworden. Zum Leidwesen derer, die am Tage arbeiten müssen, um die Lebensgrundlage für den Jakeduma zu erwirtschaften.

Insbesondere dann, wenn die Jakeduma-Jungen geschlechtsreif werden, erfüllen markerschütternde Brunftschreie sowie andere aus dem brachialen Balzverhalten junger Jakedumas resultierende Geräusche die nächtliche Sommerluft und hindern die Population ihrer unfreiwilligen Versorger am Schlaf.

Aber statt die Zeit des verhinderten Schlafes zu nutzen, um auf ihr Eigentum aufzupassen, bleiben die Wirtstiere dieser Schmarotzer lieber liegen und ergeben sich ihren Bedürfnissen innerer Anklage. Um dann am nächsten Tag noch lauter zu klagen, wenn ihre Fahrräder weg sind, ihr Auto auf- oder in ihren Keller eingebrochen wurde.

Um diesen Knoten zu lösen, tut man gut daran, bei der Darwinschen Evolutionstheorie zu bleiben. Nimmt man beispielsweise die jüngsten Vorfälle in der Kleinen Farm, liegt die Lösung quasi direkt vor Augen. Man ziehe die Buchstaben zusammen und lese: Streichelzoo!

1) Eingangsbereich/Foyer, 2) Aquarium, Jakeduma-Bad, 3) wilde Jakedumas, 4) Fütterung (tägl. nach getaner Arbeit), 5) Jakedumas bei der Arbeit, 6) Auswilderungs- und Dankesgehege.

Immerhin stören sich nicht mal die Klimaaktivisten daran, dass im Zoo lebendige Individuen ausgestellt werden und zumindest außerhalb aktueller Corona-Beschränkungen erfreuen sich diese Einrichtungen sowohl gesellschafts- als auch religionsübergreifend ungehemmter Beliebtheit.

Abenteuer vor der Haustür

Willkommen im Jakeduma Park Markranstädt.

Ein paar ausbruchssichere Käfige herbeigeschafft, die Kleine Farm eingezäunt und ab mit den unbedrohten Arten in den Jakeduma-Park.

 

Füttern verboten! Essen gibt’s nur für Kunststückchen wie die eigenhändige Beseitigung der selbst angerichteten Schäden. Da dürfen die Besucher vor den Gittern gern auch mal klatschen. Das motiviert. Anschließend werden die sozialen Instinkte geschult. Wer fertig ist mit seiner Tagesaufgabe, darf den schwächeren Beta-Tieren in seinem Rudel helfen.

Je besser das klappt, desto schneller rückt der Zeitpunkt der gemeinsamen Fütterung näher. Wichtig: Ziegen und Meerschweinchen dürfen zuerst an den Napf. Erst danach wird die Luke für die Jakedumas geöffnet.

Damit bekommt die Demut vor der Schöpfung ihre wahre Bedeutung. Die tiefe Dankbarkeit darüber, dass es nicht mal Ziegen einfallen würde, einen Menschen zu fesseln und zu quälen, kann kaum auf fruchtbareren Boden fallen als in einer solchen Situation.

Der Trailer zum Film

Sind diese Stufen erfolgreich durchlaufen, kann dann so langsam mit dem Auswilderungsprogramm begonnen werden. Die Abschlussprüfung besteht im deutlich verständlichen Aussprechen des Wortes „Danke“ für eine beliebig angebotene Gabe der zuständigen Dompteuse.

Allein von den Eintrittsgeldern für diese Vorstellung im Auswilderungsgehege würden sich so viele soziale Projekte finanzieren lassen, dass der soziale Friede in der Stadt auf Jahrzehnte hinaus gesichert wäre.

Noch weiter gedacht, stehen Fernsehgelder für TV-Übertragungsrechte im Raum, mit denen die Stadt Markranstädt solche Mikro-Projekte wie ein Protonentherapiezentrum locker selbst finanzieren kann. Aus der Portokasse wohlgemerkt. Jeden Samstag zur besten Sendezeit eine neue Folge von „Chantalle, Kevin & Co.“ Das wird ein Straßenfeger!

Nach der Auswilderung, das ist so sicher wie der nächste Tag, kommt kein Jakeduma mehr auf die Idee, Werte zu zerstören oder sich an fremdem Eigentum zu vergreifen.

Irgendwo dudelt ein Radio. Aus dem Lautsprecher kommt die Stimme von Rio Reiser: „Das alles … und noch viel mehr, würde ich machen…“

 

2 Kommentare

    • Stadtbürger auf 4. Juni 2020 bei 10:56
    • Antworten

    Klasse Beitrag, Danke dafür,
    aber auch hier an gleiches Rechte für alle denken- nicht das es rassistisch wird 😉
    Bitte bei Umsetzung an die Leute in den angrenzenden Häusern denken, die brauchen auch ihren Schlaf. Das wird bekanntlich bei Großprojekten hier im Ort gerne vergessen!

    1. Drum: Augen auf bei der Standortwahl des Eigenheimes! Ziehen Sie lieber in die Nähe von Bundestagsabgeordneten. Da sind solche Probleme dann in so weiter Ferne, dass Sie Ihren Volksvertretern auch morgen noch beipflichten werden.

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