Stadion am Bad wird Bundesliga-Arena für RB-Frauen

Eigentlich wollten wir standesgemäß dem Zentralorgan mit seinem RB-Pressesprecher den Vortritt lassen und haben die Nachricht deshalb Woche um Woche verschoben. In Markranstädt pfeifen es die Spatzen eh längst von den Dächern. Aber nachdem nun seit ein paar Tagen sogar die Tinte unter dem Sicherheitskonzept getrocknet und der Vertrag damit auch offiziell in Sack und Tüten ist, muss es einfach mal offiziell raus, und sei es in einer Satireschrift: Ab kommender Saison gibt’s im Stadion am Bad Bundesliga-Fußball!

Also jetzt nicht gleich mit den Bayern oder Dortmund, sondern 2. Bundesliga. Und auch da nicht gleich die gestandenen Herren vom HSV oder Erzgebirge Aue, sondern – immerhin – die wackeren Damen von Landespokalsieger und Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig.

Lange genug hat’s gedauert. Schon vor zwei Jahren wurde die Sache angeschoben. Gendergerecht natürlich und demzufolge von einer Frau. Heike Helbig hat sich auf der Feier zum 10. RB-Geburtstag dessen Finanzchef Ulrich Wolter beiseite genommen und ihm die Idee mit dem Stadion am Bad schmackhaft gemacht.

Man sollte dabei wissen, dass die Damen auch in den oberen Ligen meist auf Nebenplätzen spielen müssen, die oftmals eher an eine Filmkulisse aus Mad Max erinnern.

Da könnte der Kulturschock beim Anblick einer so schmucken Arena selbst bei kommenden Gegnerinnen wie Arminia Bielefeld oder Borussia Mönchengladbach die halbe Miete für den Heimsieg sein.

Stringent drangeblieben

So richtig überzeugt von der Notwendigkeit eines angemessenen Austragungsortes war Wolter wohl nicht gleich, aber wenn sich Helbig einmal an einer Wade festgebissen hat, lässt sie das Wirtstier nicht mehr davonkommen. „Stringent dranbleiben“, nennt sie diese Eigenschaft, die letztendlich zum Erfolg geführt hat.

Schließlich erweiterte man die traute Runde sinnstiftend um Bürgermeister Jens Spiske (für den Eigentümer des Stadions) sowie SSV-Chef Diethelm Franz (für den Mieter) und das Projekt begann allmählich Gestalt anzunehmen. Am Ende stand dann vor einigen Tagen die Einigung.

„Der SSV als Pächter des Stadions hat dieses an RB untervermietet“, so Spiske auf MN-Anfrage. „Ein solcher Akt bedarf auch der Genehmigung der Stadt als Eigentümer und als solcher mussten wir auch sicherstellen, dass Auflagen in Bezug auf Absicherungsmaßnahmen, Sachschadenhaftung und ähnliche Voraussetzungen vertraglich geregelt werden.“

Die Freimaurer wieder

Es sei ihm wichtig gewesen, bei den Verhandlungen nicht den Kümmel aus dem Käse zu knaupeln, sondern mitzuhelfen, Steine aus dem Weg zu räumen, meint Spiske. So kurz vor der Wahl war es dann natürlich abzusehen, dass er auch Steine aufhebt, die andere liegen ließen. Stichwort Öffentlichkeitsarbeit.

Es ist schon irgendwie erklärbar, dass so eine Info an Star-Reportern vorüberziehen kann, weil die als Quasi-Pressesprecher so tief in ihren vorgesetzten Informanten stecken, dass sie nur dann mal das Tageslicht sehen, wenn sie sich selbst fotografieren lassen. Aber warum die Vereine und gerade der SSV Markranstädt mit einer solch frohen Botschaft so hartleibig umgehen wie eine Freimaurerloge mit ihren Insignien, ist rätselhaft.

Nun ja, Jens Spiske hat das PR-Defizit jedenfalls erkannt, sich danach gebückt und die Katze als Erster nun auch offiziell aus dem Sack gelassen.

„Ich bin sehr froh, dass die Frauenmannschaft von RB Leipzig unser Stadion als Heimspielstätte nutzt. Dadurch zeigt sich die enge Verbundenheit von RB mit dem SSV und unserer Stadt. Und unsere Sportstadt am See rückt wieder in den Fokus hochklassigen Fußballs. Immerhin war ja der SSV-Markranstädt nicht ganz unbeteiligt daran, dass RB Leipzig heute das ist, was es ist: ein Top-Bundesligist!“, so der Bürgermeister.

Standig Ovations für kleine Mädchen

Was sich RB Leipzig den neuen Tempel für seine Frauen kosten lässt, ist natürlich ein gut gehütetes Geheimnis. Inzwischen hat es sich aber sicher auch bis an den Cottaweg herumgesprochen, wie lange Geheimnisse in Markranstädt geheim bleiben. Und deshalb ist es auch kein Geheimnis mehr, wenn man von einem gesunden vierstelligen Betrag pro Spieltag spricht.

Pikantes Detail: Es soll keine Umbauten im und am Stadion geben. Da werden die Spielerinnen von Borussia Bocholt ganz schön aus der Wäsche gucken, wenn sie am 11.Oktober vorm Anpfiff des zweiten Spieltages noch mal schnell wohin wollen und dann mit fragenden Blicken vor lauter Urinalen … also … stehen.

Aber es kann ja nicht schaden, kurz vorm Einlauf nochmal die Treffsicherheit zu üben.

 

2 Kommentare

    • tonilenk auf 9. August 2020 bei 14:59
    • Antworten

    Vielleicht honorieren die in vielen Belangen anspruchsvollen Markranstädter den künftigen Auftritt der RB Frauen im Stadion am Bad mit ihrem Besuch. MN könnte dann aufgrund stellvertretender PR auch Punkte für sich reklamieren. Absatz „Pikantes Detail“ habt ihr leider klar verloren. Bocholts u. andere Spielerinnen werden nicht dumm aus der Wäsche schauen, sondern sich bei Bedarf auf die Toiletten setzen. Der Vergleich Urinal versus Kloschüssel geht 0:4 aus, zumindest im Sanitärbereich der Aktiven. Männer, bitte setzen, geht ja daheim auch. Und das noch nebenbei; Vor 20 Jahren gab es neben Machern auch noch Seher u. Frauenversteher in Markranst. Hinten mit „t“ um das gleich mal mit klarzustellen.

    1. Wie jetzt, die setzen sich hin? Auch die von der Ersten?

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