Tag des offenen Denkmals: Ehrung für Ruppe und Flötentöne in der Kirche

Dass sich der Tag des offenen Denkmals auch in Markranstädt seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut, mag dem Umstand geschuldet sein, dass es kaum noch Denkmale gibt. Fast alles, was einen Uhu verdient hätte, wurde in den letzten Jahren geschleift. Umso erfreulicher, was am Sonntag gegen 14 Uhr in der Ziegelstraße abging. Großer Bahnhof vor und in den MAF-Hallen. Sogar das MDR-Fernsehen war da (zum Beitrag hier klicken), als die neue Stele mit Infos über Hugo Ruppe und seine Autos enthüllt wurde.

Auch für kommunalpolitische Würdenträger und Wirtschaftsmagnaten der Stadt wurde das Event zum Stelldichein.

Dazu gabs Sekt, Bier in sinnstiftender V8-Box und sozusagen nachträglich eine Geburtstagstorte für Jubilar Hugo Ruppe zum 140. Wiegenfest.

Voilá: Bürgermeister Jens Spiske bei der Enthüllung der neuen Stele.

Einziger Wermutstropfen: Die beschmierten Wände der alten Werkhallen wollten als Foto-Hintergrund für den feierlichen Anlass nicht so recht taugen. Da wurden im zahlreich erschienenen Publikum hier und da doch schon mal Gedanken laut, die nebenan bereits eingezäunte Brache mit Wachtürmen zu versehen und dort ein pädagogisches Programm zur nachhaltigen Wiederherstellung gesellschaftlicher Wertmaßstäbe zu etablieren.

Ansonsten aber entspannte Gesichter bei Sonnenschein und guter Laune. Auch ein Blick in die Hallen lohnte sich. Eingerahmt vom Geruch nach Öl und Benzin gabs unter anderem noch richtiges Werkzeug zu sehen.

Ein Computerarbeitsplatz zum Programmieren von Schummelsoftware? Fehlanzeige. Beim MAF muss das Öl während der Fahrt alle paar Kilometer per Hand nachgepumpt werden.

Zur Geburtstagstorte für Hugo Ruppe gabs von Frank Fahrzeugbau auch gleich das passende Accessiore dazu: Ein leistungsfähiger V8-Motorblock, der mit einem Hubraum von 0,5 Liter pro Zylinder für gute Festlaune sorgte..

Auch wenige hundert Meter weiter musste man sich über mangelnden Zuspruch interessierter Gäste nicht beschweren. Die Tür zur St. Laurentiuskirche war quasi ständig in Bewegung. Besonderer Höhepunkt: Bei Burkhard Schmidt konnte man sich an der Orgel sprichwörtlich die Flötentöne beibringen lassen.

Das von Urban Kreutzbach aus Borna geschaffene und am Silvesterabend 1886 eingeweihte Instrument hat eine lange, bewegte Geschichte hinter sich.

Auch die kennt Schmidt aus dem Effeff und wusste seinen Zuhörern deshalb manch erstaunliche Anekdote zu berichten. Da standen sogar Kinder mit offenen Mündern da und hörten geduldig zu.

Geduldig bringt Burkhard Schmidt den Besuchern der Kirche die Flötentöne bei.

Dass man nur mit Luft so viele Töne erzeugen kann, kennt man sonst eher aus dem Bundestag oder ähnlichen auf den Grundlagen der Pneumatik arbeitenden Gremien. Hier also der Beweis, dass auf diese Weise auch harmonische Akkorde erzeugt werden können. Der Tag des offenen Denkmals – da konnte man am Sonntag in Markranstädt wirklich was mit nach Hause nehmen.

 

3 Kommentare

    • Minium auf 16. November 2019 bei 19:04
    • Antworten

    Kleine Korrektur am Rande: Die Orgel in der Markranstädter St.Laurentiuskirche wurde nicht von Urban, sondern von Richard Kreutzbach – seinem Sohn – erbaut.

    1. Der Kluge Mensch weiß, dass das richtig ist. So lange aber direkt neben der Orgel die Fake-News aus dem Jahre des Herrn 1887 aushängen, wollen bei der offiziellen Meinung bleiben. Die Wahrheit könnte Teile der Bevölkerung nur verunsichern.

    • Der Seebenischer auf 8. September 2019 bei 21:56
    • Antworten

    Chapeau, Hugo Ruppe!
    Ziemlich sicher gäbe es Audi in seiner heutigen Form nicht, ohne Hugo Ruppes Des-Knaben-Wunsch-Zweitakter für DKW.

    Zur Laurentiuskirche.
    Ex forma ex functione, da kennt ein Herr seine Orgel aus dem Eff Eff und nicht nur Frauen, sondern sogar Kinder stehen mit offenen Mündern davor, Na bloß gut das Herr Schmidt kein katholischer Pfarrer ist, da hätte man ja sonst was denken können!

    PS: Wie ist den der Tag des offenen Denkmals denn am alten Friedhof verlaufen? Na ja, offen ist der ja immer.

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