Themen der Woche: Worüber Markranstädt lacht

Mit Worten kann man viel zum Ausdruck bringen. Manchmal genügt schon eine andere Reihenfolge, um den Sinn einer Aussage zu ändern. Statt „Keiner liebt dich so wie ich“ beispielsweise „Keiner liebt dich, wieso ich?“ Manchmal sind es sogar nur Buchstaben. Es ist schon ein feiner Unterschied, ob sich der Partner in der Morgendämmerung sagen lassen muss, dass der Morgen graut oder dem Morgen. Unsere Leser sind in dieser Hinsicht offenbar ausreichend sensibilisiert und fanden im Markranstädter Alltag zwei weitere Beispiele für unsichtbare Fettnäpfchen unserer Muttersprache. Ein drittes Exempel zeigt uns allerdings, dass man brisante Botschaften mitunter auch ganz ohne Worte transportieren kann.

Beginnen wir den Reigen mit einem Blick über den Tellerrand hin nach Berlin. Dort hat unsere Bundesregierung jetzt ganz offen den Kanon ihrer Willkommenskultur auf den Kopf gestellt.

War zu erwarten, nachdem beispielsweise die Afrikaner so wenig Dankbarkeit dafür gezeigt haben, dass sie jetzt nicht mehr als Neger, sondern nur noch als Farbige durch die Straßen gejagt werden.

Allerdings kann man das muttersprachliche Scheitern der Integration ebenso wenig zugeben wie die nun anstehende 180 Grad-Wende. Um die Bundesbürger bei diesem Prozess mitzunehmen, muss man sensibel vorgehen. Und weil ein kleines Wort reichen muss, darf das dann auch schon mal mehr als eine Milliarde Euro kosten. Bitteschön, hier das Ergebnis:

Wer sollte da nicht auch für dagegen sein?

Wer sollte da nicht auch für dagegen sein?

Auch im oft belächelten Genre des Lokaljournalismus haben es die Akteure schwer, die wahre Wahrheit so zu verpacken, dass der auf Linie getrimmte Chefredakteur die Abweichung von der Doktrin der Lügenpresse nicht bemerkt.

Das Problem besteht allerdings darin, dass dem Leser auffallen soll, was dem Chefredakteur nicht auffallen darf. Das klappt nicht immer, wie das folgende Beispiel zeigt.

Wort für Wort zwischen den Zeilen

Früher war’s ja wenigstens noch so, dass hinter dem Namen einer Person in Klammern deren Alter stand. Covid (19) zum Beispiel. Weil das aus der Mode gekommen ist und die Klammer trotzdem nicht leer bleiben darf, wird jetzt immer der politische Standpunkt eingesetzt.

Und so erfahren wir jeden Tag aufs Neue, dass Bürgermeisterin Nadine Stitterich (parteilos) ist. Geradezu gebetsmühlenartig und bis zum Erbrechen. Daher: Breaking News.

Man sollte beim gelangweilten Überfliegen solcher Information aber dennoch seine Sinne schärfen, sonst könnten einem die wichtigsten, ja geradezu sensationellen Nachrichten entgehen.

Dass Stitterich parteilos ist, wissen wir ja nun. Aber wo kommt der plötzliche Gesinnungswandel bei John Detzner her? War der nicht vor kurzem noch in der CDU?

Und wer leitet jetzt die Junge Union?

Und wer leitet jetzt die Junge Union?

Und schlussendlich noch ein leuchtendes Beispiel für das Genre non-verbaler Kommunikation. Ein Bild sagt schließlich mehr als tausend Worte. Wahrscheinlich gibt es deshalb unter den berühmten Malern der Weltgeschichte keine Frau.

Die DHL hat ihre Markranstädter Mitarbeiter kurz vor Weihnachten mit einem ganz besonderen Präsent auf das Fest des Friedens und der Freude eingestimmt. Nicht etwa mit blinkenden LED-Sternchen oder anderem Nippes. Oh nein!

Als Träger einer hohen sozialen Verantwortung hat der gelbe Arbeitgeber mit den drei roten Buchstaben eine ganz individuell auf seine Alleinstellungsmerkmale abgestimmte Geschenkidee entbunden.

Ein sinnstiftendes Sinnbild sozusagen, mit einer Aussagekraft, die alle Interpretationsformen bedient. Dieses Produkt erzgebirgischer Volkskunst aus Taiwan kann sowohl als motivierende Tempo-Kritik an die Austräger verstanden werden als auch ein visualisierter Anspruch an die firmeneigene Definition der Geschwindigkeit sein.

Der Clou: Die DHL-Mitarbeiter können das Geschenk geduldsfördernd weiterverschenken. Sozusagen als symbolische Vorab-Entschuldigung an Adressaten, die ihr Weihnachtspaket erst zu Ostern bekommen.

Oh freuet euch all: Das Symbol für Geschwindigkeit als DHL-Geschenkidee!

Oh freuet euch all: Das Symbol für Geschwindigkeit als DHL-Geschenkidee!

 

14 Kommentare

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    • Raimund auf 29. Januar 2021 bei 13:00
    • Antworten

    Ihr habt es eben drauf!
    Immer schön zu lesen, gute Unterhaltung, gute Satire und in der Tat fühle ich mich dazu noch gut informiert,
    lese gar keine regionale Zeitung außer Eure.
    Das Ihr die Schlagzahl bei den Beiträgen erhöht habt, habe ich wohlwollend zur Kenntnis genommen,
    ich lese so ziemlich alles, es ist also auch nicht zu viel finde ich.

    Sogar die Werbepartner auf der rechten Spalte haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt 🙂
    Optische Täuschung: Die hübsche Frau ganz vorn auf dem Banner der Volkshochschule wirkt übrigens auf mich,
    als ob sie soeben den Kopf um 180° gedreht hat 🙂 🙂 🙂
    Oder lernt man das auf der VHS? 🙂

    Fazit: Gute Gazette – Gute Beiträge – Gute Redakteure

    1. Für den Begriff „Gazette“ finden Sie sicher noch einen weniger beleidigenden Begriff, aber sonst stimmts.

    • EddiKonstantin auf 29. Januar 2021 bei 10:32
    • Antworten

    Ist doch klar, dass an der armen Frau Bürgermeisterin von allen Seiten rumgezerrt wird. Dabei wollen doch alle gemeinsam alles erreichen! Ich würde auch gern als einfacher Bürger mit ihr die AHA Schilder von der Promenade und am Pappelwald entfernen. Diese Hinweise einmal im Ohr, wird man doch in so freier Natur einfach vergessen können, so aber muss ich wie alle Leute mit schlechtem Gewissen ohne mit der Maske , herumlaufen. Ergo, bei so viel Einflussnahme , können wirkliche Entscheidungen , nur „zögerlich“ angegangen werden!

    1. Genau, drum zerren wir nicht mit an ihr rum. Noch 36 Tage nicht.

  1. …herrlich…! (Darf ich das so überhaupt so schreiben? Denn eigentlich sollte dann ja auch gentergerecht ___fraulich___ (und wer weiß schon was sonst auch noch) nicht Falsch sein. Ich meine natürlich diesen Augenfaltenschmunzel-Artikel. …und: gib dem Deutschen seine Uniform…
    Aber auch: ICH, ICH, ICH lese ich darüber hinaus in der Wiedergabe von Äußerungen in der Freien Presse. Von Wem? Von der parteilosen Spitze in M. oft zitiertes schwarz auf weis gedruckt. (Obwohl „ICH“ ja für UNS -also WIR- parteilos für Markranstädt angetreten bin..). Zählen wir das also noch zur spaßigen Faschingszeit und schmunzeln bis zur nächsten Ausgabe durch die Macher der MN über das lebendige Leben in M… Doch Obacht: Auch Fasching ist mal vorbei.

    1. Fasching ist uns egal. Bei uns heißt das Karneval und findet das ganze Jahr statt.

    • Der Seebenischer auf 28. Januar 2021 bei 23:42
    • Antworten

    Ich habe mich wieder einmal köstlich amüsiert. 🙂
    Einspruch gibts bezüglich der angeblich nicht existenten berühmten Malerin der Weltgeschichte.
    Thea Waigel (so sah sie zumindest aus), mit bürgerlichem Namen Frieda Kahlo.
    Grüße in die Redaktionsstube!

    1. Okay Klugscheißer, dann scheißen wir mal mit: Die Kahlo wird nicht mit ie, sindern nur mit i geschrieben. Frida Kahlo. Außerdem: Wer sagt, dass das eine Frau war?

    • Lachlerche auf 28. Januar 2021 bei 22:15
    • Antworten

    Das sind ja herrliche Stilblüten. Gerade in der jetzigen Zeit ohne Faschingsvorbereitung, wo es doch zumeist ernsthaft zugeht, habe ich beim Lesen mal wieder befreit gelacht. Ich danke Euch, scheinbar gerade zur rechten Zeit, gab es einen Lichtblick: ja, es gibt noch Spass, man muss ihn nur ‚reinlasse!

    1. Befreit gelacht? Oh je – wenn der Spahn das erfährt, sind wir wegen Wehrkraftzersezung dran.

        • Heimatloser auf 31. Januar 2021 bei 9:38
        • Antworten

        Wehrkraftzersezung???

        1. Du bist ein Griemlgagger, falls du als Heimatloser dieses Wort verstehst.

            • CvD auf 3. Februar 2021 bei 10:23

            Gehen Sie nicht zu hart mit ihm ins Gericht. Er wollte uns nur davor bewahren, räschdsbobbulistüsch abzudriften. Ist schon in Ordnung 😉

        2. Na ja, in solch harten Zeiten, in denen das Volk durch Angst (früher: Feigheit vorm Feind) diszipliniert werden soll, sind Frohsinn und Lachen kontraproduktiv.

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