Markranstädt: Top-Event bei den Wessis aus dem Osten

Im Schwarzen Weg war am Wochenende ganz schön was los. Unwissende Anrainer wollten schon die Polizei rufen, weil sie dachten, die Jakedumas wären hierher umgezogen. Aber dafür waren die Klänge dann doch viel zu kultiviert. Wen das Treiben dennoch interessierte, der bekam bei Bratwurst und Bier sogar eine Lektion in Markranstädter Stadtgeschichte gratis. Es war nämlich längst kein zufälliges Treffen, das hier stattfand.

Es waren die „Westsiedler e.V.“, die in ihrem Tempel am Schwarzen Weg feierten.

Und allen Wessis, die heute über die Ostzone besser Bescheid wissen als die, die einst in ihr gelebt haben, sei gesagt: Jawollja, die Westsiedler gabs schon zu DDR-Zeiten!

„Eigentlich existiert der Verein schon seit den 1930-er Jahren“, weiß Frank Helge Meißner, der nicht nur in der Markranstädter SPD erfolgreich sein Unwesen treibt, sondern auch bei den Westsiedlern aktiv ist. Der Verein entstand aus den Reihen der Reichsheimsiedler, die sich damals in Sichtweite der Stadtmauern von Großlehna niederließen.

Bratwurst, Bier, Zuckerwatte, Spiele…

„Das erste Siedlerheim haben unsere Altvorderen Ende der Vierziger aus einer ausgedienten Flüchtlingsbaracke, die vorher in der Ziegelstraße stand, zusammengezimmert“, erläutert Meißner.

Der Aktivposten erinnert sich außerdem: „Hier wurden rauschende Feste gefeiert und genau hier stand auch die Wiege des Markranstädter Karnevals.“

Nach einigen Umbauten und Modernisierungen war dann aber im Jahr 2005 das Dach … na ja … eigentlich das ganze Gebäude nicht mehr zu retten. Da kam der Abbau der Container der Grundschule am Bad wie gerufen.

Also alte Flüchtlingebaracke weg (heutzutage werden sie in eh Hotels untergebracht) und Container her. Dazu neue Wasserleitung, neuer Stromanschluss … „Ein irrsinniger Aufwand, aber es hat alles gepasst“, so Meißner.

Feierstunde mit Brigadeversammlung im Vereinsheim der Westsiedler.

Vor kurzem stand wieder mal eine Renovierung an. Neue Farbe, neuer Fußboden, neue Küche und wieder mal richtig viele freiwillige Stunden. Und am Ende stolz geschwollene Brüste von A bis Doppel F. Und weil man die genauso stolz zeigen kann, wurde das Ganze kurzerhand festlich zelebriert.

„Wir dachten, wir feiern uns einfach mal selbst, also haben wir am Sonnabend die Sau rausgelassen.“ Und das kam an, nicht nur bei den rund 30 Vereinsmitgliedern. Am Ende trieben sich über 70 Erwachsene, 25 Kinder sowie diverse Hunde und Katzen auf dem Gelände und im Vereinsheim herum. Es gab Zuckerwatte, Kinderschminken, Tombola, Glücksrad, Hüpfburg, Lagerfeuer, Knüppelbrot. Kaffee, Kuchen, Kartoffelsalat, Nudelsalat, Roster und Getränke bis zum Abwinken.

Verein mit Herz: Hier treffen sich Jung und Alt auch ohne EU-Förderung.

Gegen 1 Uhr morgens hat Meißner, der schon am Donnerstag im Stadtrat einen harten Abend verleben musste, die Tafel aufgehoben und die Bude abgeschlossen. Die kann übrigens gerne für Familienfeiern gemietet werden. Bis 50 Personen haben Platz, der Preis liegt je nach Strom und Wasserverbrauch um die 50 €. Bei den Westsiedlern, der Name sagts, feiert der Osten im Westen.

 

1 Kommentar

    • Erik W. auf 14. Oktober 2019 bei 12:36
    • Antworten

    TOP!
    Die machen was und labern nicht nur.
    Grüße an alle die, welche irgendetwas sinnvolles für die Gemeinschaft tun.
    Schöne Woche Euch!

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