Nicht mehr und nicht weniger als das Fahrradklima in Markranstädt stand auf dem Prüfstand, als der ADFC zur Umfrage aufrief. Und siehe: Erstmals in der Geschichte dieser Aktion kamen auch zwischen Zschampert und Floßgraben genügend Stimmen zusammen, um in die bundesweite Wertung einzugehen. Ergebnis: Markranstädt belegt Platz 78 (von 186) in der Klasse der Städte unter 20.000 Einwohnern. Und wie sehen Satiriker das Fahrradklima hier? MN-Volkskorrespondent Jabadu hat sich mal umgesehen und -gehört.
Der Fahrradklimawandel in Lallendorf ist bei weitem nicht nur jenen Verkehrsteilnehmern geschuldet, die gar nichts dafür können, dass sie nichts dafür können. Also jenen, die mit Sprachkursen und weiten Reisen zur Scheck-Ausgabestelle derart geschurigelt werden, dass sie gar keine Zeit haben, sich mit den Gepflogenheiten im Straßenverkehr einer Mega-City wie Markranstädt zu beschäftigen.
Das Carsharing, das die Grünen für Markranstädt aus der Taufe heben wollen, funktioniert mit Drahteseln nicht nur bei diesen Pedalrittern längst schon völlig störungsfrei. „Fahrrad-Teilen“ hat sich auch unter Ureinwohnern geradezu geräuschlos etabliert und wird großzügig genutzt. Wie selbst MN-Satiriker bereits am eigenen Leibe erfahren durften, befindet sich eine der Tausch-Zentralen am einst schönsten Biergarten der Stadt, dem Domizil „Zum Nichtmichel“.
Das Bike-Sharing funktioniert ganz einfach mit einem Zangencode, der selbst von zugekokstesten Meth-Konsumenten problemlos beherrscht werden kann. Danach heißt es aufsteigen, losfahren und das Rad dann wahlweise am Zielort oder in einem Straßengraben abstellen.
Leider klappt das Rückführen der zeitweilig genutzten Fahrräder zum Startort noch nicht so optimal. Das dafür gebundene Vertragsunternehmen mit den blauen Lichtern auf den Autos schwächelt. Es dauert Monate, bis dessen Mitarbeiter den Standort der Fahrräder, wenn überhaupt, finden. Das spiegelt sich auch im Fahrradklima-Test wieder. Fahrraddiebstahl ist ein Kriterium, das die Stadt Markranstädt mit der Note 4,2 in die Tiefe reißt.
Eine Änderung der Situation, sprich also Abkühlung der Fahrradklimaerwärmung, ist leider auch nicht in Sicht. Das liegt am Wesen des Fahrraddiebstahls. Nach einer solchen Tat begibt man sich zwangsläufig auf die Flucht und ist daher in Bewegung. Die staatliche Exekutive hat sich jedoch dazu durchgerungen, sich ausschließlich mit dem Halten und Parken zu befassen. Ruhenden Verkehr nennt die das. Und nicht einmal das macht sie richtig. Zumindest nicht auf Radwegen, wie die Schulnote 4,2 belegt.
Okay, Note 4 ist bestanden, bestanden ist gut und gut ist Note 2. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder Radfahrer selbst beurteilen. Es gibt auf jeden Fall noch genug zu tun. Was allerdings wirklich schlecht ist: Grade mal 77 Markranstädter (0,48% der Einwohner) haben am Test teilgenommen. Hoffentlich waren es auch Markranstädter…
Machen wir es also genauso wie die Ordnungshüter und kümmern uns erst mal um das Halten und Parken. Genauer gesagt mit dem Beginn und dem Ende des Halteverbots. Einheimische Fahrzeugführer wissen natürlich ganz genau, dass ein solches mit dem Zeichen „Halteverbot“ beginnt und an der nächsten Kreuzung oder Einmündung aufhört – ohne Schild. Ganz automatisch. Sonderfall: das Halteverbot endet noch vor einer Kreuzung.
Das verstehen wir und haben es schon immer verstanden. Dass man jetzt in unserer Stadt zunehmend feststellen muss, dass vor Kreuzungen und Einmündungen ein Extra-Schild „Ende Halteverbot“ thront, kann dann wohl nur einer besonderen verkehrserzieherischen Verantwortung bei der Integration von Bevölkerungsgruppen zugeschrieben werden, die zu Fuß hierher gelangt ist.
Beispiele aus der Praxis
Klarer Fall – wer käme hier schon auf die Idee, genau in der Einmündung zur Salzstraße zu parken? Wüstenschiffe ausgenommen.
Foto unten: Hier kommt Unsicherheit auf. Einheimische wissen, dass das Halteverbot natürlich vor der Einmündung aufhört und fragen sich zu Recht, wieso das Schild nach der Einmündung steht und warum überhaupt? Und anstatt wie bisher üblich das Schild falsch vor die Einmündung zu stellen, hat man es diesmal noch falscher an den Beginn des neuen Straßenabschnitts gepflanzt.
Das heißt, nach dem Hoßgraben endet das Halteverbot, obwohl keines begonnen hat. Dieses Kuriosum ist aber in Markranstädt so neu nicht. Es gibt ja hier auch Schilder, die das Ende eines Radweges anzeigen, obwohl er nirgendwo einen Anfang hat.
In der Lausener Straße wird es schon schwieriger. Ausgerechnet im direkten Umfeld internationaler Begegnung, muss der fremdländische Verkehrsteilnehmer unserer Sprache mächtig sein. Und er muss Entfernungen schätzen können. Das Beste ist, wenn er die Strecke vorher mal abschreitet. Hat er 50 Meter hinter sich gebracht, steht er auf der Zwenkauer Straße.
Nach der Straßenverkehrsordnung endet das Halteverbot sowieso an der Einmündung Krakauer Straße. Aber, wie gesagt: Zu Lehrzwecken und nicht für Markranstädter bestimmt, ist das schon in Ordnung mit der Streckenangabe. Und man erlernt zugleich dem Umgang mit dem Zahlenraum bis 50. Übung macht den Meister.
Selbst bei aktuellen Aktionen, wie gerade bei der bevorstehenden Frühjahresreinigung, werden Halteverbotsschilder großzügig aufgestellt. An der Hordisstraße beginnt das Halteverbot und an der Lausener Straße endet dieses automatisch. Ergo, das erste Schild an der Hordisstraße würde für einheimische Kraftfahrer völlig ausreichen, um das Halteverbot anzuordnen.
Aber im täglichen Transit brauchen Verkehrsteilnehmer aus anderen Regionen wohl auch hier unsere spezielle Unterstützung. Sie sind wahrscheinlich so stark vom Fahren beansprucht, dass sie schon nach fünfzig Metern das vorherige Schild vergessen haben. Nur so ist es zu erklären, das auf 220 Metern Länge insgesamt 8 (in Worten: acht!!!) zusätzliche Verkehrszeichen auf beiden Seiten aufgestellt wurden.
Und was bringt das nun alles? Ortsfremde werden doppelt gemoppelt informiert, ohne Informationen zu bekommen. Der Veranstalter dieser Schildbürgerstreiche hat wahrscheinlich das großzügige Aufstellen der Schilder als freiwillige Aufgabe im Haushaltplan verankert und die benötigten finanziellen Mittel bereitgestellt. Wir haben`s ja. Kostenlos sind die Schilder nicht.
So erfolgreich die Sache gesehen wird, birgt sie doch für die Einheimischen eine latente Gefahr. Es darf sich niemand daran gewöhnen, dass das Halteverbot nur dort endet, wo ein Schild darauf hinweist. Nach wie vor gilt: Das Ende ist an der nächsten Einmündung. Wer von den Zettelwirtschaftern ein Knöllchen kassiert, kann sich nicht auf fehlende Schilder berufen. Und Knöllchen sind begehrt. Letztendlich dienen die Einnahmen auch zur Refinanzierung der Aufforstung des Schilderwaldes.
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