… und tschüss bis nächstes Jahr

 

Das war’s endlich! Mit dem heutigen Tag steht das beschissenste Jahr 2020 der Weltgeschichte auf der Schwelle zur Vergangenheit. Schnell vergessen, rät der menschliche Instinkt. Aber zum Glück haben wir noch unsere Bundesregierung. Sie sorgt dafür, dass uns was bleibt, das uns sehnsuchtsvoll auf das Corona-Jahr zurückschauen lässt. Beim Blick auf die ab morgen geltenden Sprit-Preise werden die Gesichter so lang, dass die Masken-Hersteller ihre Produktion auf Hochformat umstellen müssen. Schauen wir deshalb nicht nach vorn, sondern noch einmal kurz zurück auf die letzten glücklichen Tage in Markranstädt.

Weil die große Stadtkirche angesichts der Abstandsregeln trotzdem zu klein war, wurden die Christvespern am Heilig Abend auf eine Leinwand am Marktplatz übertragen.

Die Idee des Public Viewing ist nicht neu, aber in Corona-Zeiten doch schon recht gewagt. Noch abenteuerlicher erscheint das Vorhaben vor dem Hintergrund des auf Tradition ausgerichteten Leitbildes des christlichen Religionsanbieters. Den Staub der Geschichte mit moderner Bühnentechnik vom Buchdeckel zu blasen, ohne dabei Corona-Viren aufzuwirbeln, ist selbst für ein in 2000 Jahren gereiftes Glaubenskombinat eine Herausforderung.

Dass dieses Vorhaben ein voller Erfolg wurde, von dem Markranstädt sogar in den folgenden Tagen noch sprach, lag aber nicht nur an der zeitgemäßen Leinwand-Alternative. Und auch nicht daran, dass dadurch erstmals in der Markranstädter Weltgeschichte sogar Hunde an der Christvesper teilhaben durften.

Sogar Idefix bekam seinen Segen.

Sogar Idefix bekam seinen Segen.

Mit dem diesjährigen Krippenspiel haben die Darsteller, vor allem aber Autor Michael Zemmrich, Maßstäbe gesetzt! Das Stück ist ein leises Feuerwerk intelligent verwobener Gesellschaftskritik, ganz ohne Knallerei und bunte Explosionen, aber mit ganz großer Aussagekraft! Man muss genau hin- und aufmerksam zuhören, es sich gern auch zwei- oder dreimal reinziehen, aber das lohnt sich!

Das Stück ist die hohe Kunst der Adaption von Moral einer alten Geschichte auf unsere heutige Zeit. Allein deren begrenzte Ausbreitung auf den Raum zwischen Zschampert und Floßgraben steht der Nominierung für einen der großen Kulturpreise zwischen Elbe und Rhein entgegen.

Unsere Empfehlung: Schauen Sie sich das Krippenspiel ruhig (noch) einmal an und achten Sie gut auf die Worte.

Passend zur besinnlichen Zeit schrieben in Markranstädt zwei junge Muslima aus Syrien 2020 eine ganz besondere Weihnachtsgeschichte.

Unter Anleitung ihrer Oma gingen die kleinen Mädchen mit Papier, Schere und Buntstiften ans Werk, fertigten kleine Engel und verschickten diese Weihnachtsgrüße als „Briefe gegen Einsamkeit“ an Markranstädter Senioren.

Zwei Weihnachtsengel in der Werkstatt.

Zwei Weihnachtsengel in der Werkstatt.

Inspiriert wurde das junge Team von der Markranstädterin Renate Röder, die dann von einer ihrer ehemaligen Deutsch-Schülerinnen quasi live aus einem Markranstädter Seniorenheim völlig ungefragt das Feedback bekam.

"Briefe gegen Einsamkeit" soll auch nach Weihnachten weitergehen. Vielleicht beteiligen sich noch mehr Kinder daran?

„Briefe gegen Einsamkeit“ soll auch nach Weihnachten weitergehen. Vielleicht beteiligen sich noch mehr Kinder daran?

Die syrische Krankenschwester teilte ihrer Ex-Sprachlehrerin mit: „Die Reaktionen der Beschenkten waren überwältigend. So große Freude …“.

Clark-Chriswold-Avard

Ganz traditionell wurde Weihnachten auch im Markranstädter Bürgertum begangen. Lichter standen wie immer ganz oben auf der Agenda.

Clark Chriswold's 25.000 importierte italienische Glühbirnen in Gärnitz? "Rusty, Trommelwirbel!"

Clark Chriswold’s 25.000 importierte italienische Glühbirnen? „Rusty, Trommelwirbel!“

Die Eigentümer eines Grundstückes in Gärnitz haben sich dabei mit ihrer Installation nachhaltig um die Nominierung für den „Clark-Chriswold-Award“ der deutschen Energiewirtschaft beworben.

Besonders innovativ: Zwar wird durch den Energiebedarf der Ausstieg aus Atomkraft und Braunkohle weiter nach hinten geschoben, aber …

Der Zeiger des Stromzählers erzeugt so viel Wind, dass sich die Klimaerwärmung abkühlt!

Der Zeiger des Stromzählers erzeugt so viel Wind, dass sich die Klimaerwärmung abkühlt!

… zugleich sorgt der zum Ventilator mutierende Zeiger des Stromzählers für eine Abkühlung der Klimaerwärmung. Gewusst wie!

Abschließend noch ein Blick ins politische Markranstädt. Hier gibt es frappierende Parallelen zum Weißen Haus in Washington. Nicht nur Donald Trump ist bei der Auszählung der zurückliegenden Wahl um die Früchte seiner Arbeit betrogen worden und schielt deshalb noch mit einem Auge auf seinen Sessel im Oval Office.

Auch in Markranstädt gibt es Hinweise darauf, dass noch letzte Funken für ein „weiter so“ glühen. Darauf lassen zwei Wahlplakate in Großlehna schließen, die der Bewerber möglicherweise in der Hoffnung auf einen dritten Wahlgang gleich hängen ließ.

Vom Himmel hoch, da komm ich her.

Vom Himmel hoch, da komm ich her.

Andere Stimmen behaupten, Scherzbolde oder Kritiker aus dem gegnerischen Lager hätten das Konterfei mithilfe jener Stangen, mit denen in Großlehna der Mond an den Nachthimmel geschoben wird, so weit in die Wolken gedrückt, dass der BM a.D. nicht mehr ran kommt. Auf dass es nächstes Weihnachten heiße: „Vom Himmel hoch, da komm ich her!“

Hoffnung für 2021

Na ja, jedenfalls sind die beiden Poster pünktlich vorm Jahreswechsel nun zu einem Verwaltungsakt im Rathaus geworden. Es lebe der Vorgang. Und für uns bleibt die hoffnungsvolle Aussicht, dass es auch 2021 genug Stoff für abwechslungsreiche Unterhaltung gibt.

In diesem Sinne: Ihnen allen einen guten Rutsch und ein gesundes, erfolgreiches Neues Jahr!

 

2 Kommentare

    • Bekannt auf 1. Januar 2021 bei 14:04
    • Antworten

    Ich wünsche ein gutes Neues Jahr für die Kellergeister im Nachtschichtenkeller und natürlich alle Leser!

    Zu letzterem in Eurem Beitrag … Insider erkennen , dass das Konterfei des Ex-Bürgermeisters an der Grundstücksgrenze der Ex-ex-Bürgermeisterin hängt. Vielleicht kann sie sich einfach noch nicht davon trennen?

    1. Tut der Sache keinen Abbruch. Im Gegenteil. wir kommen dem biblischen Gleichnis immer näher. Von der Heiligen Ein- sind wir somit inzwischen bei der Zweifaltigkeit angelangt. Der Vater und der Heilige Geist sozusagen. Demnächst auf dieser Bühne: Das unbefleckte Verhängnis.

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